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Saufnix  
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Dieses Thema hat 30 Antworten
und wurde 4.221 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
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ame Offline




Beiträge: 153

30.12.2018 19:16
#16 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

Sálü sailorette

Willkommen im Forum.
Die Frage in deinem Eingangspost war:

Zitat von sailorette im Beitrag #1
Gibt es vielleicht unter euch ähnliche Betroffene, die gerade in diesem Bereich arbeiten?

Nun, ich bin zwar aktuell keine ähnlich Betroffene.
Aber ich habe 1999 meinen Entzug vom Alkohol in einer Klinik gemacht, in der der Chefarzt selbst bekennender trockener Alkoholiker war.
Mir hat diese Ehrlichkeit großen Respekt eingeflößt und großen Mut gemacht, auch selbst ein Leben ohne Alkohol schaffen zu können.
Das ist mir auch bis heute rückfallfrei gelungen.

Es war die Suchtstation im Jüdischen Krankenhaus Berlin, der Arzt Dr. Rüdiger-Rolf Salloch-Vogel (heute 78 Jahre alt, Pseudonym: Rolf Zweifel).
Vielleicht kennst du ihn sogar.
klick hier: Das Kreischen der Rezeptoren
und hier "Gedanken über Rückfälle - Von Dr. R. R. Salloch-Vogel"

Er hat als trinkender Alkoholiker die Abhängigkeitsstation geleitet, und nach einem Klinikaufenthalt woanders - dann abstinent - dort weiter gearbeitet.

Will damit u.a. sagen:
Das Outing als selbst Betroffene muss nicht unbedingt im beruflichen Knock-Out enden.
Deine Arbeitgeber wissen, dass sie dir wegen einer Erkrankung nicht kündigen dürfen.
Die Expertise von eigener Suchterfahrung ist in deinem Arbeitsbereich wie eine zusätzliche Qualifikation.

Dein größeres Problem ist (so vermute ich) die Überwindung deiner eigenen Scham und Angst.
Vielleicht auch so etwas wie (nicht eingestandene?) Verachtung von Suchtkranken.
Den ersten Schritt hast du geschafft und dich hier geoutet.
Chapeau!

Nun mach Nägel mit Köpfen - wie das geht, weißt du selbst am besten.
Einen Schritt vor den anderen.
Der Weg ist nicht einfach. Aber er lohnt sich. Jeden einzelnen Zentimeter.

Alles Gute, bleib dran!




ame (aka amethysmena)
„Die subversivste Droge ist ein klarer Kopf.“


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malo Offline




Beiträge: 1.797

30.12.2018 23:09
#17 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

Ob es förderlich für die therapeutische Arbeit ist, darüber kann man wohl streiten.
Ich machte meine Therapie bei einem Therapeuten, der selber Alkoholiker war und der sogar
alle paar Jahre dazu neigte sich mal wieder abzuschießen. Warum er trotzdem dafür nicht
aus dem Job entfernt wurde,lag wohl an seinem fast schon legendären Ruf und daran, dass
er maßgeblich an dem Aufbau der Rehaeinrichtung beteiligt gewesen war.
Nichtsdestotrotz werden sich noch heute, Jahre nach seinem Ableben, die tollsten
Erfolgsgeschichten über sein Wirken erzählt...für mich war er das beste, was mir
passieren konnte...

Ich glaube in der heutigen Zeit wird keine/r über längere Zeit den Job machen können,
ohne aufzufallen. Fast überall ist es heute üblich in einem multiprofessionellen Team
mit Supervision zu agieren, da lässt sich eine Abhängigkeit nicht verheimlichen.

LG Malo

wer jeden tag kämpft
muss eines tages verlieren


kapoen Offline



Beiträge: 393

31.12.2018 05:42
#18 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

@grufti


klaro gibts das alles und warscheinlich mehr als uns allen recht sein kann! Trotzdem wirds dadurch nicht besser oder harmloser, auch wenns es letztendlich ein gar nicht so seltenes Phänomen ist, und auch ist es ganz sicher nicht egal, welcher Tätigkeit ein heimlich konsumierende Suchtkranke gerade ausübt.
Wenn ich im Flieger sitze und wusste, das der Pilot ein ungelöstes Alkoholproblem hat und womöglich gerade angetrunken oder durch Entzugserscheinungen sonstwie in Mitleidenschaft gezogen wird, löst das bei mir ganz sicher ganz andere Empfindungen aus, als wenns sich um den Bäcker um die Ecke handelt! Beim Letzteren wäre es mir schlichtwegs Schnuppe, hauptsache die Brötchen sind nicht angebrannt, wärend beim Piloten ich möglicherweise um mein Leben fürchten würde.
Es gibt natürlich immer auch Ausnahmen, wie Marlo darlegt, wobei der geschilderte Fall offensichtlich doch anders gelagert erscheint. Ein Suchttherapeut, der gelegentlich mal rückfällig wird, dies aber transparent und offensiv darlegt und sich damit auseinandersetzt verliert ja nicht sein Glaubwürdigkeit, und ich denke, dass das dann auch okay ist.

