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Saufnix  
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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 858 mal aufgerufen
 Akute Hilfe
Urmeli ( gelöscht )
Beiträge:

29.09.2003 23:58
RE: Mein Sohn trinkt zu viel Zitat · Antworten

Ich glaube nicht, dass der Alkoholkonsum meines Sohnes noch mit der Pubertät zusammenhängt. Er trinkt zwar nicht jeden Tag, aber mehrmals wöchentlich und mindestens 1 mal wöchentlich ist er betrunken. Er ist 17,5 Jahre und seine Freunde trinken fast alle auch so viel wie er, teilweise mehr. Das ist aber kein Trost.


Spieler Offline




Beiträge: 7.889

30.09.2003 14:39
#2 RE: Mein Sohn trinkt zu viel Zitat · Antworten

Hallo Urmeli,

dein Beitrag hat bei mir Bilder der Vergangenheit heraufbeschworen. Vor knapp 30 Jahren, als ich im Alter deines Sohnes war, habe ich genauso ein Trinkverhalten wie dein Sohn gehabt. Während der Woche gemäßigt und am Wochenende dann bis zur Oberlippe. Die Gründe waren die gleichen wie heute. Saufen ist cool, männlich und man wird den Mädels gegenüber viel lockerer. Wir waren damals eine Clique von ca. 10 Mann, die alle soviel gesoffen haben.
Nur einer wurde abhängig:ich.
Wenn dein Sohn nicht völlig aus der Art schlägt, dann kann ich mir vorstellen, dass du ihm mit deiner Besorgnis gar nicht zukommen brauchst, weil er sie sicherlich nicht akzeptieren wird; so wie er wahrscheinlich sowieso nichts von den "doofen Alten " hören will.
Also mit Vernunft ist ihm höchstwahrscheinlich nicht beizukommen.Vielleicht kannst du ihn ja schocken.
Es gibt sehr gute Filme über Alkoholismus, Filme ohne den erhobenen Zeigefinger, sondern welche die sehr drastisch die "Karriere" und das unvermeidliche Ende eines Alkis schildern, ohne zu beschönigen. Einer der aufwühlendsten,für mich jedenfalls, ist der mit Günter Lamprecht, dessen Titel ich leider vergessen habe. Er ist zwar schon älter in seiner Eindringlichkeit aber sehr schockierend.
Leihe dir doch so einen oder einen anderen Film aus und mache dir doch mal einen schönen Fernsehabend mit deinem Sohn.Überrasche ihn doch ruhig damit.
Ob es was nützt, ist zwar unsicher, aber möglicherweise sensibilisierst du ihn ja ein bisschen.

Jörg


laufchrissi ( gelöscht )
Beiträge:

30.09.2003 14:59
#3 RE: Mein Sohn trinkt zu viel Zitat · Antworten

Hallo Spieler,
der Vergleich hinkt zwar, aber meine Tochter hat mich dabei beobachten können, wie ich mir ca.8 Jahre lang das Rauchen abgewöhnt habe. Leider ohne Erfolg, sie hat angefangen und raucht mehr als ich in meiner allerbesten Zeit.
Ich durfte vor 3 Jahren dieses Suchtmittel aus der Hand legen. Aber dafür hat es mehr gebraucht als einen Film, Tut mir leid.
Ich habe eine gute Freundin mit einem Lungenemphysem ersticken sehen, mein Schwiegervater ist ohne Sauerstoff nicht mehr einen Schritt weit gekommen. Darauf hab ich mir vor der Krankenhaustür erst mal eine angesteckt. Und mit dem Alk ist es leider genau so. Erst kommt der Leidensdruck. Alle noch so gut gemeinten Worte, Bilder oder Bücher haben mir nichts gebracht. Sie haben in mir lediglich die Rebellion angefacht. Ich habe alles im Griff...
Und je jünger die "Trinker" sind, umso überzeugter sind sie von ihrer eigenen Stärke.
Leider kann ich nur andere Hilfsmittel zur Verfügung stellen. Ich kann den Angehörigen nur sagen, verheimlicht nicht, daß Eure KInder, Männer, Frauen trinken. Nehmt ihnen keine Wege ab. Laßt sie in ihrem Dreck sitzen. Entschuldigt ihr Trinken nicht.
Ihr verlängert nur ihre Krankheit und Leidenszeit.
Geht eigene Wege. Macht Euch bewußt, daß Ihr den Trinker/in für Eure eigne Co-Abhängigkeit braucht. Werdet Selbstständig.

