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Saufnix  
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Dieses Thema hat 23 Antworten
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 Ganz, ganz viele Fragen
Seiten 1 | 2
Prinz Eisenherz ( gelöscht )
Beiträge:

14.07.2003 22:29
RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

Hallo,

bin noch relativ neu bei Euch. Befinde mich grade in der Phase der Umorientierung (weg vom Alkohol, bzw. Eingestehen eines Probelms)
und der Information.
Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder (16 u.14)
Wer von Euch hat Erfahrungen, wie Kinder Sucht eines Elternteiles wahrnehmen und verarbeiten?
Wie hat sich Eure Beziehung verändert?
Wie habt Ihr euren Tag mit den Kindern geschafft, die Versorgung sichergestellt?
Habt`Ihr evt. auch versucht nach außen hin noch alles zu schaffen (Elternabende, Sportvereine etc.)?
Haben Eure Kinder, ihre Freunde oder Eltern von Freunden gemerkt, dass etwas nicht stimmt ?

WIE HABT`IHR DAS GESCHAFFT ?

Mache mir viel mehr Sorgen um meine Kinder, als um mich.

Sagt`dazu einfach nichts, denn ich weiß: Nur wer gut für sich selbst sorgt, kann auch gut für andere sorgen.
habe z.Zt. meinen Alkoholkonsum soweit reduziert, dass ich nicht mehr abends zum Essen selbstverstänlich meinen Wein trinke, sondern warte, bis kein Kind mehr in Sicht ist.
Liebe Grüße
Prinz Eisenherz


ameise Offline




Beiträge: 1.110

15.07.2003 07:21
#2 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

Hallo Prinz Eisenherz,

ja das Gewissen gegenüber den Kindern -
das kann einen schon richtig fies quälen.
Mich hatte das Gewissen zum Schluß so im Griff,
daß ich unter den größten Anstrengungen die
bestgelaunteste, verständnisvollste und nachgiebigste
Mutter war - zu jeder Zeit.
Ich hatte keine eigenen Bedürfnisse mehr -
ich erfüllte nur noch die Bedürfnisse meines Kindes.
Wer trinkt, hat ja prinzipiell schon ständig etwas
gutzumachen - der hat kein Recht mehr, Ansprüche
zu stellen.
Ich meldete mich freiwillig als Begleitperson für Schulausflüge, ich erlaubte ihr, jeden Tag Freunde mit nach Hause zu bringen, bei denen ich entsprechend beliebt war, ich kniete stundenlang mit vor der Legokiste usw.
Meinem Kind ging es sozusagen nicht schlecht.
Gemerkt hat sie es trotzdem.
Sie hätte niemals etwas gesagt -
aber sie konnte mit ihrem Blick mein Weinglas
wie zufällig streifen - das hat mehr gesagt,
als tausend Worte. Schäm, schäm, schäm.
Ja- und wenn sie dann im Bett lag, habe ich angefangen "zu leben": Flasche Wein auf und gluck gluck hinein! Das war meine Feierabend-Glückseligkeit.

Meinem Kind und mir geht es heute entschieden besser. Mit ihren Freunden kann sie sich wechselseitig besuchen, Schulausflüge können andere Mütter begleiten - ich habe da einfach keine Lust zu, und nie wirklich Lust zu gehabt - ,
Legospielen? Ab und zu - wenn ich mal in der Laune bin.
Ich entwickle allmählich eigene Bedürfnisse und setze diese, wenn es möglich ist, auch durch.
Dadurch lernt meine Tochter das gleiche. Denn, wenn nicht mehr alles erfüllt wird, muß man sich schon etwas einfallen lassen.
Wir sind beide konfliktfreudiger geworden -
und da können wir beide nur dran wachsen.

Die schulischen Leistungen meines Kindes sind stetig ansteigend -
und ich kann auch schon mal allein was machen, ohne das nagende Gefühl zu haben, ich vernachlässige sie dadurch.
Mein Trinken, meine Konfliktscheu - das war sicher eine größere Vernachlässigung.

