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Saufnix  
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Dieses Thema hat 46 Antworten
und wurde 7.107 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
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Grosser Bruder Offline




Beiträge: 5.064

16.09.2005 00:36
RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

Hi Leute,

habe mich heute angemeldet, nachdem ich bereits seit etwa 3 Wochen nicht nur in diesem Forum 'rumgelesen habe.
Ich bin seit mehr als 20 Jahren (nach Diskussion mit meiner Frau: 22-24 Jahre) das, was man einen 'trockenen' Alkoholiker nennt. Ihr werdet Euch fragen, was ich dann hier will. Genau genommen wäre ich vor ein paar Wochen selbst nie auf den Gedanken gekommen, im www nach einem Alkoholiker-Forum überhaupt nur zu suchen; DAS Thema ist für mich persönlich schon lange gegessen.
Die Antwort ist ganz einfach: ich bin nicht nur trocken sondern auch ein 'Co'. Ein naher Verwandter (nicht meine Frau) ist aktuell dabei, sein Leben derart in den Dreck zu fahren - Führerschein, Haus, Frau und Arbeit weg-, das es mir den Atem raubt. Ich habe mich innerhalb der letzten 6 Jahre (seine Alk-Karriere dauert aber schon länger) zum 'perfekten' Co-Abhängigen entwickelt und habe jetzt erkannt, daß ich absolut machtlos bin.
Ich will aber lieber von mir schreiben, das hilft mir dann vielleicht, meinen Frust über meine Machtlosigkeit zu verarbeiten. Nach dem, was ich in diesem Forum gelesen habe, sind hier Leute versammelt, die wenigstens 'zuhören' und denen ich vielleicht den einen oder anderen Tip geben kann.
Meine Alk-Karriere verlief eigentlich 'ganz normal', so von Schule/Sportverein über Bundeswehr zum Studium mit steigendem Alkoholkonsum. Am Ende der Alk-Karriere habe ich dann heimlich und/oder alleine und täglich getrunken, obwohl ich Alk eigentlich nie vertragen habe - ich mußte mich jedesmal am Morgen danach D.H. TÄGLICH (!) übergeben. Das weiß ich noch ganz genau, weil ich NIE mehr gekotzt habe, seitdem ich nicht mehr trinke!
Die zwischenzeitlichen Angiftungen meiner damaligen Freundin, ich soll langsam machen oder nicht so viel saufen, die hab' ich ignoriert. Bis zu dem Abend, als ich mit meinem Schwager 'mal wieder auf Tour war und sie morgens zur Arbeit mußte (ich war ja Student und konnte frei machen). Sie hat mich (meinen Schwager hab' ich irgendwo verloren) dann irgendwie in der früh eingesammelt und zu Hause sind dann ein paar Gegenstände durch die Luft geflogen. Ich bin zu ihr 'rüber weil ich wollte, daß sie aufhört. Es gab in kleines Handgemenge und sie hat mich gekratzt und ich weiß nicht, was es war, der Ausdruck in ihren Augen die Situation (Handgemenge/ich über ihr), aber mir ist selbst mit benebeltem Hirn klar geworden: hier stimmt etwas nicht (ich weiß heute, daß dies mein 'Klick'-Erlebnis war)!
Ich hab' dann von ihr abgelassen und meinen Rausch ausgeschlafen; am nächsten Tag hat sie mir dann ein Ultimatum gestellt: sie oder der Alk, wobei sie eigentlich bereits offene Türen eingerannt hat - ich war noch geschockt von dem 'Klick'-Erlebnis. Nun ja, meine damalige Freundin ist heute meine Frau. Das klingt jetzt ein bissel schnulzig, ist aber so.