Damit sind ja auch schon die wesentlichen Schlüsselworte gefallen, Transparenz, Offenheit, Glaubwürdigkeit und Vertrauen! Jeder, der in der therapeutischen Arbeit unterwegs ist, weis doch wie sehr es auf die persönlichen Beziehung hier ankommt. Wie soll eine solche gedeihen, wenn der Therapeut Teile seines Wesens, Teile seiner Realität ausblenden und verdrängen muss? Bestenfalls entsteht ein Pseudobeziehung, das bringt aber kaum etwas, wie es aus der Sozialisationsforschung bekannt ist. Eher im Gegenteil, den Betroffenen Patienten - die früher oder später merken, das etwas nicht stimmt - sind gezwungen ihre eigene Wahrnehmung und Empfindungen in Frage zu stellen und zu verleugnen, weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf.

Dir sailorette kann ich nur raten, wenn Du es aus eigener Kraft nicht schaffst Dich aus der Sucht zu befreien, dann den Weg des offensiven Umgangs und Offenheit zu beschreiten. Das ist allemale besser als noch ewig in dieses sicherlich sehr belastenden Situation zu verharren. Wenn erstmal alles transparent ist kannst Du Dich auch mal zuallererst um Dich selber kümmern und jede nur denkbare Hilfe in Anspruch nehmen. Möglicherweise, warscheinlich enstehen dann Probleme im Job, allerdings wären die Problemen um einiges gravierender, wenn früher oder später die ganze untragbare Situation ohne Dein Zutun ans Tageslicht gelangt! Und letztendlich aber ist es immer noch besser seinen Job zu verlieren, als irgendwann sein Leben zu verlieren!


Grüsse und gutes Vorankommen - Kapoen


Ilo132 Offline




Beiträge: 1.649

01.01.2019 10:02
#19 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

Hallo sailorette,
ich wünsche dir ein frohes neues Jahr und das du die richtigen Entscheidungen für dich treffen kannst.
Laß wieder von dir hören.
LG Ilo

Der Tag strahlt
in den schönsten Farben,
es duftet nach Leben,
und die Luft
schmeckt nach Glück.

Lieblingsspruch von der kleinen Ilo


Virgil Hilts Offline




Beiträge: 247

01.01.2019 10:59
#20 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

Erstmal allen ein frohes neues Jahr und willkommen sailorette!

In meiner SHG gibt es einen ehem. Sozialarbeiter der als gesetzicher Vormund tätig war und entsprechend "im Thema" drin war. Warum soll es diese Berufsgruppe nicht genau so treffen? Er hat es vor ca. 8 Jahren ohne Therapie nur mit der Gruppe geschafft aufzuhören.

Ich finde es schon mal super, das du dich hier angemeldet hast, etwas erstaunen tut mich deine Fragestellung nach Hilfsmöglichkeiten. Wenn Gruppe nicht in Frage kommt, was spricht z.B. gegen eine stationäre Kurzzeittherapie? Weshalb du die machst, geht den Arbeitgeber nix an, deklariere es ggf. als Reha wegen Rücken, Burnout, etc. Aber die Möglichkeiten und Mechanismen sollten dir doch eigentlich alle bestens bekannt sein!?

Für eine Erstberatung kann man auch mal in eine andere Stadt fahren, viele Kliniken bieten sowas mitlerweile auch direkt an.

Gestern war mein zweites, trockenes Sylvester seit Jahrzehnten. Letztes Jahr hatte ich die Feiertage in Tönisstein verbracht und ich habe voller Zufriedenheit daran zurück gedacht...aber ohne diese Hilfe hätte zumindest ich es niemals allein geschafft.