Nebenbei weiß ich, von was ich spreche. Ich habe mit 13 meinen ersten Vollrausch gehabt und durfte mit 24 Jahren trocken werden. Aber ich habe alle Stationen des Alkoholismus in 6 Jahren exzesiven trinkens durchleben müssen/dürfen? Es hat mir keiner etwas ersparen können.


Spieler Offline




Beiträge: 7.889

30.09.2003 15:45
#4 RE: Mein Sohn trinkt zu viel Zitat · Antworten

Hallo laufschrissi,

ich stimme dir zu, dass es mehr als eines Filmes bedarf, um jemanden vom Saufen abzuhalten, bzw. den Sturz in die Abhängigkeit vermeiden zu helfen.
Aber ich denke, in diesem Fall sprechen wir ja auch "nur" von gesteigertem Alkoholver(miß)brauch.
Hier geht es ja gar nicht darum, zu verhindern, dass der junge Mann weiterhin Alkohol trinkt, sondern ihn erst einmal dazuzubewegen sich anzuschauen, was passieren kann. Eigenes Erleben kann niemals durch die Reden und Erfahrungen Anderer ersetzt werden.
So ein Film kann eventuell ein Denkanstoß sein.
Es ist nur ein Versuch, weil ich glaube, dass ein visuelles Erlebnis eindringlicher sein kann, als die schönste Erzählung.

Jörg


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

30.09.2003 16:34
#5 RE: Mein Sohn trinkt zu viel Zitat · Antworten

@Christiane
"Lasst sie in ihrem Dreck sitzen"!!!
willste das nur mit Alkoholikern machen,
oder mit allen Kranken?
PS:bin schon lange hier,aber das war
das letzte mal.


Miezekatz Offline




Beiträge: 731

30.09.2003 16:58
#6 RE: Mein Sohn trinkt zu viel Zitat · Antworten

Hallo Gast von 16.34 Uhr,

du kannst einem Trinker nicht helfen! Du kannst ihm nur durch Nichthilfe helfen, nur so hat er die Chance mit den Folgen seines Handelns konfrontiert zu werden, und möglichst bald auch an seinen eigenen Tiefpunkt zu kommen. Werden die Folgen seines Trinkens immer wieder vertuscht, wird ihm alles abgenommen, wird sein Leidensweg unendlich viel länger sein.

Tut er allerdings etwas gegen seine Sucht und für sich selbst, ist jede Hilfe angebracht. Der Betroffene bekommt Hilfe, wenn er bereit ist, sie auch anzunehmen.

Es geht nicht darum, irgendjemanden im Stich, im Dreck zu lassen. Alkoholismus ist eine Krankheit, die nicht nach üblichen Massstäben zu kurieren ist. Deshalb gibt es ja auch die Selbsthilfegruppen, in denen Betroffene anderen Leidensgenossen helfen können. Und sie können es auch nicht durch aktive Hilfe, wie z.B. eine Krankenschwester, die einen Verband anlegt, oder eine Medizin verabreicht, sondern nur durch ihr Beispiel, ihre Geschichte.
Sie können von sich erzählen, wie sie durch ihre schlechte Zeit, durch ihren persönlichen Tiefpunkt gekommen sind. Wie sie es schaffen, jeden Tag aufs Neue das 1. Glas stehenzulassen. Jede einzele Geschichte kann für den noch leidenden Alkoholiker ein Juwel sein, wenn er sie versteht,wenn sie für ihn passt, wenn er die Aussage daraus für sich selbst anwenden kann.

Seh's mal von dieser Seite.


