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Saufnix  
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Dieses Thema hat 7 Antworten
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Emily Beagle Offline




Beiträge: 12

19.05.2014 16:51
Und jetzt? Zitat · Antworten

hallo zusammen,
und wie gehts jetzt weiter? ich bin jetzt seit mehr als sechs wochen trocken. verlangen nach alkohol: null (da seien die medikamente vor). ich besuche dreimal wöchentlich die gruppe, am montag habe ich ein gespräch mit einem psychiater. alles gut soweit. nur: wie weiter? ich bin seit langer zeit als journalistin selbstständig, aber - krisenbedingt - am umdenken. allerdings weiß ich nicht so recht was. ich habe im augenblick das gefühl, nur so vor mich hin zu leben. versteht mich bitte nicht falsch: das ist schon super - und dass ich das ganz ohne alk zusammenbringe - auch toll. aber - wie gings bei euch weiter, nach den ersten wochen? ich stelle mir so existenzielle fragen wie: wozu bin ich eigentlich da? was jetzt? und ich komme immer mehr darauf, dass der grund, warum ich gesoffen habe, angst war/ist. wovor? vor so ziemlich allen und allem. und das kommt jetzt natürlich wieder zum vorschein. eine freundin sagte mir letzte woche, ich wirke seit ewigen zeiten sehr bedrückt. und mein mann hat mir am wochenende gesagt: du wirkst jetzt immer so in dich gekehrt. und das stimmt auch, das merke ich auch selbst.

ich war schon immer gern allein - da gehts mir auch immer leidlich. am liebsten bin ich auch jetzt allein. gut ist das nicht. das weiß ich auch. ich merke auch, heute besonders in der gruppe, wie zornig ich manchmal bin. auch auf alle und alles.

und schließlich fühle ich mich auch ein wenig nutzlos. seit ich 20 jahre alt war, habe ich mein eigenes geld verdient. im augenblick lebe ich von meinem mann - und obwohl er das mit ganzem herzen für mich tut - es ist seltsam.

ich habe einfach das gefühl, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. was soll ich tun? etwas ganz neues anfangen? zum bewährten zurück kehren (obwohl mir dieser beruf oft nicht gut tat)? ratlosigkeit macht sich breit. vielleicht habt ihr ja einen rat oder mehrere räte ?
alles liebe, emily


Randolf Offline




Beiträge: 1.176

20.05.2014 08:39
#2 RE: Und jetzt? Zitat · Antworten

hallo Emily,

ich kann mich nur noch wenig an meine Anfangszeit erinnern, aber eine labile emotionale Befindlichkeit wie Verletzlichkeit, Dünnhäutigkeit und plötzlicher Zorn war auch bei mir im ersten halben Jahr vorhanden neben einer Euphorie die ich sehr genossen habe.

Die existentiellen Fragen nach Sinn meines Lebens, sowohl beruflich - ich war ca. ein Jahr zuhause ohne Job, jedoch finanziell gesichert - als auch nach grundlegenden Gesichtspunkten im Sinne von "Was-soll-ich-mit-mir-anfangen?" kamen immer mehr ins Bewusstsein. Die alte Perspektive ist weggebrochen, und was neues kommt nicht von heut auf morgen. Is 'n Prozess der viel länger dauert.

Dann kam irgenwann das Gefühl, trochen und ohne Alk "fest im Sattel zu sitzen" was'n Gefühl von Sicherheit mit sich brachte.
Die berufliche Achterbahnfahrt - die dauerte bei mir ca. sieben Jahre.
Und das alles ohne Alkohol zu meistern war ein super Training.

Lass dir Zeit, das wird schon. Nur meist nicht so wie man es "gerne hätte", da ist noch zuviel vom Vergangenen präsent.

Bei mir war's jedenfalls so dass sich die vermeintliche "Übergangsphase" als eigentiches Lebensrealität - da es einfach keine Sicherheit gibt - herausstellte. Wie wunderbar...!!!

Viel Glück

LG

"Lass das Wünschen und die vorsichtigen Berechnungen beiseite.
Was du am meisten fürchtest, ist bereits geschehen."


