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Saufnix  
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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 730 mal aufgerufen
 Akute Hilfe
rapture ( gelöscht )
Beiträge:

03.12.2003 18:52
RE: darf ich mich ausheulen ? Zitat · Antworten

ich hab mir überlegt in ein depression-forum zu schreiben und da ist vielleicht auch mehr platz für selbstmitleid. in der tat schreibt hier auch keiner, der anhaltend trocken geblieben ist trotz entgiftung vor 2 1/2 monaten.
ich kann meine rückfälle eigentlich auch kaum mehr als rückfall bezeichnen, denn ich befinde mich im fünften anlauf. mein rekord liegt bei 11 tagen abstinenz.
heute ist ein neuer vierter tag. ich hab erneut zuhause "entgiftet". das hat auf anhieb nicht funktioniert, redete mir ein, ich könnte mich quasi runterdosieren. das hat zweimal nicht wirklich funktioniert und erst seit sonntag habe ich gar nix mehr getrunken.
gestern wollte ich mit einem noch recht fremden menschen des anderen geschlechts ins kino gehen. das wurde zum desaster. es war mein erster längerer ausflug nach draußen seit neun tagen und mein dritter tag ohne alk. und ich war natürlich wahnsinnig nervös, hatte an einer sehr belebten (weihnachtseinkäufe) hauptbahnstation eine panikattacke. und war auch vor, während und nach dem kino total nervös.
das hat sich anders angefühlt wie das, was ich als saufdruck kenne. das war ein dauerzustand enormer anspannung.
heute an tag 4 bin ich schlicht "nur noch" depressiv mit sämtl. symptomen.
ich mache gerade einen vielleicht großen fehler, nämlich zuhause zu bleiben. ich war heute nachmittag schon ein paar stunden draußen unterwegs und möchte nicht mehr raus zu einer mir noch unbekannten mittwoch-selbsthilfegruppe gehen.
hier bin ich natürlich weniger unter anspannung wie draußen, aber immer noch rastlos.
ich habe auch im moment niemanden den ich anrufen könnte und wüsste vielleicht auch nicht was ich erzählen sollte außer mich auszuheulen. vielleicht genau die falsche adresse, aber ich habe die nummer meiner ex-freundin gewählt, die sich vor zwei monaten nach vier jahren von mir getrennt und mit der ich seitdem nicht mehr geredet hatte. sie wolle mich nicht als menschen verlieren, hatte sie gesagt. aber ob das bedeutet, dass sie ein paar wochen später mit mir reden wollen wird, ist natürlich in frage zu stellen. aber es besteht die "gefahr", sie am samstag auf einem konzert anzutreffen, und ich wollte u.a. deswegen mit ihr reden, sie hören und vielleicht ein bisschen die irrationale angst vor diesem abend mindern. sie war jedenfalls nicht da und ich hab mit ihrer mitbewohnerin gesprochen, die sehr lieb ist und angeboten hat, dass wir morgen mal zusammenreden könnten.
falls ich mich das morgen traue, sitze ich vor ihr und werde definitiv rumheulen.
ich fühle mich einfach unheimlich leer und allein, gleichzeitig extrem angespannt und gleichzeitig den ganzen tag müde. ein arzt will mir am nächsten freitag nach zwei monaten endlich einen kostenantrag für eine klinik geben, den ich noch am selben tag bei der krankenkasse abgeben werde. ich werde wohl nochmal zwei monate warten müssen, bis ich da hingehen kann. ich habe wahnsinnige angst vor diesen kommenden monaten, weil ich noch nicht weiss, ob und wie ich die meistern werde.

danke fürs zuhören. ich musste mich einfach mal ausheulen.
rapture


LaNinfea Offline



Beiträge: 21

03.12.2003 19:26
#2 RE: darf ich mich ausheulen ? Zitat · Antworten

Lieber Rapture,

zum ausheulen und schreiben bist du hier sicher immer richtig.
ich gratulier dir zu deinem vierten tag!
ich weiss wie schwer es ist immer wieder neu aufzustehen und die kraft zu finden von vorne zu beginnen!
sei stolz auf jeden einzelnen tag!

was deine depressionen betrifft, rede mit einem arzt.
es ist sehr wichtig, dass beides behandelt wird, alkoholproblem und depression, sonst ist es fast unmöglich aus diesem teufelskreis herauszukommen.