Gruss,


Urmeli ( gelöscht )
Beiträge:

30.09.2003 23:44
#7 RE: Mein Sohn trinkt zu viel Zitat · Antworten

Lieber Jörg,

vielen Dank für Deine Nachricht. Ich werde es zunächst mit deinem Filmtipp versuchen. Und ich meine, diesen auch schon mal gesehen zu haben. Die Hängenlassen-Methode von Christiane erinnert mich sehr an die Rausschmeiss-Methode, das ist für uns nicht adäquat, ich kann einen 17-jährigen, der zunächst mal einfach zu viel trinkt, nicht so radikal behandeln.
Evt. wäre dir ja auch viel erspart geblieben, wenn dir deine Mutter auf die Finger geklopft hätte, dich nicht in Ruhe gelassen hätte und dir hinterher gewesen wäre, wenn du versucht hast, dich mit Saufgelagen dicke zu tun, damals.
Nochmal danke für deinen Rat
Irmi


Laufchrissi ( gelöscht )
Beiträge:

01.10.2003 08:24
#8 RE: Mein Sohn trinkt zu viel Zitat · Antworten

Liebes Urmeli,
glaub nur nicht, daß meine Eltern tatenlos zugesehen haben.
Aber leider ist es nunmal so,daß Angehörige trotz oder wegen allem guten Willen, das Leiden eines Nassen verlängern. Allerdings trifft weder den Nassen noch den Angehörigen die Schuld. Die Ursachen von Alkoholismus sind noch immer nicht geklärt.
Man spricht hier von einer Co-Abhängigkeit und von einer Familienkrankheit. Dies trifft nicht nur auf Alkohol zu, sondern auf alle Suchterkrankungen.
Weißt Du, ich bin auch Mutter und ich mußte auch lernen, meine Tochter los zu lassen und ihr ihre eigenen Fehler zugestehen. Sie ist vor einiger Zeit ausgezogen und ich dachte, ich hätte sie gehen lassen. Na ja, dann hat sie geheiratet und ich habe gemerkt, was mit "meinem loslassen" los war.
Vielleicht kannst Du in einer ruhigen Minute nochmals darüber nachdenken.


Miezekatz Offline




Beiträge: 731

01.10.2003 10:00
#9 RE: Mein Sohn trinkt zu viel Zitat · Antworten

Liebe Urmeli,

ich habe schon zig mal angesetzt, dir zu antworten, aber ich konnte es irgendwie nicht gebacken kriegen.

Weil es ist ganz arg schwierig, da eine Antwort darauf zu geben.

Auch mein Sohn war einmal 17 und rückblickend ist da sicher einiges abgelaufen, von dem ich nicht mal am Rande was gemerkt habe und wahrscheinlich auch keinen Einfluss darauf gehabt hätte.

Ich hatte allerdings immer einen guten, sprachlichen Kontakt zu meinem Sohn. Das habe ich auch daran gemerkt, dass er mit vielen Problemen zu mir kam und wir darüber sprechen konnten. Wir hatten einfach Interesse aneinander. So, wie das eben in dem Alter und in der Beziehung Mutter/Sohn möglich ist.

Und ich glaube, das ist es auch, was du in deiner schwierigen Lage tun könntest. Also einerseits den Kontakt zum Sohn auf garkeinen Fall verlieren, im Gespräch bleiben, möglichst nicht (nur) meckern und schimpfen, andererseits schon ein Stück loslassen. Mit 17 kommt er sich wahrscheinlich schrecklich erwachsen vor und meint, selbst zu wissen, was für ihn gut oder schlecht ist. Ein Stück weit ist er ja auch schon erwachsen und ein anderes Stück ist er es noch überhaupt nicht. Ob er sich mit dir auf's Sofa setzt und einen Film mit schrecklichem Ausgang anschaut, das weiss ich nicht.

In einem europäischen Land steht auf den Zigarettenschachteln nicht ein kleiner Randvermerk vom Gesundheitsminister, dass Rauchen schädlich ist, sondern in grossen dicken Buchstaben schwarz auf weiss: smoking kills. Fast über die ganze Packung, so gross. Basta. Ja, glaubst du, das wirkt? Nein, mein inzwischen etwas älterer Sohn kam mit einer ganzen Stange daher..... Und ich glaube nicht, dass diese Mahnung nur auf ihn keinerlei Wirkung hat....

Du kannst es ja ausprobieren. Aber ganz vordergründig wichtig sehe ich absolut das Gespräch, nicht die Funkstille, das Verständnis - auch wenns schwerfällt und das aufrichtige Interesse "was tut er, was interessiert ihn, was beschäftigt ihn". Nicht nur das "was tut er nicht - was macht er falsch".

Ich wünsch dir viel Glück bei diesem Balanceakt. Alle Mütter von Söhnen auf dieser Welt wissen, was du durchmachst.


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