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Saufnix  
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Dieses Thema hat 73 Antworten
und wurde 6.797 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
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Herr_Limonade ( gelöscht )
Beiträge:

01.06.2005 14:41
RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

heute morgen habe ich diese Webseite und das Forum entdeckt, als ich auf der Suche nach stationären Entziehungseinrichtungen war. Nachdem ich nun mehrere Stunden mit Lesen verbracht habe verspüre ich den starke Wunsch mich "anzuschließen" bzw. auch am gemeinsamen Projekt Abstinenz teilzunehmen.

Ich bin erst 27 und fühle mich für einen Alkoholiker eigentlich zu jung. Nichtsdestotrotz bin ich seit über zehn Jahren dabei. Eigentlich möchte ich meine Geschichte niemandem aufdrängen, aber ich habe heute morgen entdeckt, wie hilfreich und tröstend es ist, hier viele Trinkerkarrieren zu lesen, von Menschen, die gleiches und noch weitaus übleres als ich erlebt haben und dennoch bereit sind zu kämpfen und dabei Erfolge haben.

Also in Stichpunkten:

- erster Kontakt mit Alkohol in Kindesjahren am heimischen Abendbrottisch (mal probieren)
- erster Vollrausch mit 13 Jahren (eine halbe Flasche Schnaps auf einer Jugendfreizeit)
- bis zum 18 Lebensjahr ähnlich wie andere hier derjenige auf den Partys gewesen, der sich durch exessives Trinken hervortat und besonders toll fand
- dannach oft die Wohnorte gewechselt, soziale Isolation und Ziellosigkeit mit Alkohol getröstet
- mit 20 etwa dreimal die Woche Konsum von ca. 4 Halbe Bier
- einige Jahre später fast täglicher Konsum von 6 Halbe Bier oder einer Flasche Wein
- inzwischen täglicher Konsum von 1-2 Flaschen Wein oder 4-8 Halbe Bier, jenachdem, was ich mir gerade noch erlauben kann, um am nächsten Tag halbwegs durch den Tag zu kommen.

Seit heute: trocken!

Ja, das hab ich mir schon vielemale über mehrere Jahre hinweg gesagt. Aber das ist ja das Prinzip Hoffnung, jeder neue Tag eine neue Chance. Im Moment freue mich darauf hier irgendwann mein erstes trockenes Jahr verkünden zu können.

Ich habe schon oft überlegt zu einem Treffen der AA oder ähnlicher Gruppen zu gehen. Aber bisher kommt das für mich nicht in Frage. Dafür gibt es mehrere Gründe, aber der entscheidende ist: Ich fühle mich zu jung und ich gehe auch in Anbetracht meiner kleinen Recherchen davon aus, dass in meinem Alter noch nicht viele einen starke Alkoholmißbrauch entwickelt und eingestanden haben und sich damit auch an andere wenden wollen. Oder irre ich mich? Gibt es unter Euch auch mehrere unter 30 jährige?
Oder ist mein ganzer Ansatz die Sache am Alter aufzuhängen falsch? Ich gehe nur davon aus, dass die Probleme in unterschiedlichen Lebensabschnitten unterschiedlich sind. Obwohl ich mir im Moment nach Lektüre mehrere Eurer Beiträge gar nicht mehr so sicher bin.

In den letzten Jahren bin ich zum heimlichen Trinker geworden. Die Peinlichkeiten sind am morgen danach geringer, wenn man sich unbeobachtet weiß. Es ist ein fürchterliches Leben als Trinker. Der Selbsthass und die Selbstverachtung wird immer größer. Alkohol scheint so leicht als Ausweg, Trost, Belohnung, Zuhause und Lebenszweck. Er ist der falscheste Freund von allen. Lächelt einen stets an um danach mit dem Finger auf einen zu zeigen und zu spotten, komm Junge, was bist Du denn schon ohne mich?

