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Saufnix  
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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 1.351 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Gast ( gelöscht )
Beiträge:

07.03.2005 20:12
RE: Jetzt wirds ernst!! Zitat · Antworten

Servus Gemeinde

Seit knapp drei Wochen lese ich die Beiträge in diesem Forum. Tolle Einrichtung. Die vielen (Leidens-) Geschichten und alkbedingten Krisen -auch deren Lebensgefährten- der schreibaktiven Mitglieder zeigen mir deutlich auf, wie verdammt ernst auch ich persönlich das Thema Alkohol nehmen muss, um nicht völlig abzustürzen.
Mit zunehmendem Alter hat sich bei mir eine nicht mehr länger zu verheimlichende Tendenz zum Saufen eingestellt, die durch keine Verharmlosung oder Ausrede noch länger tolerierbar war.
Die trockenen Phasen wurden immer kürzer, die nassen immer länger. Mein derzeitiges Verhältnis zum Alk würde ich als relativ labil bezeichnen. Die ambulanten Therapiegespräche seit letzten November haben mich noch immer nicht richtig auf den Ernst des Themas gebracht, auch meine Psychologin vergangene Woche zu der Auffassung gelangte, ausreichend stabilisiert zu sein kontrolliert mit Alkohol umgehen zu können. Hatte ich nämlich in den letzten drei Monaten etwas Alk eingekauft, so hörte ich nicht vorher auf zu trinken bis die letzte Flasche geleert war. Therapieziel eindeutig verfehlt. Von Seiten der Therapeutin war bei keiner Sitzung die totale Trockenheit als Möglichkeit (Notwendiskeit) angeprochen worden. Erst in der vorletzten Session kam ich darauf zu sprechen. Einzige Antwort: Der Idealfall. Erstrebenswert? Je öfter ich mir die Frage stelle, um klarer die Antwort: Ja!!!

Unten höre ich meine Familie im Anmarsch...

Auf bald

Reiner


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

07.03.2005 21:27
#2 RE: Jetzt wirds ernst!! Zitat · Antworten



Hallo Rainer,

herzlich willkommen hier im Forum.
Du schreibst das du schon bei einer Therapeutin warst, wo die völlige Abstinenz kein Thema war?
ich denke es kommt da auch darauf an mit welchen Erwartungen und Zielen du da hin bist und was du dort von dir preisgegeben hast.
die Therapeut/in kann ja auch bloß mit den Dingen arbeiten die du ihr erzählst und mit deinen Vorstellungen für dein weiteres Leben.
Ob du ein ernsthaftes Alkoholproblem hast, kannst letztlich nur du wissen und auch ob es deshalb für dich besser ist den Alkohol ganz zu lassen.

Sprich , wenn du zu einem Therapeuten gehst ist es zuerst an dir "reinen Tisch" zu machen.

Vieleicht erzählst du uns ja noch das eine oder andere.