Ansonsten konnte ich meine Trinkerei vor ihr, vor ihren Freunden usw. noch gut geheimhalten - sie hat mich nie total betrunken erlebt,
vollaufen lassen habe ich mich immer, wenn ich allein war - soviel Disziplin war noch drin.
Aber ich denke, lange wäre das nicht mehr gutgegangen. Zum einen wird das Kind älter, zum anderen hätte mich die Sucht bald gezwungen, regelmäßig bereits vormittags zu trinken - ich
habe gerade im allerletzten Moment die Kurve gekriegt.

Sicher bist Du auch ein ganz liebenswerter Vater -
trotzdem wärst Du ein besserer, wenn Du die Trinkerei sein läßt, weil Du Dir dann erlauben kannst, an Dich selbst zu denken.
Das tut Deinen Kindern besser, als Dein jetziges schlechtes Gewissen.

Ich wünsche Dir, daß Du bei Deiner
Entscheidungsfindung den für Dich richtigen
Weg findest!

Viele Grüße


hannah ( gelöscht )
Beiträge:

15.07.2003 10:04
#3 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

hallo ihr,
das schlechte gewissen ist wohl der beschissenste erziehungsbeistand, den man sich vorstellen kann. man gibt nach, wo man grenzen setzen müßte, man "entschädigt" für alte sünden von gestern, wo man im heute neu anfangen müßte. meine große klagt das immer noch ein, sie erwartet bei jeder kritik einen kniefall meinerseits, weil sie das über jahre so erlebt hat. klar ist das auch die pubertät, aber vieles ist auch im laufe meiner schlechten jahre gewachsen in dem spalt zwischen überzogenen ansprüchen an mich selbst und der jämmerlichen realität einer mutter, die mit ihrem eigenen leben nicht richtig klar kam. manchmal, nicht immer - ich schiebe gerade frust - kommt es mir fast so vor als ob sie das sprachrohr meiner selbstanklagen und vorwürfe ist. gestern habe ich mich ziemlich sauer abgegrenzt, weil sie mir vorgeworfen hat, dass ich etwas vergessen hatte, das sie mir erzählt hat ("nie hörst du zu, dich interessiert das alles gar nicht!!!")ich hatte es vergessen, ja, weil ich ein mensch bin, und eben manchmal auch was vergesse, und nicht, weil mich das nicht interessiert! so in etwa habe ich geantwortet, hundemüde und kaputt - und ich habe gesagt, dass ich es leid bin, dauernd so angeblafft zu werden, sie soll sich mal klarmachen, dass die wahrscheinlichkeit, eine freundliche reaktion zu bekommen in dem maße steigt, wie sie selbst ihre anliegen freundlich formuliert...
ich glaube, was wirklich mist ist, wenn man sich kindern nähert,wenn man betrunken ist, weil das angst macht, weil die gefahr besteht, keine kontrolle mehr zu haben und grenzen zu verletzen, aber wenn man sein leben in den griff bekommt, dann ist das kein grund, ewig für alte sünden zu büßen. eltern sind auch nur menschen, und menschen sind nun mal nicht perfekt!


miezekatz Offline




Beiträge: 731

15.07.2003 12:13
#4 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

Was mir noch wie ein Eisregen im Juli den Rücken hinunterrieselt ist der Satz meines Sohnes: Mama geh weg, du riechst komisch.

Und dann, als ich trocken war, sein glückliches an mir Schnuppern: mmmmhhh riechst du gut. Und ein strahlendes Bubenlächeln.....



Das will ich nie vergessen. Das ist sicher nur eine Kleinigkeit unter vielen anderen Dingen, aber sie ist mir besonders im Gedächtnis geblieben.


Ich will nie wieder "komisch riechen".......


Karin ( gelöscht )
Beiträge:

15.07.2003 15:40
#5 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

Hallo.