Ich kann auch ohne Alkohol traurig sein. (Simon Borowiak)


sole Offline




Beiträge: 2.382

03.01.2019 18:34
#21 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

Hallo und willkommen,

ich habe früher in der Kinder- und Jugendhilfe gearbeitet und nun, seit fast vier Jahren, sogar in der Sozialpsychiatrie und Psychiatriekoordination. Beratung und Behandlung von Suchtkranken ist ein großer Teil meiner Arbeit.
Auch ich habe mich aus Selbstschutz nicht geoutet, weil ich das, was ame so beschreibt

Zitat von ame im Beitrag #16
Vielleicht auch so etwas wie (nicht eingestandene?) Verachtung von Suchtkranken.

auch und gerade in den Fachkreisen, in denen ich mich bewegte, deutlich gespürt habe.

Ich wurde vor 12 Jahren trocken und hätte damals nicht das Standing gehabt, mich dem auszusetzen. Hilfe habe ich mir dort gesucht, wo mich keiner kennt.
Heute sitze ich fest im Sattel und habe schon ein paar Mal gedacht, dass ich es ruhig sagen kann, wenn ich gefragt werde. Fragt aber keiner. Jeder kriegt mit, dass ich über Sucht viel weiß, aber das gehört einfach zu meiner fachlichen Ausstattung, basta.

Ich kann dein Zögern durchaus verstehen, aber gute Arbeit kannst du in dem Zustand nicht machen, das ist ja wohl mal klar.
Vielleicht ist es eine Lösung, mal anderswo nach Unterstützung zu schauen, weg vom eigenen Arbeitgeber und Umfeld?

Good Luck
sole

-----------------------------------------------
when in doubt: go to the water and swim


sailorette ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2019 14:08
#22 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

Hallo und danke für die vielen Meinungen und Anregungen! Bei einigen musste ich schlucken, gebe ich zu. Aber ich stehe zu meinem Problem und suche weiterhin Hilfe.
Nun möchte ich gerne sagen dass ich niemals "voll" oder auch nur angetrunken zur Arbeit gegangen bin! Lediglich das Zittern könnte mich verraten. Gesagt hat allerdings noch nie jemand etwas, weder Patient noch Kollege. Klar heisst das nicht dass es nicht registriert wurde!
Ich bin bei meinen Patienten sehr beliebt, da ich nicht werte und verstehe. Warum ich verstehe wissen sie natürlich nicht! Ich weiss was manche jeden Abend durchmachen. Welch ein alltäglicher Kampf es ist und ich versuche sie zu unterstützen, in jeder Lebenslage.
Wie oft hat es mich zur Verzweiflung gebracht und wie oft habe ich mich als Heuchler gefühlt! Absurderweise hat man nach so einem Gefühl erstmal getrunken, ein Kreislauf. Ich habe mir gewiss viel vorzuwerfen, aber mit Sicherheit nicht dass ich tagtäglich und in 3 Schichten schlechte Arbeit leiste. Auch habe ich nie den Zeigefinger erhoben oder meinen Patienten gegenüber behauptet dass ich nie Alkohol trinke. Ich versuche so ehrlich wie möglich zu sein!
Nun packe ich mich selber natürlich auch an der eigenen Nase und suche auch für mich einen Weg. Nach fast 10 Jahren in der Suchtmedizin werde ich diesen Bereich ab März verlassen. Ich habe Kontakt zu den AA aufgenommen und schaffe immer längere Abstinenzphasen. Sobald ich in einem anderen Bereich arbeite, werde ich auch f2f Meetings besuchen, auch wenn ich dort bekannte Gesichter sehe. Unser Haus hat gewiss eine Beratungsstelle für Mitarbeiter, aber, verzeiht meinen Pessimismus, ich traue dem Braten einfach nicht. Krankenhäuser sind Lästerstuben und eine suchtkranke Suchtschwester, wow das ist doch mal eine Story! Nein, das ist nicht mein Weg!
Ich danke allen für ihre lieben Worte und auch denen die kritische für mich hatten! Ich denke viel darüber nach und bin aktiv dabei, mein Leben, meinen Beruf und alles daran hängende wieder in den Griff zu bekommen!

Viele liebe Grüße


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Virgil Hilts Offline




Beiträge: 247

23.01.2019 17:36
#23 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

@sailorette Sorry, daß ich da jetzt wehement widerspreche, aber ein nasser Alki kann NIE so gut arbeiten, wie ein trockener. Egal ob Krankenschwester, Steuerberater oder Maurer. Wenn du auf der Arbeit zitterst, hast du entzügig gearbeitet (genau wie ich auch). Körper und Geist laufen dann nur auf 80% oder weniger, der Körper schreit nach dem Gift und der Geist nach Feierabend und den ersten Schluck.