Vorbei. Angst habe ich aber vor all den gesellschaftlichen Situationen, in denen ich mich zukünftig als Nichttrinker oute. Das ist das schwierigste. Angst ein Langweiler zu sein, Bekanntschaften nicht schließen zu können, anders zu sein, ein Schwächling zu sein. Als graue Maus gemeidet zu werden. Angst ist etwas irrationales. Aber auch etwas starkes.
Vor einigen Jahren habe ich mit dem Rauchen aufgehört. Das ist einer meiner großen Erfolge. Damals hatte ich ganz ähnliche Ängste. Heute weiß ich wieviel schöner das Leben ohne Zigaretten ist und nicht eine meiner Ängste hat sich als begründet erwiesen. Im Gegenteil. Ich hatte jahrelang meine Ängste als Argumente zum weitermachen mißbraucht. Diesen Erfolg will ich auch mit dem Alkohol erzielen!

Es ist nur so unglaublich schwer das allein zu schaffen. Mir gefällt dieses Forum, weil es annonym ist, aber von seinen Teilnehmern (wie es mir auf den ersten Blick erscheint) ernstgenommen wird.

Ich wünsche allen die hier lesen, die hier schreiben und natürlich auch mir selbst, den größtmöglichen Erfolg im Kampf gegen den Alkohol und für ein freies selbstbestimmtes Leben.

Her_Limonade
(Entschuldigung für die Theatralik)


Hicks Offline



Beiträge: 63

01.06.2005 15:35
#2 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Moin Herr Limonade

Herzlich wilkommen hier.
Du wirst mit Sicherheit etliche Leute finden die dir mit Rat zur Seite stehen.
Und was dein Alter angeht, jeder ist so alt wie er sich fühlt. Darüber solltest du dir am wenigsten Gedanken machen.
Auf alle Fälle solltest du dir Hilfe von außen holen. Hausarzt, Suchtberatung oder SHG wären hierzu die Stichworte. Aber auch hier aufm Board bekommst du Hilfe, seelisch, moralische Unterstützung. Da ich auch relativ neu bin, weiß ich dieses Board mit seiner Hilfe sehr zu schätzen.

g24h
Hicks

p.s. lass das erste Glas stehen


Falballa Offline




Beiträge: 3.722

01.06.2005 17:17
#3 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Hallo Herr Limonade

(Obwohl Herr Lehmann auch passen würde, oder?)

du hast sehr anschaulich geschrieben.

Deshalb habe ich auch gleich eine erste Frage an dich.

Wie geht es dir, an deinem ersten trockenen Tag.

LG Falballa

[ Editiert von Falballa am 01.06.05 17:17 ]


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

01.06.2005 17:34
#4 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Hallo Herr Limonade!

Willkommen hier im Forum!

Ich hoffe du machst deinem Name alle Ehre!


Ich fühle mich zu jung und ich gehe auch in Anbetracht meiner kleinen Recherchen davon aus, dass in meinem Alter noch nicht viele einen starke Alkoholmißbrauch entwickelt und eingestanden haben und sich damit auch an andere wenden wollen. Oder irre ich mich? Gibt es unter Euch auch mehrere unter 30 jährige?

Zu jung, um die Sucht schon anzuerkennen?
Meinst du es ist besser, wenn es dir noch ein paar Jahre schlecht geht, damit du dann ein wirklich "gestandener" Alkoholiker bist, dem man es schon aus 10 Meter Entfernung schon ansieht?

Ich finde es gut, dass du den Schritt gewagt hast, hier zu schreiben. Ich habe auch schon mit 20 getrunken, und mit 25 und mit... seit ich nun 37 bin nicht mehr, es wäre gar nicht so schlecht gewesen, wenn es mir 10 Jahre früher eingefallen wäre, meine Sucht zu akzeptieren. Wär´mir einiges erspart geblieben, man entwickelt sich nämlich nicht unbedingt gerade weiter, wenn man jeden Abend alleine die Pulle aufmacht.

Hier sind einige auf dem Board, die so alt wie du oder jünger sind. Viele schreiben nur mal kurz und saufen dann noch ein paar Jahre weiter, so wie ich das derzeit beurteilen würde - schade! Wäre schön, wenn du dich in diesem Fall von deiner Altersgruppe unterscheiden wolltest. ( Ich hoffe nun, dass gleich ganz viele schimpfen werden, denen ich damit unrecht getan habe hinsichtlich zu jung und erst mal weitersaufen )

Mach weiter, du kannst dabei nichts verlieren!