liebe Grüße
Ramona


del Ancon Offline



Beiträge: 3

08.03.2005 15:13
#3 RE: Jetzt wirds ernst!! Zitat · Antworten

Servus miezegelb

... das ein oder andere erzählen...,

nun, meine A-karriere begann genaugenommen bereits in der Kindheit mit verdünntem Apfelwein, ab und an ein kleines Schlückchen Eierlikör oder Johannisbeerlikör, später dann heimlich mit Freunden die ersten Biere. So mit 15 begann die Phase mit herben Wochenendsaufereien. Das Bier dazu war überall zu bekommen, und jeder, der uns das Zeug verkaufte wusste, dass wir uns damit zuschütten werden. Ist im Südwesten der Republik garnicht ungewöhnlich. So verhielt sich das mehr oder weniger über 16 Jahre hinweg, verstärkte sich während der Studienzeit in Berlin und eskalierte dann im eigenen Restaurant 4 Jahre hindurch. Dies war sicher auch einer der Hauptgründe das Lokal zu verpachten, obwohl meiner Frau gegenüber das Problem damals (´98) nicht explizit so formuliert. Aber mir wurde immer klarer, dass der Zwang mir Abend für Abend den Hals zuzuschütten sehr bedenkliche Ausmasse angenommen hatte. Die Umstände favorisierten diese Tendenz sehr: Sprit immer in unmittelbarer Nähe und das zum Einkaufspreis. Nach der Arbeit mit Stammkunden noch ein paar Gläschen zu trinken oder noch auszuhen war der Normalfall.
Später dann als Reiseleiter und Wanderführer konnte ich mich tagsüber problemlos zurückhalten. Abends nach den Touren allerdings hielt mich nichts und niemand zurück. Kostete mich ja auch keinen müden Euro, bezahlten in der Regel die Pensionswirte oder die Gäste. Vorallem meinen Nerven tat dies alles andere als gut. Durch die kórperliche Tolerierung und Mengensteigerung wurde ich immer weniger belastbar und äusserst reizbar, was sich besonders bei meiner Arbeit und in der Beziehung sehr negativ auswirkte. Die letzte längere trockene Phase hatte ich nach der Geburt meines Sohnes 8 Monate hindurch. Dann ging es aber wieder los: ausser der Arbeit am eigenen Haus nur gelegentlich Exkursionen, sehr trinkfreudige Nachbarschaft, unzählige Fiestas den ganzen Sommer über; und Reiner immer mit von der Partie. Erst als meine Frau mir die klipp und klar sagte, meinen Lebensstil nicht länger tolerieren zu können, begann mir zu dämmern. Mehr aber auch nicht! Als das Thema Tennung zur Sprache kam begann ich erst ernsthaft meine Situation betrachten und die notwendigen Schlüsse zu ziehen.
Hauptmotiv die Sauferei in den Griff zu bekommen war einerseits meine Familie andererseits die erschreckende Erkenntnis mich bzgl. Alk vom Willen her nicht die absolute Kontrolle zu haben. Die Male, die ich seit Beginn der ambulanten Behandlung im November 2004 etwas getrunken habe gingen über 6 Bier zwar nicht hinaus, aber ich habe die grössten Zweifel darüber, dass dies so bleibt.
Mehr und mehr beschäftigt mich der Gedanke, die totale Abstinenz als Ziel anzupeilen. Keine leichte Aufgabe über Jahrzehnte gelebte Verhaltensmuster zu ändern.
Schluss jetzt erst ´mal.
Kommentare sind herzlichst willkommen.
Tschau

Reiner


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

08.03.2005 15:59
#4 RE: Jetzt wirds ernst!! Zitat · Antworten

Hi Reiner,

Dein Alkoholproblem hast Du ja wohl erkannt und hier gelesen hast Du ja wohl auchschon.

Nun meine Frage: was willst Du denn konkret tun? Bis jetzt hab ich noch keine klare Entscheidung gelesen die heisst : "Ich hör JETZT auf". Wird es Ernst oder ist es Ernst?

Du schreibst die Trockenheit ist Dir erstrebenswert. Wie weit bist Du mit dem Bestreben? Sorry dieser Nachfrage, manche Leute können mit diesem Bestreben jahrelang schwanger gehen bis sie es tatsächlich tun.

Na und wenn Du hier gelesen hast, ist Dir ja bekannt daß es verschiedene Massnahmen gibt die bessere Erfolgsaussichten versprechen als der reine Alleingang. Suchtberatung Gruppe undsoweiter. Wenn Du eh schon mal den Gang zu ner Thearapeutin gewagt hast, dann brauchst Du vielleicht nur die richtige Anlaufstelle zu finden.

Wenn Du trocken werden möchtest soltest Du dir was überlegen was Du statt Trinken in der entsprechenden Situation tun wirst. Ich hatte zwar selten konkreten Saufdruck, also daß ich dachte ich muss mich jetzt beherrschen, aber ich hatte gelegentlich so nervöse Momente in denen ich besser was unternommen hab um den Gedanken erst gar nicht aufkommen zu lassen.

wünsch Dir was

der minitiger

[ Editiert von minitiger2 am 08.03.05 16:04 ]


Weggefaehrte Offline



Beiträge: 360

08.03.2005 16:15
#5 RE: Jetzt wirds ernst!! Zitat · Antworten

Hallo Reiner.

