ZitatMein erstes Studiensemester z.B. verbrachte ich trocken, und danach gings so richtig bergab. Mir fehlte zu dem Zeitpunkt die Vorstellung, wie mein Leben ohne Alkohol aussehen konnte
I see. Du meinst, dass der Gedanke kurz nach der Therapie durchaus vorstellbar war, dann mit den Problemen aber an Gestalt verlor?
ZitatUnd weil ich das alleine nicht schaffen konnte, nahm ich professionelle Hilfe an, ging danach zur SHG.
Ist ja echt ein Bilderbuchausstieg. Klingt so einfach. Aber auch ich weiß, was dahinter steckt.
Wie sahen denn die ersten Versuche aus? Wie lange hast du dann bis zum endgültigen Absprung gebraucht?
Ich finde es echt enorm, so jung konsequent auszusteigen , deswegen bohre ich hier so rum.
ZitatGepostet von kahani Du schreibst und besuche seit einiger Zeit regelmäßig AA Gruppen.
Bist Du erst nach längerer Zeit der Trockhenheit zu den AAs gegangen und hast Du von Anfnag an an den Meetngs der AA teilgenommen?
Gute 24 Stunden Anita
ich hätte besser "seit einiger Zeit wieder regelmäßig AA Gruppen" geschrieben.
Ich habe während der Therapie AA richtig kennengelernt und bin danach ca. zwei Jahre regelmäßig gegangen. Danach viele Jahre nicht mehr und jetzt gehe ich wieder seit etwas mehr als einem Jahr, allerdings in eine andere Stammgruppe, denn meine alte gibt es nicht mehr.
Erwähnen möchte ich bei der Gelegenheit, daß ich einen Freund nach 19 Jahren wiedergetroffen habe. Kurioserweise per Internet, wir stellten dann fest, daß wir in derselben Rumpelkammer unsere AA Stammgruppe hatten und eine Zeit gemeinsam gegangen sind(er ist noch zwei Jahre länger trocken als ich). Wir durften beide trocken bleiben und gehen heute wieder gemeinsam in ein Meeting(und sehen uns auch sonst öfter). Das war ein wunderbares Erlebnis und ich gönne jedem hier die Freude, so etwas einmal miterleben zu dürfen.
Danke für Deine Erklärungen. Nun kann ich den Ablauf besser verstehen,
Ich wurde bei den AAs trocken und bin das bis zum heutigen Tag auch geblieben. Dann bin ich so knapp 10 Jahre in die Meetings gegangen. Anfangs wöchentlich mehrmals , später einmal die Woche. Vor drei Jahren habe ich damit aufgehört, habe aber immer noch an AA Onlinemeetings teilgenommen. Irgendwann wusste ich dann, das ich mich bei AA nicht mehr wohl fühlte. Das beruhte aber auf der Organisationsform außerhalb der Meetings.
Ich bin langsam aus AA rausgewachsen. Vieles Inhaltliches der AA zum Bespiel die 12 Schritte sind natürlich in mir drin und ich bemühe mich danach zu leben.
ZitatMein erstes Studiensemester z.B. verbrachte ich trocken, und danach gings so richtig bergab. Mir fehlte zu dem Zeitpunkt die Vorstellung, wie mein Leben ohne Alkohol aussehen konnte
I see. Du meinst, dass der Gedanke kurz nach der Therapie durchaus vorstellbar war, dann mit den Problemen aber an Gestalt verlor?
Mein erstes Studiensemester war 1983, da hatte ich meinen Wehrdienst hinter mir und auch die ersten richtig gruseligen Erlebnisse mit und ohne Alkohol. Ich wollte mir selber (und vor allem den anderen) immer wieder mal beweisen, daß ich nicht Alkohol-abhängig war. Also trank ich ein Semester lang nix. Als das Semester rum war, war auch die Zeit der Zurückhaltung vorbei. Danach ging gar nix mehr und es folgten drei sehr düstere Jahre.
Vor der Therapie 1986 fehlte mir also jegliche Vorstellung, wie mein Leben ohne Alkohol hätte aussehen sollen, weil alle Versuche fehlgeschlagen waren und es hinterher nur noch schlimmer wurde.
ZitatGepostet von felidaela
ZitatUnd weil ich das alleine nicht schaffen konnte, nahm ich professionelle Hilfe an, ging danach zur SHG.
Ist ja echt ein Bilderbuchausstieg. Klingt so einfach. Aber auch ich weiß, was dahinter steckt.
Wie sahen denn die ersten Versuche aus? Wie lange hast du dann bis zum endgültigen Absprung gebraucht?
Siehe oben, selbstauferlegte Abstinenz, diverse Wochenenden "ohne" a la "seht her, ich kanns doch!" und "auf die Kampftrinkerei hab ich eh keine Lust mehr". All das diverse Male in den Jahren 83 bis 86. Und hinter jedem Rückschlag (ich konnte es ja eben nicht) dann eine Riesenfrustration, und die Erkenntnis, daß irgendwas nicht stimmte mit meinem Leben.
1986 habe ich meine erste und einzige Therapie gemacht, die dauerte knappe zwei Monate und ich durfte den Alkoholismus in all seiner Hässlichkeit erleben. Ich blieb in der Notaufnahme als "Küchenmeister" und sah dort, was aus mir noch alles hätte werden können, wenn ich weitergetrunken hätte. Delir, Tod, Verblödung, Neurosen, ... Ein Horror-Kabinett erster Ordnung.
Ich bin heute dankbar, daß ich mein Leben nochmal zurückbekommen durfte.
Deine geschichte hat mich sehr an meine eigene erinnert und auch die anfänge der trockenheit, dieses wissen ganz tief innen ich kann und will nicht mehr trinken und gleichzeitig die absolute hilflosikkeit sich nicht vorstellen zu können, wie das funktionieren soll.
Ich hatte in der entzugsklinik ebenfalls AA kennengelernt, die sich dort vorstellten und habe nicht viel vom gesagten mitbekommen - nur das es menschen waren, die lange trocken waren(für mich unvorstellbar) und das ich die möglichkeit hatte jeden abend eine gruppe zu besuchen.
Mir hat das "nur für heute" das leben gerettet. Bis zur LZT bin ich wirklich jeden tag zur gruppe gegangen.
Heute habe ich eine stammgruppe, besuche sie zur zeit aber nicht regelmäßig.
Ich freue mich, das du hier an board bist und hoffe noch viel von dir lesen zu dürfen.
lieben gruß tamy
PS. Frage mich die ganze zeit, ob du der gerd aus dem chat bist- nun frage ich dich