Rollemann Offline



Beiträge: 40

21.05.2014 11:16
#3 RE: Und jetzt? Zitat · Antworten

Hi Emily,

ich habe mal gelesen, dass das Gehirn vom Alkoholiker etwas durcheinander ist, wenn es Jahrelang falsch "erzogen" wurde. So wurde das wichtige Dopamin und/oder Serotonin (Glückshormon) in den nassen Zeiten künstlich hergestellt durch die Alkoholzufuhr. Jetzt wo der Alkohol fehlt, muss unser Gehirn sich langsam wieder dran gewöhnen dieses Hormon in ausreichender Menge selber herzustellen. Die Folge des Hormonmangels ist nun mal leider eine depressive Grundstimmung was ein Grund für deine geschilderten Symptome sein könnte.

Die einen versuchen das auszugleichen mit gerne mal zu schnell vom Arzt verordneten Antidepressiva, die anderen suchen andere Wege für einen Ausgleich. (Bei mir wirkten die ADs eher einschläfernd bzw. sorgten für eine allgemeine "null Bock Einstellung", Gleichgültigkeit und Antriebslosigkeit, weshalb ich die Dinger abgesetzt habe.)

Ich würde es an deiner Stelle mal mit Sport versuchen. Du musst nicht gleich einen Marathon laufen, aber 1 Stunde Sport am Tag wirkt garantiert "befreiend" und kurbelt den Dopaminhaushalt auf natürliche Weise an. Ein weiterer Vorteil: in der einen Stunde sind deine Gedanken auf was anderes Konzentriert als das worüber du dir jetzt sorgen machst. Und es wäre nicht das erste Mal, dass man eine Lösung für ein Problem findet, gerade dann wenn man NICHT krampfhaft nach einer Lösung sucht.


Diepaula Offline



Beiträge: 221

07.06.2014 07:57
#4 RE: Und jetzt? Zitat · Antworten

Liebe Emily,

wir haben fast gleich lang keinen Alkohol mehr getrunken. Ich jetzt 8 Wochen. Was mir immer klarer wird, durch das Lesen hier im Forum, die Antworten und durch mein Nachdenken hier im Urlaub: Das Trockenwerden reicht nicht.

Ich muss mein Leben grundlegend ändern. Was das ist, muss jeder selbst herausfinden. Bei mir ist es Ehrlichkeit, mich meinem Partner gegenüber mehr durchsetzen, mir selbst gerecht werden. Nicht immer auf meine Kosten auf andere Rücksicht nehmen.

Was läuft bei dir nicht richtig? Was möchtest du ändern? Vielleicht hilft dir eine Gesprächstherapie. Und Nachdenken - nimm dir die Zeit dafür.

Liebe Grüße

Paula


pueblo Offline




Beiträge: 2.288

07.06.2014 13:06
#5 RE: Und jetzt? Zitat · Antworten

Zitat
und schließlich fühle ich mich auch ein wenig nutzlos. seit ich 20 jahre alt war, habe ich mein eigenes geld verdient. im augenblick lebe ich von meinem mann - und obwohl er das mit ganzem herzen für mich tut - es ist seltsam.

ich habe einfach das gefühl, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. was soll ich tun? etwas ganz neues anfangen? zum bewährten zurück kehren (obwohl mir dieser beruf oft nicht gut tat)? ratlosigkeit macht sich breit. vielleicht habt ihr ja einen rat oder mehrere räte ?
alles liebe, emily



http://www.zeitzuleben.de/23138-immer-wi...r-gleiche-mist/

als journalistin weist du doch einiges.

sei doch einfach nur dankbar ,das du überhaupt geld hast -bekommst.
es gibt viele die aus einer entgiftung -therapie kommen, und richtige
und oft auch berechtigte existensängste haben.

orientier dich doch jetzt ganz in ruhe um .
information beim arbeitsamt usw
auch da bist du klar im vorteil,du hast fast alle zeit der welt etwas neues anzugehen.

die ad tabletten?
es gibt auch medikamente die dich zumindest etwas agiler machen
die auswahl ist nicht so gross , aber sprich die psychologen gezielt an.

es ist wirklich so ,das man immer wieder in den alten stinkenden misthaufen zurückkehrt.
weil man ja weiss wie er stinkt.
man weiss ja was man hat.
und unbekanntes macht eben angst.

nicht allen menschen aber vielen geht es so.
egal in welcher hinsicht.
ob in partnerschaften -beruf usw

nur initative dein leben zu ändern,
bei dir gerade das berufliche,
die muss von dir aus kommen.

braucht ja nicht alles auf einmal.

und wenn du drei schritt nach vorne machst
und zwei zurück ,
selbst so kommst du stück für stück weiter.