Als erwachsenes Kind eines alkoholkranken Vaters kann ich sagen, dass ich als Kind und auch in der Pubertät sehr darunter gelitten habe. Ich habe meinen Vater für seine krankhaftes Trinken regelrecht gehasst. Ich glaube, er hat das auch gespürt und hat versucht, das Ganze mit Geld und viel Erlauben wieder gut zu machen. Trotzdem konnte ich ihm nie verzeihen. Mir war seine ganze Erscheinung Zeit seines Lebens peinlich. Ich war froh, wenn er nicht auf dem Elternsprechtag aufgetaucht ist. In der Pubertät habe ich nie Freunde mit nach Hause gebracht. Ich hab mich immer für ihn und sein Verhalten geschämt und es vor anderen vertuscht, so gut es ging.
Als ich 18 war, bin ich in eine andere Stadt gezogen. Ich habe nie wieder den Kontakt zu ihm gesucht. Zu meiner Hochzeit habe ich ihn nicht eingeladen und seine Enkeltochter hat er nie zu Gesicht bekommen. Als er auf der Intensivstation im Sterben lag, bin ich nicht in sein Zimmer gegangen. Ich habe lediglich mit den Ärzten gesprochen. Erst bei seiner Beerdigung war ich da und habe den Nachlass geregelt. Sogar heute fällt es mir schwer sein Grab zu besuchen.

Karin

PS: Liebe Mietzekatz. Noch heute, nach über 25 Jahren, habe ich den Geruch in der Nase. Wenn mir jemand mit Fahne zu nahe kommt, muss ich fast würgen.


lilli 100 Offline



Beiträge: 89

15.07.2003 17:37
#6 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

hallo prinz eisenherz

meine kids waren 14 und 11 jahre alt, als ich mich von ihrem trinkenden vater getrennt habe.
ich bewegte mich in dem glauben mit meinen kindern immer (von dem moment an, als sie was von seiner trinkerei mitbekamen) offensiv darüber geredet zu haben.....
die letzten zwei jahre wurde es wirklich zu viel, zu offensichtlich - es gab für mich keinen anderen weg als zu gehen.

monate nach der trennung habe ich meinen grossen in einem gespräch über seinen vater (und die besuche dort) gefragt, seit wann er realisiert, dass sein vater zuviel und mehr als andere väter trinkt.
seine antwort hat mir ziemlich die schuhe ausgezogen - er wusste es seit dem dritten schuljahr - bei seiner kommunkion wurde ihm das klar. da war er 9 jahre alt....

kinder bekommen VIEL mehr mit, als wir denken!!

lg
Lilli


Spieler Offline




Beiträge: 7.888

15.07.2003 18:18
#7 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

Hallo Prinz Eisenherz,

solange ich getrunken habe, fand ich als"Vater nicht statt".
Meine beiden Töchter, heute 15 + 12 Jahre alt, haben mich nur verachtet und auch verabscheut.Andere Kinder zum spielen oder übernachten wurden nicht mitgebracht. Nicht etwa, weil ich immer besoffen abgehangen habe, das war nämlich selten der Fall, sondern allein, weil sie das Gefühl hatten, das es passieren könnte. Ich war auch gar nicht böse darüber, ich hatte auch überhaupt keinen Bock auf irgendwelchen Besuch.
Ich war für meine Kinder weder eine Bezugs-noch Respektsperson. Sie hatten höchstens Angst vor mir. Nicht weil sie fürchteten, ich könnte sie schlagen, nein so etwas habe ich nie getan, aber weil ich mit meiner Sauferei immer wieder unser mühsam bemühtes Familienleben zerstörte. Kaum hatten sie mal wieder etwas Hoffnung geschöpft, habe ich wieder zu geschlagen und mich abgefüllt.
Ich habe in dieser Zeit sicherlich mit das schlimmste getan, was man als Elternteil tun kann: Ich habe ihnen den Vater vorenthalten.
Es hat auch nach meiner Trockenlegung sehr lange gedauert, bis wir ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufgebaut hatten. Wir haben zu diesem Zweck auch eine Familientherapie gemacht. Übrigens recht erfolgreich.
Und es war sehr aufschlussreich was während der Therapiestunden so ans Tageslicht kam. Z.B. haben sie immer gemerkt, wenn ich etwas getrunken hatte oder wenn ich es auch nur vorhatte. Sie haben klammheimlich mein Verhalten beobachtet und auch,unglaublich nicht wahr, analysiert.
Kinder kann man nur bedingt täuschen. Denke daran wenn du dir abends mal wieder eine Flasche Wein aufmachst.
Heute habe ich zu meinen Töchtern ein gutes Verhältnis, wenn man denn zu 2 pubertierenden Teenagern überhaupt ein gutes Verhältnis haben kann. Meine älteste würde das momentan vielleicht etwas anders sehen, da sie gerade eine Woche Hausarrest hat, aber das ist bald wieder vergessen und gehört sicherlich auch dazu, wenn man sich emanzipieren will, dabei dummerweise aber erwischt wird.
Bei uns zu Hause geht es zwar oft recht laut zu, aber diesmal mehr aus Lebenslust als aus Lebensfrust.