Hast du schon mal überlegt zu einer Beratungsstunde zum Suchtberater zu gehen. Das geht anonym. Hat mir damals sehr geholfen.

Liebe Grüße
Gaby


Schneefrau Offline




Beiträge: 2.958

01.06.2005 17:43
#5 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Moin und Willkommen auf Saufnix
H.Limonade von mir !

Zitätchen von dir :"Oder ist mein ganzer Ansatz die Sache am Alter aufzuhängen falsch? Ich gehe nur davon aus, dass die Probleme in unterschiedlichen Lebensabschnitten unterschiedlich sind. Obwohl ich mir im Moment nach Lektüre mehrere Eurer Beiträge gar nicht mehr so sicher bin."

Na, hast dir die Frage ja im Grunde schon selber angefangen zu entdrüseln: dein Alter hat mit deinem Problem bzw. mit dem Weg, den du nun anstrebst, nix wesentlich zu tun oder?

Ich glaube, jeder fühlt sich im Grunde zu jung zum bsp. zum KrebspatientIn sein, oder zum Patient/krank sein überhaupt -oder ?
Gegenfrage, die es noch deutlicher macht: ab wann fühlt man/frau sich denn net mehr zu jung, um eine Sucht zu haben und mit der klar kommen zu sollen/können?

Sucht ist also wirklich nicht auf ein Alter beschränkt, sondern kann dich auch schon sehr früh erreichen, wenn die Umstände zu ihr günstig sind.

Drum sollte dich dein Alter auch nicht davon als Scheinargument abhalten, dir mit der Zeit ev. auch vor Ort live eine Unterstützungsgruppe von einem der Selbsthilfegruppen zu gönnen, die dir zusagen- AA, Blaues Kreuz, Freundeskreis ..., viele Infos kannste du dir auch hier auf der Startseite holen oder eben auch via Suchmaschine gelle

Denn auch wenn SAufnix eine gute Unterstützung sein kann- phasenweise- ich finde es auch super wichtig, sich im Alltag mit anderen Menschen zusammen zu tun, die man immer wieder live trifft und mit ihnen reden kann; den PC kann man leichter mal ignorieren oder ausgeschaltet lassen, als Leutz, die sich an einem Abendtermin treffen zu ignorieren.

Ich selber bin nicht vom Alkohol abhängig, sondern Kind (31) zweier Eltern, die diese Sucht haben/hatten ( Vater verstarb und auch er fühlte sich zu jung zum Sterben Limondad- mit 73! :sly

Ich hör ja schon auf "rumzuhacken" und frage dich lieber nach was wesentlicherem: bist du in ärzlicher Behandlung wegen deiner Sucht? Weil son kalter Entzug auf eigene Faust auch gefährlich werden kann für dein Leib und Leben- darüber findest du hier sicherlich beim Lesen noch mehr Infos! Um zum Arzt zu gehen, dazu solltest du dir auf jeden Fall net zu jung sein und da ist eine SHG noch mal ein anderes Paar Schuhe...

Gute Zeit dir gewünscht

Schneefrau


miezegelb Offline




Beiträge: 2.677

01.06.2005 18:02
#6 RE: Ausstieg Zitat · Antworten



Hallo Herr Limonade,

herzlich willkommen hier im Forum.
Das du die Sucht nicht vom Alter abhängig machen kannst, das hast du ja im Prinzip schon mal festgestellt das du selbst erkannt hast das du ein Alkoholproblem hast und da hast du auch das Recht jede erdenkliche Hilfe anzunehmen.

Wie, welche Menge und in was für einem Zeitrahmen Alkohol seine Schädigende Wirkung tut ist nicht vom Alter abhängig,
ich persönlich war mit 25 Jahren soweit davon geschädigt das ich die Entscheidung die Flasche stehen zu lassen auch in diesem Alter treffen musste. Mir zu liebe.

Und wie dir Schneefrau schon geschrieben hat, kann ich dir von einem kalten Entzug nur abraten.

Warum willst du in dem Moment wo du für dich etwas gutes erreichen willst, erstmal dein Leben aufs Spiel setzen??