Zuerst mal ein herzliches Willkommen von mir hier im Saufnix Forum. Ich denke, wenn ich so lese was Du über die Therapiegespräche schreibst, dass Du nicht bei einer Suchtberatungsstelle warst. Dort heißt nämlich das Ziel für Menschen die ein Alkoholproblem haben, Wege aufzuzeigen wie man es schafft abstinent zu werden und es nach Möglichkeit auch zu bleiben.

Würde mich freuen, wenn Du dies nochmals ein bisschen genauer schreiben würdest.

Liebe Grüße von Günther


apfelsaft Offline



Beiträge: 256

08.03.2005 17:29
#6 RE: Jetzt wirds ernst!! Zitat · Antworten

moin reini,

willkommen im club.
sieht nach der klassischen trinkerkariere aus...mit dem vorteil das du wohl früh genug erkennst, daß mit deiner trinkerei etwas nicht stimmt.
und eingestanden, daß es ein größeres problem für dich bedeutet, hast du auch, sonst hättest du dich hier nicht angemeldet. "applaus"

mit den therapeuten ist das so eine sache.... der therapeut meiner lebensgefährtin ist "rotweinfan". ohne ihm alkoholmissbrauch zu unterstellen, sind seine äußerungen in bezug auf alkoholismus leicht gefärbt.

der therapeut der mich seit einigen monaten betreut, ist in sucht-spezifischen fragen ausgebildet und ich fühle mich dort gut aufgehoben.

nun kommt die schmerzfrage bin ich alkoholiker oder nicht? du wirst da wohl noch ein wenig mit "rumeiern", gründe suchen, ein bier geht doch, die anderen trinken auch regelmäßig, so schlimm kann es ja noch nicht sein. kontolliertes trinken wäre doch ein möglichkeit usw.

das hat bei mir alles nicht funktioniert!

diverse rückfälle nach denen der konsum immer größer wurde, haben mich dann dazu veranlasst die sauferei ganz einzustellen. im großen und ganzen geht es mir gut damit.
motrrad fahren und das nüchtern!
zu jeder zeit mobil sein können, heisst, sollte mal abends ein notfall z.b. mit den kindern passieren, bin ich doch in der lage ein kfz zu bewegen! (hab ich mir während der trinkerei nie gedanken drüber gemacht)
ich könnte hier noch ne latte an vorteilen des nicht-trinkens aufzählen, aber vielleicht machst du ja diese erfahrungen ebenfalls.ist im übrigen ein guter ansatz, setz dich mal hin und schreib die pro und contra punkte des saufen bzw. nicht-saufen auf.
ganz nützlich ist auch ein test :jellinek (alkoholiker ja oder nein)der test funktioniert allerdings nur dann wenn du ehrlich bist. und das wiederum würde voraussetzten, daß du dir eingestehen würdest alkoholiker zu sein, wenn dies der fall ist? das wiederum weisst aber nur du !

tja reini is nu ein steiniger weg auf den du dich gerade aufmachst, der allerdings am ende jede menge positive überraschungen bietet. komm lauf los !
bis dahin

markus


del Ancon Offline



Beiträge: 3

08.03.2005 18:59
#7 RE: Jetzt wirds ernst!! Zitat · Antworten

Servus Gemeinde

Danke erst ´mal für die schnellen Antworten und interessierten Nachfragen.

Mein derzeitiges Verhältnis zu Alk "minitiger" ist seit zehn Tagen die Abstinenz. Obwohl mir der Ernstcharakter meines Problems bewusst ist, ringe ich täglich mit mir Alkohol im Hinblick auf die Zukunft aus meinen Gedanken auszuschliessen. Schätze mich selbst als noch sehr labil ein.
Zu oft habe ich mir und anderen schon etwas vorzumachen versucht, habe beschwichtigt, verharmlost und gelogen, Verantwortung für mein Verhalten geleugnet...