Gruß
Jörg


felidaela Offline




Beiträge: 796

18.07.2003 20:53
#8 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

Ich bin während einer meiner Trinkpausen zu den Guttemplern gegangen. Dort kann man Kind und Kegel mit hinnehmen. Das habe ich auch zweimal gemacht. U.a. zu einer Weihnachtsfeier.

Wie gesagt, es war eine Trinkpause.

Vor einiger Zeit fragte mich mein Sohn, als ich mir gerade wieder ein Glas Wein eingoss, ob ich denn noch zu der Gruppe gehen würde. Das habe ich verneint. Er: Schade, das war eine schöne Zeit.

Seit dem (16. Juni) trinke ich nicht mehr. Und ich will es nie wieder tun.

Es war eins von drei wesentlichen Ereignissen, die mir zu meinem "Klick" verholfen haben.


ameise Offline




Beiträge: 1.110

18.07.2003 21:16
#9 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

Letztens habe ich für eine kleine private Feier etwas Bier und eine Flasche Sekt für die Gäste eingekauft (mit Widerwillen, nebenbei bemerkt).

Als meine Tochter in den Kühlschrank sah,
sah das ungefähr so aus:

Sie sah mich an.
Ich sah sie an und sagte nur: "Für die Gäste!"

Da sah sie mich so an:

Es kamen keine weiteren Fragen.
Sie hat mich während der Feier nicht ein einziges mal mißtrauisch beobachtet.
Sie vertraut mir! Sie wußte, daß ich selbst nichts
trinken werde. Sie kann sich wieder auf mich verlassen.
Das war mein schönstes Geburtstagsgeschenk.


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

14.08.2003 09:31
#10 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

moin,
ihr redet davon, daß ihr zuviel 'erlaubt' habt in phasen des trinkens. ich habe das aus der sicht des kindes erlebt. mein gefühl war nicht, daß mir etwas erlaubt wurde, mein gefühl war, solange ich dafür sorge, daß alles läuft, interessiert es keinen, was ich mache. okay, ist jetzt für einige vielleicht kontraproduktiv und vielleicht haue ich euch jetzt um die ohren, was ich meinen eltern um die ohren hauen sollte. nehmts nicht persönlich - heute werden die folgen für die kinder ernster genommen, vor 30 jahren war das leider anders und die 'kinder' meiner generation haben häufig heute noch dran zu knüppeln.
gruss an alle, und machts besser als meine eltern
anne


miezekatz Offline




Beiträge: 731

14.08.2003 14:35
#11 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

Hallo Anne,

deinen Frust und deine Wut auf deine Eltern in Ehren.