Also zu jung um Hilfe anzunehmen ist niemand

liebe Grüße
Ramona


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

01.06.2005 19:57
#7 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Ja jetzt bin ich doch recht überrascht und schwer gerührt über soviel Rückmeldung!

Also wo soll ich anfangen. Ihr seid ja alle auf diese Altersgeschichte eingegangen. Wahrscheinlich sehe ich das auch falsch. Aber ich glaube (ich weiß es natürlich nicht) dass die meisten, die SHGs besuchen 10-20 Jahre älter sind und in der Regel schon ganz andere "Karrieren" hinter sich haben. Da fühl ich mich irgendwie als Außenseiter. Einerseits als Möchtegern-Alkoholiker, der sich zwar schon mit großem Erfolg sein Leben ruiniert hat, aber eben noch nicht um Haus und Hof gesoffen hat. Also irgendwie als einer, der gar nicht richtig mitreden kann. Vielleicht sind das aber auch nur Ausreden um nicht hingehen zu müssen?
Ich hab da auf jeden Fall große Kontaktscheu, obwohl ich es prinzipiell gerader im Sinne gegenseitiger sozialer Kontrolle als sehr wichtig ansehe. Da gebe ich Schneefrau vollkommen recht: So am PC, dass ist schonmal ein Schritt, aber im Zeifelsfall kann man den dann halt doch ganz gut ignorieren (und lächeln und auf die Schulter klopfen kann der halt leider auch nicht....)

Ich finde es auf jeden Fall sehr interessant, dass einige von Euch auch schon sehr früh mit dem Trinken angefangen haben. Oder besser gesagt. Anfangen tun wohl viele später Gefährdeten früh, aber dass es um die 20 rum schon exessiv wird ist doch nicht die Regel, oder? Vielleicht bin ich da ja auch etwas blauäugig.

Da find ich es schon spannend Ramona, dass Du die Abstinententscheidung schon mit 25 getroffen hast. Aber irgendwie scheint dich das Thema ja noch immer zu beschäftigen?
Danke auch für die Anteilnahme in sachen kalter Entzug, aber ich bin zum Glück noch bei keiner körperlichen Abhängigkeit gelandet. Das erstaunt mich zwar in Anbetracht der konsumierten Mengen, aber es ist doch so. Ich hab auch schon ein paar mal erfolgreich aufgehört zu trinken. Zum letzten mal vor etwa zwei Jahren. Da war ich fast zwei Monate trocken. Eine schöne Zeit. Und dann eines Abends gedacht, man könnte ja nun doch mal wieder mit jemandem einen Cocktail trinken gehen, weil man hat sichs ja bewiesen und zack, innerhalb weniger Tage war der Konsum wieder der alte.

Deswegen starte ich heute mit dem Ziel eine Lebensentscheidung getroffen zu haben. Obwohl ich gehört habe, man soll immer nur an den gegenwärtigen Tag denken. Alles andere führe nur zur eigenen Überforderung.
Deswegen Danke der Nachfrage Falballa. Heute gehts mir gut. Aber wenn ich an diesen schönen Sommerabend denke, nächste Woche oder in ein, zwei Monaten, an dem vielleicht ein alter Freund zu Besuch kommt und die Biergärten der Stadt kennen lernen will und man ausgelassen über alte Zeiten redet, wenn ich an diesen Zeitpunkt denke, dann gehts mir schlecht und dann hab ich Angst. Weil mit jedem Rückfall wird es schwerer aufzuhören.

Übrigens Gaby, womit du den Kern der Sache triffst. Beim Saufen entwickelt man sich nicht weiter. Das ist ja dass fürchterliche. Ich könnt mich auch heute wieder um den Verstand saufen und bemitleiden wegen Dingen, die schon viele Jahre zurückliegen. Das ist es ja. Der Alkohol betäubt, deswegen ist er ja so verführerisch. Aber er heilt nichts. Setzt man ihn ab, kommen die alten Schmerzen doppelt und dreifach. Deswegen ist die Anfangszeit ohne ja so schlimm. Wahrscheinlich könnt ihr alle ein Liedchen davon singen?