ich nehme jetzt seit 2 wochen antidepressiva und fühle mich schon ein bisschen stabiler, es wird besser.

versuche dich aufzuraffen und doch noch zur gruppe zu gehen!
im nachhinein wirst du sicher froh darüber sein.

alles liebe, nin


Sternfaenger Offline



Beiträge: 81

03.12.2003 19:27
#3 RE: darf ich mich ausheulen ? Zitat · Antworten

Hi Rapture,

zuerst einmal, warum sollst du dich hier nicht ausheulen dürfen, das ist doch, zumindest sehen ich das so, kein Forum nur für Leute denen es allen super geht und man sich lustig über die Freizeit unterhält.

Das hört sich für mich alles garnicht gut an, aber mir stellen sich ein paar Fragen, wenn ich das lese.
Warum gibt dir dein Arzt erst nach 2 Monaten das Formular?
Solltest du nicht vielleicht ins Krankenhaus zur Entiftung gehen? Habe gelesen, daß es wohl auch sowas wie eine Soforttherapie in Krankenhäusern geben kann.
Wenn ich mich recht erinnere hat eizo sowas gemacht.

Was ist daran so schlimm, wenn du dich morgen mit der Mitbewohnerin deiner Ex-Freundin trifftst und vielleicht auch weinen mußt?
Es ist doch keine Schande, wenn es einem schlecht und auch keine Schande hilfe anzunehmen.

Wünsche dir alles Gute und daß es dir bals wieder besser geht.
Und wenn es hilft schreib hier einfach.

Gruß


Miezekatz Offline




Beiträge: 731

04.12.2003 10:27
#4 RE: darf ich mich ausheulen ? Zitat · Antworten

Hallo rapture,

vielleicht wird es für dich leichter, dich und dein Verhalten, dein Befinden, zu verstehen, wenn du dich als das betrachtest, was du bist.... du bist krank.... und du bist eventuell dabei gesund zu werden. Vergleich es einfach mal mit einer schweren Grippe, versuch es wenigstens mal. Du hattest Fieber, bist schwer drin gelegen. Wie geht es dir dann am 4. fieberfreien Tag? Du bist wahrscheinlich noch recht schwach und klapprig, deine Nerven sind am Boden, die Tränen kommen ganz schnell, und deine Gedanken sind nicht geordnet. Warum solltest du nicht in diesem Zustand zuhause bleiben dürfen? Ruhen, schlafen, ein bisschen werkeln, wenn dir danach ist und dann einfach wieder aufs Sofa. So lange, bis du dich wieder etwas kräftiger fühlst. Und dann langsam in kleinen Schrittchen weitergehen. Nicht gleich die Siebenmeilenstiefel anziehen. Nicht gleich Kino und Vorweihnachtsgetümmel..... Das haut den stärksten genesenden Kranken um. Das haut auch mich um, an gewissen Tagen. Das pack ich nicht und warum sollte ich.

Das Ausheulen bei anderen Leuten ist so eine Sache. Überlege, was es konkret dir bringt. Denk mal ganz egoistisch. Die Leute am anderen Ende des Telefons sind für sich selbst verantwortlich und können ein Gespräch beenden, wenn sie nicht mehr wollen bzw. es garnicht anfangen. Es wird aber wahrscheinlich so aussehen, dass du über etwas sprichst, was dein Zuhörer nicht versteht. Du wirst höchstwahrscheinlich Sätze wie "das wird schon wieder", "alles halb so schlimm" etc.pp. hören..... In einer Gruppe, einer Selbsthilfegruppe, geht es allerdings etwas anders zu. Da sitzen um einen Tisch lauter "Experten". Die waren irgendwann mal, vor kürzerer oder längerer Zeit, in der gleichen Situation wie du. Und da ist es auf einmal kein Ausheulen mehr, sondern ein Aussprechen, ein "auf den Tisch legen". Du bekommst Rückmeldungen, hörst die eine oder andere Geschichte. Kraft, Erfahrung und Hoffnung werden geteilt...... Probier es einfach mal aus. Das ist in der Regel ein ruhiger Ort, keine Kino-, Konzert- oder Strassengeräusche..... Du kommst zur Ruhe und durch das Aussprechen deiner Ängste und Nöte, bzw. das eben, das aus dir herausdrängt, wirst du eine grosse Erleichterung erfahren.