Aber Alkoholismus ist eine Krankheit und wir hier, die wir trocken sind, haben alles dafür getan um die Krankheit zum Stillstand zu bringen. Wir leben nicht fröhlich und sorglos und hopsassa trallala vor uns hin und was geht uns die Vergangenheit an.

Wir können nichts mehr ändern, was die Vergangenheit betrifft. Aber wir können für unsere Gegenwart und Zukunft ziemlich viel tun. Und ich glaube, das tut jeder von uns. Heute leben wir so, dass wir niemanden - nicht uns und nicht unserer Umgebung - schaden.

Hier in Opfer- und Täterschubladen zu stecken, ist sehr einfach und einfach haben wir es uns alle nicht gemacht. Nie. In keiner Situation.

Ich lege dir eine Angehörigengruppe nahe. Wo du deinen Frust in aller Deutlichkeit auf den Tisch legen kannst.

Denn wir hier können es weder besser noch schlechter machen, als deine Angehörigen. Wir können es auf unsre Art machen, so wie wir dazu in der Lage sind. Und indem wir es so meistern unser Leben, wie wir es nun mal tun, machen wir deine Situation nicht einfacher.

Wir sind/waren krank. Und wir haben der Krankheit die Stirn geboten und haben was dagegen unternommen. Wir haben was für uns getan und tun es jeden Tag aufs Neue.

Das will ich dir auch ganz warm ans Herz legen: tu was für dich und nicht gegen deine Vergangenheit. Du lebst heute und gestern ist lange vorbei. Du hast nur Einfluss auf deine Gegenwart. Und dafür - für dich - kannst du eine ganze Menge tun.


riefra Offline



Beiträge: 27

14.08.2003 21:14
#12 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

Hallo Prinz Eisenherz,

ich habe selber 3 Kinder und weiss nur zu gut wie schwer es ist die Trinkerei zu verstecken ...

Aber es funktioniert nicht !!!

Ich mußte allerdings erst kräftig auf die Sch... fallen um die Version der Kinder zu hören ...

Irgendwann war es soweit dass mir ein Abendliches Bier nicht mehr gereicht hat. In der Nacht in der unser drittes geboren wurde müßte ich unter irgendwelchen wirren Vorwänder einige male das Krankenhaus verlassen um nachzulegen. Die nächsten Schritte waren : saufen rund um die Uhr, Kündigung (ich habe selber gekündigt weil es eng wurde; der Chef wollte nach Wochenlanger Krankfeirer endlich mit mir reden ...) und schliesslich habe ich mich von meiner Frau und den 3 Kindern getrennt.
Endlich in meiner eigenen Wohnung konnte ich mich ganz meinem Freund - dem Alk - hingeben.

3 Monate später nur noch Zusammenbrüche, nichts mehr gegessen u.s.w. - erste Einlieferung ins Krankenhaus zur Entgiftung.

Kurze Zeit später - ich wohnte bereits wieder bei meiner Famile - Rückfall ...; Meine Frau lag nach einer Not-OP im Krankenhaus und meine 10jährige Tochter sagte zu einer Bekannten : "Ich weiss warum Papa das macht - der mag uns nicht mehr ..."

Und ich saß hilflos dabei und konnte nicht mehr die Finger von der Flasche lassen, die Bekante nahm die Kinder mit zu sich ...

Was ich damit sagen möchte : Nach Deiner Schilderung bist Du nicht so tief drin, hast aber Probleme ganz auf den Stoff zu verzichten.

Die Kinder bekommen ALLES mit: Leergut, Fahne, Kater und vielleicht später den völligen Kontrollverlust ...

Alkoholismus ist eine Familienkrankheit, der "Nasse" (entschuldigung) zieht alle mit sich runter, Kinder schämen sich für den Elternteil, Besuch wird nicht mehr eingeladen, der Partner und die Jinder lügen mehr als der Betroffene um der "guten Ruf der Familie" nicht zu zerstören, soziale Kontakte verwaisen, u.s.w. - die Liste läßt sich lange fortführen ...