Saufdruck plagt mich momentan nicht. Den habe ich eigentlich nur in nassen Phasen; dann aber vehement.
Hier draussen im Atlantik auf einer kleinen Kanareninsel wurde zwar ein allgemeines Drogenproblem registriert, und eine Drogenberatungsstelle eingerichtet, aber darüberhinaus gibt es leider keine weiteren Anlaufstellen.
Und denoch war es für mich ein wichtiger mithin erfolgreicher Schritt in den Gesprächen mit einer Psychologin zumindest das Thema Alk als ein gravierendes Problem klar zu benennen. Hilfreicher und für mich lehrreicher finde ich es aber in Euren Beiträgen zu lesen.
Den Erfahrenen bringe ich gemeinhin mehr Vertrauen entgegen als den Experten.
Dass ein steiniger Weg vor mir liegt "apfelsaft" dessen bin ich mir deutlich bewusst. Gegenseitige Unerstützung in diesem Forum, so wie es aus den Beiträgen herausklingt, macht ihn für jeden von uns begehbarer. Und auch jeden Morgen mit klarem Kopf aufzuwachen, bedeutet einen Stein weniger.

Seid umarmt

Reiner


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

08.03.2005 21:08
#8 RE: Jetzt wirds ernst!! Zitat · Antworten

Hallo Reiner,

Zitat
Gepostet von del Ancon
Das Bier dazu war überall zu bekommen, und jeder, der uns das Zeug verkaufte wusste, dass wir uns damit zuschütten werden. Ist im Südwesten der Republik garnicht ungewöhnlich. So verhielt sich das mehr oder weniger über 16 Jahre hinweg, verstärkte sich während der Studienzeit in Berlin und eskalierte dann im eigenen Restaurant 4 Jahre hindurch. Dies war sicher auch einer der Hauptgründe das Lokal zu verpachten, obwohl meiner Frau gegenüber das Problem damals (´98) nicht explizit so formuliert. Aber mir wurde immer klarer, dass der Zwang mir Abend für Abend den Hals zuzuschütten sehr bedenkliche Ausmasse angenommen hatte. Die Umstände favorisierten diese Tendenz sehr: Sprit immer in unmittelbarer Nähe und das zum Einkaufspreis. Nach der Arbeit mit Stammkunden noch ein paar Gläschen zu trinken oder noch auszuhen war der Normalfall.



genauso geht es mir auch: ich arbeite in einer Kneipe und da ist es natürlich sehr leicht sich mal ein Glas Bier zwischendurch zu zapfen. Oder mal mit den Stammgästen eine Runde Tequila zu trinken. Es würde mich mal interessieren wieviele Wirte es gibt die ihre besten Kunden sind. Die Dunkelziffer ist da bestimmt sehr hoch.

Ich freue mich daß Du es geschafft hast vom Alkohol wegzukommen. Ich drücke Dir die Daumen das es so bleibt.

Gruß, Jennifer


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

09.03.2005 02:39
#9 RE: Jetzt wirds ernst!! Zitat · Antworten

Zitat
Es würde mich mal interessieren wieviele Wirte es gibt die ihre besten Kunden sind. Die Dunkelziffer ist da bestimmt sehr hoch.






Hallo jennifer,

erstmal herzlich willkommen hier an Board.
ich muss aber gleich zum Anfang mal fragen, warum interessiert dich diese Frage so?

Wäre es für dich beruhigend wenn es noch mehr Gastwirte gibt denen es dreckig geht. ??

Wichtig ist doch das du erkannt hast das du ein Problem damit hast und einen Weg daraus finden musst.

Und das sollte dein Hauptaliegen sein.
es ist schon richtig das wir in einer Gesellschaft leben wo Alkohol überall präsent ist.

Aber es gibt nun mal Menschen die können damit umgehen und es gibt welche die können es nicht.
Und wenn du erkannt hast das du nicht mit Alkohol umgehen kannst , dann wäre es folgerichtig das du etwas dagegen tust.

Es ist auch falsch anzunehmen die Umgebung und Situation ist daran Schuld das du trinkst.
Letztlich hast immer du entschieden, ich trinke oder ich trinke mit. zu dieser Erkenntnis zu kommen ist wichtig bei der Problemaufarbeitung. denn du wirst immer wieder mit Menschen konfrontiert werden die gerade trinken ,Feiern etc.
und da ist es letztlich deine Entscheidung ich trinke auch mit oder ich tu es nicht.

ich wünsch dir was, natürlich Gutes.

liebe Grüße
Ramona


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