Du bist auf einem guten Weg, aber was ich bei dir lese ist noch zu viel Beschönigung, zu viel geplant aber nicht getan. Durch einen Arbeitsplatzwechsel trinkt man nicht weniger und durch einen "Kontakt" zu den AAs geht man noch nicht hin.

Gesteh dir deine Sucht ohne wenn und aber ein und du wirst es schaffen, solang du noch relativierst wirds schwierig.

Ich kann auch ohne Alkohol traurig sein. (Simon Borowiak)


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sailorette ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2019 17:59
#24 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

Du hast recht! Ich habe geschrieben dass ich meinen Job gut mache, nicht genauso gut wie trocken!
Selbstverständlich ist man mit den Gedanken beim Feierabend Bier!
Sicher ist Entzug da, ganz klar.
Ich möchte nichts beschönigen und auch nicht den Eindruck erwecken als täte ich nichts. Die Erkenntnis, dass ich eine Alkoholikerin bin, ein echtes Problem habe, ist noch recht jung.
Der Arbeitsplatz Wechsel gibt mir Hoffnung und ich plane das erste Meeting.
Die Einsicht dauerte bei mir Jahre und nun muss ich verarbeiten. Alles Gesehene und Geschehene.


Susanne Offline



Beiträge: 368

23.01.2019 18:46
#25 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

Hallo Sailorette,

ich bin eine Deiner Patientinnen und Du leistest an mir schlechte, sehr schlechte Arbeit.

Du bist bei mir beliebt, allerdings, denn Du scheust klare Worte.

Dein fast schon penetrant zu nennendes Nichtwerten, Dein ewiges Verständnishaben – das macht es mir so sehr bequem; weiter hin zu einer stabilen Suchtmittelfreiheit bringt mich das allerdings nicht.
Und Du behandelst damit ja auch in erster Linie Dich selber und Deine eigene Alkoholabhängigkeit und benutzt mich, das Objekt Deiner Fürsorge, arbeitest Dich und Deine Sucht an mir stellvertretend ab – übrigens ein Konzept pervertierter Selbsthilfe, welches letztlich nicht aufgehen kann.

Und zu Deiner schlechten Arbeit gehört auch die Geheime Schiefe Ebene in unserer Beziehung, die Du allein zu verantworten hast. Da sitzen wir beide und reden –

Ich als alkoholabhängige Frau, die Unterstützung sucht und Du – die klammheimliche Trinkerin.

Lieber teile ich mit dem letzten Penner am Bahnhof eine Suppe als mit Dir Dein Geheimnis.

Aber Du lässt mir keine Chance, mich gegen diese Geheime Schiefe Ebene zu wehren. Du täuschst mich, trickst mich aus und ich merke es nicht. Dafür vertraue ich Dir viel zu viel, weil ich, will ich überleben und mich aus der Sucht befreien, Menschen wie Dir vertrauen muss. Vorschussvertrauen, das Du skrupellos und seit nun bereits über vier Jahren ausnutzt und meine unilaterale Offenheit Dir gegenüber verrätst.

Aber – was für ein Glück für Dich: ich weiß ja in Echt nicht, dass Du eine heimliche Trinkerin bist.
Ich bin halt nur eine von diesen Alkoholikerinnen, die so schwach und mit sich selbst beschäftigt sind (wahlweise auch: so dumm, so wenig empathisch, schon so weit unten,) dass Du mich leicht und erfolgreich täuschen und verarschen kannst.

Also, puh, ist ja doch alles gut!
Du leistest gute Arbeit und bist beliebt.

Susanne,
Deine dankbare Patientin

-----------------------------------------
Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg
in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen.
(Terry Pratchett)


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F10 2 Offline




Beiträge: 4.672

23.01.2019 18:57
#26 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

Chapeau! Klasse auf den Punkt gebracht.

Da gebietet es der Inhalt und Social- Media Kompetenz, es nicht mehr beim einfachen. "TOP anklicken" zu lassen, sondern was dazu zu schreiben,

Geht aber net, Steht schon alles in, um und zwischen deinem Beitrag.

LG antwortende Person (Hannover-Deutsch)

_____________________________________________________________________________________
Auf MEINEM eigenen Weg kann mich keiner überholen.