Habt ihr den alle SHGs besucht und hattet Euer Sucht-Outing oder gibts da auch einige die das mit sich ausgemacht haben? Schnefrau, Was meinst Du mit "und da ist eine SHG noch mal ein anderes Paar Schuhe..."? Liege ich da mit meiner Eingangsschilderung doch nicht so falsch?

Puh, das war jetz wieder viel Text. Anfangseuphorie!

Viele liebe Grüße und herzlichen Dank
Herr Limonade


malo Offline




Beiträge: 1.797

01.06.2005 20:42
#8 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

hallo herr limonade,

willkomm auch von mir...

das alter spielt bei sucht überhaupt keine rolle...

ich selbst bin mit 15j angefangen zu trinken und kiffen...
langsam aber stetig steigerte ich die menge,so dass ich
mit 24j das erste mal für ein paar monate pause machte...
aber nur weil meine damalige freundin wegen meiner sauferei
ziemlichen stress machte...

es ging dann bald auch wieder langsam los,aber ratz fatz
war ich wieder bei der alten menge angelangt...so brauchte
ich dann noch 20 weitere jahre um mit 44j endlich vor dem
alkohol zu kapitulieren...


Zitat
Vielleicht sind das aber auch nur Ausreden um nicht hingehen zu müssen?


zum thema shg kann ich dir nur von meiner gruppe(freundeskreis fl-
west) etwas sagen...bei uns gibt es vom 20j alten drogenabhängigen
über den 30jährigen spieler und alkoholiker bis zum 70 jahre
alten seit 25jahren trockenen alkoholiker alles...
auch einige angehörige sind dabei...

und das schöne daran ist,jeder akzeptiert den anderen und
alle lernen voneinander mehr über sich selbst...

ob der co von den süchtigen oder die beziehungssüchtige vom
trinkenden ewigen junggesellen...jede/r nimmt das mit was
gebraucht wird um trocken zu leben...

auch freundschaften entwickeln sich unter den leuten...
schließlich hatte man über jahre das gleiche interesse,
nämlich sich dicht zu ballern womit auch immer....

tja, und heute heute ist wieder das gleiche
interesse vorhanden...ein abstinentes zufriedenes
leben...jeder für sich...aber doch alle miteinander...

lg malo


HerrLimonade Offline




Beiträge: 44

01.06.2005 22:01
#9 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Unglaublich. Inzwischen brennen mir die Augen, soviele Beiträge habe ich gelesen. Ich finde es so toll, wie offen hier über die Probleme mit Alkohol geschrieben wird. Ein ganz neues Gefühl. Am liebsten möchte ich jetzt vor lauter Begeisterung zum Kiosk gehen und noch rasch eine Flasche Rotwein auf diesen tollen Fortschritt trinken. Zum letzten Mal, zum Abschied, weil ja nun alles besser wird. Ich habs ja quasi schon geschafft. Und die eine Flasche macht ja nun auch nix mehr, ob ich nun heute aufhör oder morgen. Was solls?
Auf diese Weise hab ich schon hundertemale Abschied gefeiert. Verdammt!

Vielen Dank für Deine Antwort, Malo. Dein Beitrag hilft mir sehr zu versuchen die SHGs in einem anderen Licht zu sehen. Man ändert seine Ansicht zwar nicht an einem Abend, aber was Du schreibst macht mir ein Stück weit Mut. In einem anderen Beitrag hab ich von Dir gelesen:

"Ich laufe natürlich nicht werbung damit,aber wenn es mir
hilft eine kritische situation zu überstehen würde ich es
jeden ins gesicht schreien:"ich bin alkoholiker,ich will
nicht's trinken"

Klasse, so würde ich es auch gerne machen. Offensiv!

Schönen Gruß
Herr Limonade

Es gibt nur heute!


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

01.06.2005 22:16
#10 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Hallo Herr Limonade,

Zitat
Zum letzten Mal, zum Abschied, weil ja nun alles besser wird. Ich habs ja quasi schon geschafft.



Ich versteh´deine Euphorie, es scheint so leicht zu sein, oder? Man kann jederzeit aufhören.
Im Grunde ist es das auch - aber nur, wenn du ab dieser Minute !keine Ausnahme mehr machst!
Und das dann jeden Tag. Das war es schon.