So, daß war im Kurzstil meine Alk-Karriere, natürlich gibts da noch ein paar Ecken und Kanten bis zum heutigen Tag.
Mir liegt aber im Moment etwas mehr auf dem Herzen, nämlich eine Kurzzusammenfassung, wie man trocken werden kann, so wie ich es sehe aus meiner Erfahrung (persönlich wie auch aus meinem Umfeld). Im wesentlichen kann ich die hier bereits getroffenen Aussagen unterstreichen, möchte sie aber ein wenig ergänzen.
1.) Trocken WERDEN, mußt Du selbst wollen. Ich habe hier gelesen, daß man das nur erreicht, wenn man es für sich selbst tut. Das halte ich für nicht ganz richtig. M.E. reicht zum trocken WERDEN auch eine starke Beziehung zu einem anderen Menschen (Partner oder eine Mutter/Kind-Beziehung) aus, d. h. Du kannst es ganz zu Anfang 'für' diesen Menschen tun, ABER um trocken zu BLEIBEN mußt Du dich wirklich SELBST neu orientieren.
2.) Physische Bestandsaufnahme (Entgiftung): hab' ich selber nicht gebraucht, kann ich nix dazu sagen aber lebensgefährlicher Selbstentzug muß nicht sein!
3.) Soziale Bestandsaufnahme (intern): hast Du Verwandte/Bekannte, die Dein Alk-Problem kennen oder es ahnen (weil sie Dich schon darauf angesprochen haben)? Und hier wird m.E. oft 'was falsch gemacht. Ich weiß, es ist schwer, Du schämst Dich wegen Deines Problems (?). ABER, DENK NACH ! Erstens, mach Dir klar, daß Alkoholismus eine Krankheit ist und zweitens, willst Du ja jetzt damit aufhören (das ist doch was gutes) - wofür also jetzt schämen ???
Also nicht verkriechen, im Gegenteil. Leg bei diesen Personen die Karten auf den Tisch, sag' was Du vorhast und mach' sie zu Deinen Verbündeten!
4.) Soziale Bestandsaufnahme (extern): welche Institutionen (SHG, Therapie ambulant oder stationär) kann ich noch in Anspruch nehmen. Klar, jede Hilfe annehmen. Ich selbst habe keine Erfahrung, weder mit SHG noch habe ich je einen Therapeuten gebraucht. Ich weiß heute nur, daß ich damals eine einjährige Therapie (inklusive Umorientierung) gemacht habe ohne zu wissen, daß es eine war.
5.) Wenn Du das alles geklärt hast - Du hast dann so viel Hilfe und so viele Verbündete, wie Du kriegen kannst, DANN LASS' DAS ERSTE GLASS STEHEN. Diesen Satz kann ich nur unterstreichen; wenn es sowas wie eine absolute Wahrheit gibt, dann steckt sie in diesem Satz! Ich selbst habe es mit einer einzigen, unfreiwilligen Ausnahme (so was gibts tatsächlich) seit damals stehen gelassen.
Wenn Du Druck spürst, ruf' einen Verbündeten (deswegen brauchst Du ja so viele wie möglich)! Ansonsten gibt es hier in diesem Forum jede Menge klasse Tips, wie es die Leute im einzelnen schaffen bzw. geschafft haben, trocken zu bleiben.
Ach übrigens, das mit dem 'kontrolliert trinken', das ist einfach nur GÜLLE (das Wort, das mit 'Sch' beginnt, soll man ja hier nicht schreiben) und ich werd' mich sicher nochmal dazu äußern, allein schon deshalb, weil mir dabei jedesmal die Galle hochkommt!