Heute besuche ich regelmäßig die AA's (möchte keine Werbung machen, aber ich habe nie eine andere Gruppe besucht und kann mir daher kein Urteil bilden), und habe auch Kontakt mit einigen Al-Anons. Eine der Untergruppen sind die A-Ateens - und wenn ich auf einem der großen Meetings höre wie ein Jugendlicher seine Erlebnisse schildert wird mir ganz anders. Leider reden meine Kinder kaum über diese Zeit - nur kommen bei einigen Gelegenheiten kleine Kommentare die wirklich wehtun, z.B. "... ist so ein Spaziergang nicht schöner als im Keller zu liegen ...".

Aber ich kann nichts erzwingen, aus Erzählungen anderer weiss ich dass es Jahre dauern kann bis diese Themen angresprochen werden. Aber der Zeitpunkt kommt bestimmt - auch wenn ich ihn mir nicht aussuchen kann.

Wenn Du Dir schon Gedanken übver Deine Trinkgewohnheitan machst - warum nimmst Du nicht einfach Kontakz zu einer Gruppe auf ???

Ist doch völlig unverbindlich - und niemand redet außerhalb der Meetings über Besucher oder deren Probleme.

Bei uns heisst es : Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen ..., damit ich das erst Glas stehen lassen kann

Meine Vergangenheit muß nicht Deine Zukunft sein - aber warum machst Du Dir dann Gedanken über Deine Trinkerei ???

Ich wünsche Dir gute 24 Stunden

Frank


Vanillekipferl Offline




Beiträge: 179

14.08.2003 22:59
#13 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

Ja, wenn ich daran denke, was meine Kinder mit mir alles mitgemacht haben, dann kriege ich das kalte Grausen.

Meine Söhne sind 13 u. 16 Jahre alt.
Nach meinem letzten Rückfall hat sich mein ältester geweigert mit mir zu reden.
Er ist für 2 Wochen zu seiner Oma gezogen und nur der verständnissvollen Vermittlung meines Partners habe ich es zu verdanken, dass er nach 2 Wochen wieder nach Hause gekommen ist.

Ich hatte damals schon die Entgiftung hinter mir und habe nur noch auf den Beginn der LZT gewartet.
Das hat ihn aber in keiner Weise beeindruckt.
Er kam auch nur heim, wenn ich versprechen würde, ihn in Ruhe zu lassen.

Als er dann da war, bin ich doch in sein Zimmer gegangen und habe ihn angesprochen.
Er saß auf seinem Bett, die Beine breit, Kopf nach unten starrte auf den Boden schüttelte in einem fort den Kopf und sprach kein Wort.

Es war so elend.
Ich habe so viel kaputt gemacht, das kann ich nie wieder gut machen.
Man zerstört Leben. Die Würde des Menschen ist unantastbar, von wegen, ich hatte keine mehr.

Heute ist unser Verhältnis wieder so einigermaßen im Lot, bis auf die ewigen Querelen, die das Leben mit 2 pubertierenden Kindern so mit sich bringt.
Aber darüber reden, das wollen beide nicht.
Ich hab das Gefühl sie sind einfach erst mal froh, dass es gut geht. Vielleicht kommt das später einmal.
Ich glaube nämlich schon, dass diese Verletzungen in Kinderseelen der Hilfe bedürfen, aber was tun, wenn sie keine Hilfe wollen?

Es arbeitet in Ihnen. Das hab ich letztens gemerkt, als mein Auto nicht auf dem Stellplatz stand und mein Grosser sofort gefragt hat, wo mein Auto wäre.
Hintergrund ist nämlich, dass ich schon ein Auto in betrunkenem Zustand zu Schrott gefahren habe.

Die Angst ist da und ich kann nichts tun um sie Ihnen zu nehmen. Da heißt es mal wieder Gefühle aushalten zu lernen.

Manchmal kotzt es mich einfach an, wie lange, wie dumm, wie viel Zeit ich in den Sand gesetzt habe. Wie blöd muss man denn sein, um seinen Kindern, die man doch eigentlich liebt, so etwas anzutun. Pervers.