Und weil du dich dann auch nicht mehr betäubst, dann hören die Schmerzen auf, die dir immer wieder sagen, dass du heute doch noch mal eine Ausnahme machen könntest...

Ich habe mich auch sehr schwer getan mit einer Selbsthilfegruppe. Ich war zuerst beim Suchtberater und dann in einer "Motivationsgruppe", da geht man hin, um herauszufinden, ob man suchtkrank ist, in welchem Stadium oder nicht etc. Es war unverbindlich, mein erster Gruppenkontakt sozusagen und ich stellte fest, dass ich sehr gerne damals hinging. Ich besuchte sogar freiwillig noch eine zweite Motivationsgruppe.

Später habe ich auch eine Selbsthilfegruppe besucht, in der ich nicht so glücklich war. Da gebe ich dir schon recht. In "meiner" Gruppe war der Altersdurchschnitt weit über 50. Die waren zwar alle ganz nett, aber mir hat total jemand auf meiner Wellenlänge gefehlt. Muss ich halt weitersuchen.

Zur Zeit gehe ich aber noch in eine therapeutisch geleitete Nachsorgegruppe. Da gehe ich auch gerne hin. Und eine Gruppe und das Forum hier, das reicht mir als Ansprache.

Ich möchte aber den Kontakt zu den vielen Leuten, die sich so intensiv mit ihrem Leben auseinandersetzen und offen sind, kein Blatt vor den Mund nehmen, nicht mehr missen - weiß gar nicht, was ich ohne das Forum hier machen würde.

Ich sehe es inzwischen wirklich als unglaubliche Chance. Ohne das Annehmen meiner Suchterkrankung, wäre es mir niemals möglich geworden, mich selbst so gut kennenzulernen und anzufangen mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und meine Träume nun nach und nach zu verwirklichen. Ich wäre in Trott, Suff und Selbstmitleid untergegangen.

Die Auseinandersetzung mit anderen, mit der Gruppe und dem Forum eröffnet Horizonte.

Liebe Grüße
Gaby


Schneefrau Offline




Beiträge: 2.958

02.06.2005 02:42
#11 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Hallo H.Limonade!

Der Satz war :"Um zum Arzt zu gehen, dazu solltest du dir auf jeden Fall net zu jung sein und da ist eine SHG noch mal ein anderes Paar Schuhe...
meint- die Sache mit der SHG hat eine ganz andere Dringlichkeit, Zeitlichkeit, da du ja JETZT den Alk absetzt und so direkt Auswirkungen auf deinen Körper entstehen könnten, also meint, das Scheinargument mit dem Alter kannste gerne von wegen SHG noch weiter benutzen, das gilt aber net für den Arztbesuch mit Check-up und allem.

Du schreibst zwar, du habest keine körperliche Abhängigkeit entwickelt nach nun 10 Jahren missbräuchlichem Konsum, das musst du ja selber wissen, ob die beschriebenen Symptome,die hier ja auch Thema sind, bei dir zutreffen oder nicht. Ich wollte dir nur den Hinweis geben, so du ihn noch nicht wusstest, dass es auch gefährlich werden kann, wenn du der Physis so mir nix dir nix net mehr Stoff gibst.

Was dein Psyche/Seele braucht, damit du in Selbstbeobachtung und Austausch auf per DU mit ihr kommst, dein Suchtgedächtnis funktioniert ja via "Belohnung" scheint´s noch ganz gut- also deinem eigenen "nassen Liomande-Denken" auf die Spur kommst, das musste auch für dich selber rausfinden- nur trau dich das auch, denn schliesslich bist du doch derjenige, mit dem du leben musst-lebenslang und das bis zum Schluss.

Guck dir doch verschiedene Gruppen an, kann ja sein, die eine hat mehr betagtere Mitglieder ( was net schlecht sein muss!), kann sein, es mixt sich so wie bei malo... kommt doch auch drauf an, wer sich wann für sich selber auf den Weg gemacht hat oder? Auch da gibt es kein "Altersmittel" a la "...die ab 50 sind i.d.R. schon seit 5/6 Jahren auf abstinenten Wegen" oder so - gar net! Kommt echt auf jeden einzelnen Menschen und seine Entscheidungen /sein Leben an- also hör mal auf mit diesem Quark von wegen Alter *lach

Wenn du´s an der Realität net testest, H.Limonade, dann wirste es auch nicht erfahren, wie die altersmässige Zusammensetzung der SHG(s) in deiner Nähe aussieht!