So, ich hoffe, dieses Posting liest der eine oder andere und ich würde mich über Kommentare freuen (kann aber erst ab Montag Abend antworten).

L.G. Grosser Bruder


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

16.09.2005 07:33
#2 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

Hi,

Na mit 20 Jahren hast Du ja immerhin schon mal einen guten Anfang gemacht

Wie macht man eine Therapie, ohne es zu merken?

Wünsch Dir was

der minitiger


Seele62 Offline



Beiträge: 635

16.09.2005 10:30
#3 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

Hallo grosser Bruder,

ich bin Dir unendlich dankbar für Deinen Beitrag.
Ich stehe noch am Anfang, jetzt 5 Wochen trocken und zum 1.Mal den wirklichen Wunsch verspürend, es auch zu bleiben und nicht nur wieder zu pausieren.
Ich bin Dir sehr dankbar dafür, dass Du erwähnt hast, dass man es auch erstmal für einen anderen Menschen tun kann, denn es heißt ja immer, Du sollst es für Dich tun.
Aber ich hatte immer das Gefühl, ich werde es zuerst für meinen Sohn tun, dachte nur immer dies bloß nicht auszusprechen.

Für mich war es eine große Hilfe, was und wie Du geschrieben hast.
Ich wünsche Dir alles Liebe.
Seele

Mich würde es auch interessieren, wie man eine Therapie macht, ohne es zu merken.


CatLike Offline




Beiträge: 164

16.09.2005 11:04
#4 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

Hallo, großer Bruder!
Ganz toll Deine Offenheit

Hat mir gerade ein ganzes Stück Denkarbeit besorgt, Dein Beitrag!

Danke!

CatLike


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

16.09.2005 11:05
#5 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten




Hallo Großer Bruder,

herzlich willkommen hier im Forum ,

...das mit der Therapie wo du nicht gewusst hast das es eine ist, das würd´mich auch interessieren.

liebe Grüße
Ramona


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

16.09.2005 11:25
#6 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

Moin moin,
da ich einen recht besserwisserhaften grossen bruder habe, tue ich mich ehrlich gesagt etwas schwer mit deinem nick.
Muss da erst einmal einen haufen assoziationen beiseite räumen- u.a. hat es deutlich etwas "gönnerhaftes für mich".
Soll dein problem nicht sein- ich erwähne es, weil dein nick nun mal so einiges in mir auslöst.
Das mit der therapie interessiert mich klar auch und den teil:

Zitat
Ich selbst habe es mit einer einzigen, unfreiwilligen Ausnahme (so was gibts tatsächlich) seit damals stehen gelassen.


würde ich auch sehr gerne verstehen- reicht meine phantasie heute morgen nicht für aus.
Ansonsten ein herzliches willkommen bei den saufnixern und nixen geschickt.
Lieben gruss
Hermine


Seelchen ( gelöscht )
Beiträge:

16.09.2005 13:02
#7 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten


Grosser Bruder Offline




Beiträge: 5.064

16.09.2005 15:00
#8 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

Hi Leutz,

ich kann leider vor frühestens Sonntag Abend nicht antworten. Im Moment sitz ich auf der Arbeit, den Chef vor Augen und fahre gleich nach der Arbeit nach Baden zu meiner Tante, die kommt heute aus dem Krankenhaus.
Ich werde aber ganz bestimmt antworten, so schnell ich kann (bin halt auch kein Fingerakrobat).

L.G. Grosser Bruder


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

16.09.2005 15:06
#9 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Hermine 2
weil dein nick nun mal so einiges in mir auslöst.



hast Du Probleme mit "big brother is watching you"...na ja, 1984 war vor knapp mehr als 20 Jahren


ben bremser Offline



Beiträge: 955

16.09.2005 15:20
#10 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

nee minitiger, da merkt man doch gleich, dass du keine glotze hast.
heutzutage watscht big brother nicht mehr auf you, sondern
you watching "Big Brother"...

...aber solch schreckenszenario konnten weder orwell noch huxley vorausahnen...


soyyo Offline




Beiträge: 832

16.09.2005 18:03
#11 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

hi Grosser Bruder,


ein herzliches willkommen hier auch von mir, der wie Hermine auch ein kleiner bruder ist und mit seinem grossen, als soyyo noch viel kleiner war, riesige probleme hatte, heut aber nicht mehr so besonders.

da du jetzt erstmal sendepause hast in deinem thread, von mir was zu der frage vom für sich selber machen.

ich würde höchstwahrscheinlich jetzt noch saufen, wenn ich wegen meiner liebe zu meiner frau, das heisst der angst, sie zu verlieren, nicht ernsthaft angefangen hätte aufzuhören. das war bei mir der kick zum abstinenzentschluss. ich wollte zuerst wegen ihr, dann auch wegen mir abstinent sein. das führte bei mir zu einem zwischenresultat und einer verschiebung: ich hatte, nein, ich machte einen rückfall; von dort an begann ich, wegen mir selbst ein trockenes leben zu gehen.
in meinem leben hat das wohl so sein sollen.