Man sagt ja, die Zeit heilt alle Wunden, aber die Narben, die da bleiben.................


ameise Offline




Beiträge: 1.110

15.08.2003 06:42
#14 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

@Vanillekipferl:
- ja, Kinder halten einem gnadenlos den Spiegel vor - zu Recht.
Ich hoffe nur, daß sie irgendwann als Erwachsene verstehen werden, wie krank man einmal war.
Und daß man trotz der Krankheit immer große Liebe für sie im Herzen hatte.
Das soll keine Entschuldigung sein.
Unser Gewissen wird sowieso dafür sorgen,
diese Zeiten niemals zu vergessen. -


Ich finde es nur extrem grausam, wenn erwachsene Kinder nur noch hassen und niemals vergeben.
Sicher ist nicht sofort Friede, Freude, Eierkuchen, sowie man mit dem Trinken aufhört.
Aber eine Mutter oder ein Vater, der den Absprung schafft, sollte doch irgendwann eine Chance auf Vergebung bekommen.
Einen Menschen lebenslang bluten lassen für Fehler, die er einmal gemacht hat und die ihm längst
leidtun - das ist genauso schlimm oder noch schlimmer als dessen Alkohol-Krankheit.

Ich habe hier erst kürzlich von Hass gelesen.
Was ist denn Hass? Hass ist der Bruder der Liebe.
Hass ist Verzweiflung, - vielleicht eher darüber, daß man mit sich selbst nicht klarkommt.
Auch ich meinte mal, mich als Richter über meine Eltern aufspielen zu müssen.
Aber ich habe gemerkt, daß es besser ist,
hier, heute und im Jetzt eine neue gemeinsame Ebene zu finden.
Denn niemand ist mehr der Mensch, der er vor vielen Jahren einmal war. Weder ich, noch meine Eltern.
Wir haben nur dieses eine Leben -
es ist einfach zu schade, um zu hassen.

Niemand vergißt seine eigene Schuld.
Ich würde auch am liebsten einige Stellen in meinem Leben zurückspulen und sie nochmal ohne Alk
wiederholen wollen.
Meine Mum hat mal den Schritt nach vorn gewagt und zu mir gesagt, wie gern sie vieles nochmal anders machen würde. Die Zeit mit mir als Kind mehr genießen würde.
Sie hat nicht getrunken -
trotzdem läuft auch sie mit Schuldgefühlen herum.
Bricht uns ein Zacken aus der Krone,
wenn wir statt zu hassen, den anderen einfach in
den Arm nehmen und da weitermachen, wo wir
jetzt sind?
Früher konnten wir nicht reden.
Heute können wir es.
Ich denke, die Eltern-Kind-Beziehung endet ja nicht, wenn man mal aus dem Haus geht.
An jeder Beziehung kann man arbeiten.
Und bevor man ein Leben lang haßt,
sollte man irgendwann erwachsen genug sein,
etwas dagegen zu tun.
Denn nicht nur Alkohol macht häßlich - Hass macht noch viel häßlicher und schadet nur dem Hassenden.
Hass läßt einen auf der Stelle treten und bringt einen keinen einzigen Schritt nach vorn.
Hass ist vorübergehend legitim -
aber man sollte versuchen, ihm mit Größe entgegenzutreten.
Man hat nur zu gewinnen.




[f1][ Editiert am: 15-08-2003 7:09 ][/f]


Vanillekipferl Offline




Beiträge: 179

15.08.2003 09:03
#15 RE: Alkoholsucht, Kinder und schlechtes Gewissen Zitat · Antworten

Zitat
"Ich hoffe nur, daß sie irgendwann als Erwachsene verstehen werden, wie krank man einmal war. Und daß man trotz der Krankheit immer eine große Liebe für sie im Herzen hatte"



Danke Ameise, das hoffe ich auch.


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