Gruss und gute 24 h dir

Schneefrau


HerrLimonade Offline




Beiträge: 44

02.06.2005 20:04
#12 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Hallo Schneefrau und Gaby,

vielen Dank für Eure Ermutigungen. Ich bin sehr froh, dass ich gestern angefangen habe hier mitzumachen. Bisher waren SHGs kein Thema für mich. Seit gestern bin ich ins Grübeln gekommen. Jetzt habe ich mir vorgenommen mich beim nächsten Rückfall (der hoffentlich nie kommt), an den Haaren in irgendeine Gruppe zu schleifen.

Heute ist mein zweiter trockemer Tag. Es war ein langer und anstrengender Tag und ich habe mich des ofteren dabei ertappt, wie ich mir das kühle Belohnungsbier am Abend ausgemalt habe. Ich hätts mir wirklich verdient. Aber das eine danach und dann das dritte weil man ja wenigstens etwas spüren will und dann noch das eine zum Einschlafen und na gut, das fünfte noch weil ich ja morgen aufhör und dann weils jetzt eh scheißegal ist eben auch noch das sechste: Die will ich alle nicht trinken!!!

Tu ich auch nicht. Aber ich hab Angst vor dem Wochenende. Ich wohn jetzt seit einiger zeit in einer neuen Stadt und habe noch keine Bekanntschaften. Für Samstag bin ich zu einer Feier eingeladen. Ich will da unbedingt hin, weil es eine Chance ist Kontakte zu knüpfen. Aber ich will keine Fragen beantworten müssen, nicht aus dem Rahmen fallen.
Ich weiß das ich dort mit ein, zwei Glas Rotwein auskomme. Erst wenn ich zu Hause bin, werde ich das "Werk vollenden". Und wenn nicht am Wochenende, dann am Montag oder Dienstag.

Ich will trocken bleiben! Aber ich will auch normal sein, bzw. so wirken. Es ist halt doch nicht so leicht zu sagen: Ich trinke nichts, ich bin Alkoholiker.

Egal, heute bleib ich trocken.

Liebe Grüße
Herr Limonade


malo Offline




Beiträge: 1.797

02.06.2005 20:23
#13 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

hallo limo,


Zitat
Jetzt habe ich mir vorgenommen mich beim nächsten Rückfall (der hoffentlich nie kommt), an den Haaren in irgendeine Gruppe zu schleifen.



ein wichtiger schritt in der entwicklung wäre meiner meinung
nach bevor es zu einem rückfall kommt in eine gruppe zu
gehen...dein geschriebens deutet doch darauf hin das alle
hintertüren sperrangelweit von dir aufgemacht werden...

lg malo


scary lady Offline




Beiträge: 225

02.06.2005 20:35
#14 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Hallo Herr Limonade,

Zitat
Aber ich will auch normal sein, bzw. so wirken


das hab ich mir auch lange gewünscht, aber nie erreicht, ich bin immernoch ein Freak, wenn auch trocken.
Wie soll ich mich in einer Gesellschaft, in der Alkoholkonsum völlig normal und anerkannt ist "normal" fühlen wenn ich nüchtern bleibe? .... mir egal, dann bin und bleibe ich eben ein Freak

LG die
Scary Lady


Ralfi Offline



Beiträge: 3.531

02.06.2005 20:36
#15 RE: Ausstieg Zitat · Antworten

Hi Limonade,

für mich liest sich das wie:"Wascht mich aber macht mich nicht nass".

Kann es sein, daß es dir langsam wieder besser geht und deine guten Vorsätze so langsam bröckeln?

Alkoholismus hat überhaupt nichts mit dem Alter zu tun. Ich habe jemanden kennengelernt der mit 21 eine LZT gemacht hat. Bei uns sind öfters Alkohliker unter 25 Jahre, von der JVA, in der Gruppe. Die haben die gleichen Probleme mit der Abstinents wie alle anderen.

Gruß Ralf


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