Grosser Bruder, wenn du seit mehr als zwanzig jahren zufrieden abstinent bist, dann erzähl mir ruhig, das wär so, weil du das für deine frau sein willst. aber das sagst du ja gar nicht, wenn du das trocken-bleiben unter das für-sich-selbst stellst. ich habe auch nicht das gefühl, dass wir jetzt über trocken-werden und trocken-bleiben streiten. wege zur abstinenz mögen verschieden sein.

oder, Seele?

was nämlich mich anlangt: ich liebe meine frau noch immer. ist trotzdem weg und happy end in sicht nicht wirklich. aber mein trocken-leben fühlt sich trotzdem gut an. wenn’s mit ihr wieder wird, werd ich deswegen nicht saufen. ich werde erst einmal wegen gar nix wieder saufen.

ciao,

soyyo


Adebar Offline




Beiträge: 2.529

16.09.2005 22:29
#12 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

Zitat Soyyo:

ein herzliches willkommen hier auch von mir, der wie Hermine auch ein kleiner bruder ist


Hi Hermine!

Diesen Satz hätte ich gerne ins Thema "outen" kopiert,weiss aber leider nicht wie das geht.

Mine,eine Frage musst Du Dir von mir gefallen lassen.Warum weiss Soyyo mehr als ich?
Und noch eine:Meinst Du die Wahrheit würde unserer Freundschaft Abbruch tun?

LG
Inge


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

16.09.2005 22:39
#13 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

Moin Minitiger,
du tiritierst mich ehrlich gesagt.
Ich finde ich habe rech deutlich zum ausdruck gebracht warum dieser nick für mich mit assoziationen umlegt ist.
Ganz ehrlich und aus dem bauchgefühl heraus- was soll also dieses teil zitat? Mein bauch fühlt sich gerade richtig heiß an, ein sicheres zeichen für wut- jupp ich fühle mich gerade verarscht von dir. Also noch mal im klartext- grosser bruder, hat für mich rein gar nichts mit orwell oder rtl zun- sondern mit über 40 jahren gelebter hermine geschichte. Ich hätte dies ja auch gar nicht von mir preisgeben müssen- hab ich aber, weil es nun mal die genannten gefühle ausgelöst hat- im gegensatz dir find ich sie nicht lustig und das, möchte ich dich bitten, zu respektieren.
So nun wieder abgeregt, somit auch mit einen netten gruss
Hermine


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

16.09.2005 22:44
#14 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

Liebe Inge, hätte ich dein post vor meiner zicken antwort an den mintiger gelesen, wäre sie wohl nicht so angezickt ausgefallen, weil wegen ich so lachen und lächeln muss.
Nun ist es raus und du weißt jetzt warum ich so eine tiefe stimme habe- sorry liebes, ich hätte es dir bestimmt irgendwann gesagt- bin froh und erleichtert das es nun raus ist.
Und nein, von meiner seite her ist es kein grund für einen abruch unserer freundschaft , die mir, by the way, schon was bedeutet du.
Lieben Hermine gruss dir geschickt


soyyo Offline




Beiträge: 832

17.09.2005 00:52
#15 RE: Zwanzig Jahre danach Zitat · Antworten

jesses awwer ,

manchmal ist die sprache schwierig, dreimal nachgelesen und trotzdem verkehrt: klar, ich meinte, ich hab auch 'nen grossen bruder wie Hermine, die 'nen grossen bruder hat. haben aber eh alle kapiert --- also, ich auch jetzt.

sodenn, Inge, weisst du's mindestens so gut das alles wie ich schon aber auch jetzt --- und so.

tschautschau,

soyyo


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