WENN DU ES WIRKLICH WILLST

___________________________________________________
muss es immer erst zappenduster werden,bevor uns ein licht aufgeht


Emily Beagle Offline




Beiträge: 12

10.06.2014 19:03
#6 RE: Und jetzt? Zitat · Antworten

liebe paula,
danke für deine freundlichen worte. die stimmen sicher auch. aber: ich hänge derzeit so tief in der depression (trotz medikamenten), dass sinnvolles nachdenken gar nicht möglich ist (ich trinke aber dennoch nicht - immerhin). aber ich denke viel daran, weil ich weiß, so paradox das jetzt klingt, es würde mir danach besser gehen. das ist falsch, das weiß ich - und deswegen werde ich es auch nicht tun. aber außer "anstrengend" finde ich mein leben sonst gerade gar nichts. ich bin die ganze zeit stocksauer (bei mir ist es eher eine "männliche" depression - ich heule nicht rum, sondern bin aggressiv - auch mir gegenüber, wenn auch nur verbal). gleichzeitig kann ich mich zu nichts aufraffen. also ehrlich, da ging es mir besser, als ich noch getrunken habe. natürlich weiß ich, dass das quatsch ist, aber es fühlt sich eben zur zeit so an. ich habe das gefühl, in einem kilometer tiefen loch zu sitzen - und das licht am ende des tunnels ist der zug, der mir entgegen kommt.

was ändern? das ist die 1 mio. euro-frage. ich weiß es nicht. ich sollte wohl, was auch immer, aber ich weiß nicht wie.

danke fürs "zuhören"

alles liebe

emily


Diepaula Offline



Beiträge: 221

29.06.2014 14:15
#7 RE: Und jetzt? Zitat · Antworten

Liebe Emiliy,

wie gehts dir heute? Bist du noch dran? Ist immer noch alles grau oder hat sich etwas geändert? (Besser gesagt: Konntest DU etwas ändern? Denn das tut kein anderer für uns, das muss man selbst machen, habe ich festgestellt)

Lieben Gruß

Paula


heinsberg Offline



Beiträge: 21

05.07.2014 20:18
#8 RE: Und jetzt? Zitat · Antworten

Hallo Emily und alle anderen!

So geht es mir auch derzeit. Ich frage mich oft: Was kommt denn nu? Oder: Wie geht es jetzt weiter? Was hat das Leben denn so für mich zu bieten?
War heute lange spazieren und habe mich selber nach meinen Zielen gefragt und konnte sie schwer beantworten, habe aber ein paar Ansätze gefunden, immerhin. Kleinigkeiten, die aber wohl in meinem Leben eine negative Rolle spielen, zu ändern. Meist betraf es das Zwischenmenschliche.
Habe mir im Kopf eine kleine Liste zusammen gestellt, die ich "abarbeiten" möchte.
Auf jeden Fall möchte ich nicht, dass der A. weiterhin mein Sinn des Lebens ist, das Trinken, der Rausch, das Vergessen, die schlechten Gefühle dadurch.
Vielleicht machst du sowas auch?

Mir fallen die Abende derzeit schwer. Sie sind sehr lang. Verabreden möchte ich mich nicht, da so gut wie alle Freunde/Freundinnen bei unseren Treffs A. trinken. Ich wüsste, das wäre zu früh und hart für mich. Denke viel an's Trinken, das nervt mich.
Vebringe daher viel Zeit draußen an der frischen Luft und hier im Forum.
Das hilft mir am meisten, weil man sich so gut wieder erkennt in den einzelnen Beiträgen.
Ich sage mir auch, dass ich Geduld brauche, es sind ja erst ein paar Tage "ohne".

Grüße von H.


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