1 Mitglied findet das Top!
Bea60 Offline




Beiträge: 2.438

23.01.2019 21:54
#27 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

Hallo Sailorette,

ich arbeite (neben meinem vollen Deputat) noch seit über 5 Jahren ehrenamtlich
als Telefonseelsorgerin. Auch hier ist Sucht hin und wieder Thema.
Ich kann die Anrufenden gut abholen, kenne ja ihre Sorgen, Ängst, Lügen, Beschönigungen....
Es sind in der Regel gute Gespräche und ich werde als Gesprächspartnerin akzeptiert.
Natürlich oute ich mich nicht, das ist auch nicht mein Part am Telefon. Ich sage nur,
dass ich mit Sucht im Bekanntenkreis schon oft zu tun hatte.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, diese Gespräche so zu führen, wenn ich mit dem Kopf
schon beim ersten Bier oder beim Glas Rotwein wäre, das mich zu Hause nach dem Dienst
erwarten würde....

Gruß
Beate


grufti Offline




Beiträge: 3.764

24.01.2019 01:43
#28 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

"Der Arbeitsplatz Wechsel gibt mir Hoffnung und ich plane das erste Meeting."

Ich habe schon viele kennengelernt, die dachten, sie könnten dem Alkohol davonlaufen, sei es durch Arbeitsplatzwechsel, durch Wohnortwechsel oder Partnerwechsel.

Die Erfahrung zeigt, dass der Alkohol genau so schnell laufen kann und die Menschen bei all diesen Wechseln treu begleitet.

Liebe Grüße vom Grufti!
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)


sole Offline




Beiträge: 2.382

24.01.2019 07:16
#29 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

Zitat von sailorette im Beitrag #22
dass ich niemals "voll" oder auch nur angetrunken zur Arbeit gegangen bin! Lediglich das Zittern könnte mich verraten

Wenn du eine Weile trocken bist - was ich dir von Herzen wünsche - wirst du verstehen, dass es überhaupt nicht darauf ankommt, ob du angetrunken oder entzügig zur Arbeit erscheinst.

Konsumierend suchtkrank zu sein betrifft alle Bereiche des Lebens, alles Denken, Fühlen und Handeln, rund um die Uhr und auch dann, wenn gerade kein Alk im Blut ist.

Als noch trinkende Alkoholikerin hat mein vernebeltes Hirn mir auch suggeriert, die Qualität meiner Arbeit würde unter der Krankheit nicht leiden. Und es hat mir suggeriert, niemand würde es merken. Wenn ich heute Fotos von mir aus dieser Zeit sehe, gruselt es mich. Ein geübtes Auge konnte es mir zehn Meter gegen den Wind ANSEHEN, obwohl ich auch NIE angetrunken bei der Arbeit erschienen bin.

Also nicht wundern, dass dir all die jahrelang Trockenen, die dir hier geschrieben haben, das nicht glauben. Dein Widerstand zeigt, wie krank du tatsächlich bist. Hoffentlich wirst du in ein paar Jahren selbst erkennen, was dir dein Suchthirn da vorgaukelt. Pack es an!

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when in doubt: go to the water and swim


1 Mitglied findet das Top!
Randolf Offline




Beiträge: 1.176

24.01.2019 09:48
#30 RE: Arbeit in einer Suchtklinik... Zitat · Antworten

moin,

bei mir kam grad ein Bild von einem Fahrlehrer, der zwar theoretisch - jedoch nicht wirklich weiß wo das Bremspedal ist.
Er/Sie kann zwar andere anleiten, wo zu suchen ist (und womöglichen finden es auch die einen oder anderen) - aber muss die Effizienz
nicht notgedrungen erheblich beeinträchtigt sein?

Eine Maske zu tragen ist ein fataler Widerspruch. Sich dahinter zu verbergen - und Wahrheit ist wohl die am meisten vertuschte
und zugleich offensichtlichste Tatsache die es gibt - bedeutet sich selbst und andere zu täuschen.

Egal wie eloquent und überzeugend ich auf der kognitiven Ebene nach außen hin bin - es gibt dennoch eine Art Wahrnehmung, die einfach
sieht/fühlt/erkennt/weiß ob der/diejenige welche(r) mir etwas zu vermitteln versucht authentisch ist oder nicht.

Sicher wird auch Wahres im Falschen gefunden wenn der Blick ungetrübt genug ist, nur ist zu bezweifeln ob dies bei Süchtigen
häufig der Fall ist.

LG

"Lass das Wünschen und die vorsichtigen Berechnungen beiseite.
Was du am meisten fürchtest, ist bereits geschehen."


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