Ich wünsch dir, dass es dir gelingt, deinen Weg Schritt für Schritt zu gehen. Dass er dich in eine Richtung führt, die für dich die richtige ist.


rapture ( gelöscht )
Beiträge:

04.12.2003 20:57
#5 RE: darf ich mich ausheulen ? Zitat · Antworten

Tag 5 überstanden.
Danke für die Antworten.

Ich heule mich weiter aus...

Das Gespräch mit der Mitbewohnerin meiner Ex war gut, trotz meiner extremen inneren Unruhe mit Kettenrauchen und trommelnden Fingern.
Allerdings habe ich jetzt auch Gewissheit darüber, dass meine Ex-Freundin mit meinem ehemals besten Freund nicht nur mal gepoppt hat, sondern scheinbar zusammen ist.
Die Geschichte wiederholt sich. Denn bei meiner letzten Freundin war´s genauso mit demselben Arsch, dem ich verziehen hatte und ihn wieder in mein Leben und meinen Freundeskreis ließ.
Am Samstag sehe ich sie (hoffentlich ohne ihn) ziemlich sicher auf einem Konzert, wenn ich da hin gehen sollte.
Ich würde da wohl kaum an ihr vorbeikommen und ich würde ja vielleicht sogar gerne mit ihr sprechen. Wenn ich auch nicht weiss, zu welchem Zweck. Aber wir waren vier Jahre zusammen und ich kann sie nicht behandeln wie eine Fremde.
Ist natürlich heikel und überlastet mich emotional bereits im Vorraus.
Ich will und sollte mich aber hier nicht einigeln. Aber die Exkursionen nach draußen sind angst- und eventuell schmerzvoll.


sternfaenger schrieb:
Das hört sich für mich alles garnicht gut an, aber mir stellen sich ein paar Fragen, wenn ich das lese.
Warum gibt dir dein Arzt erst nach 2 Monaten das Formular?
Solltest du nicht vielleicht ins Krankenhaus zur Entiftung gehen? Habe gelesen, daß es wohl auch sowas wie eine Soforttherapie in Krankenhäusern geben kann.

Der Arzt ist ein Arzt in einer Tagesklinik, in der ich gewesen bin, die ich aber wegen wiederholtem Rückfall verlassen musste. Er fühlte sich sichtlich überfordert, weil er die Klinik, für die der Antrag sein soll, nicht kennt und mich zu wenig, um eine überzeugende Indikation zu stellen. Denn die Klinik ist eine psychosomatische Klinik mit Suchtabteilung. Dann war er zu beschäftigt und dann auf Fortbildung und dann war ich schon kein Patient mehr. Ich konnte ihn aber scheinbar telefonisch überzeugen, dass er das noch für mich macht. Ich hoffe, er hat Wort gehalten und dass ich den Kostenantrag morgen abholen kann.
Das mit der Entgiftung: Jeder Suchtberater würde mir womöglich eher schlechte Chancen ausrechnen, dass ich die zwei Monate, oder wie lange so eine Kostenzusage dauern mag, trocken bleibe. Aber ich hoffe natürlich, dass dem Tag 5 unzählige folgen werden, wobei jeder Tag an sich eine Herausforderung ist.

"Soforttherapie" kenne ich nicht. Den Begriff habe ich zwar hier schon gelesen, aber ich habe in meiner Stadt nix davon gehört, abgesehen von Synanon ("Aufnahme sofort").

an laninfea: ich hab auch ein antidepressivum (remergil), aber das habe ich natürlich während meiner saufphase nicht genommen. ich hoffe, dass es irgendwann mal anfängt, zu wirken...

Danke fürs Zuhören.
rapture[f1][ Editiert von rapture am: 04.12.2003 21:04 ][/f]


rapture ( gelöscht )
Beiträge:

05.12.2003 13:29
#6 RE: darf ich mich ausheulen ? Zitat · Antworten

6.tag

der arzt, der mir für heute einen kostenantrag für die klinik versprochen hatte, war heute nicht da.
werde es am mo. wieder versuchen, habe aber ein ungutes gefühl, dass er das bis heute nicht auf die reihe gekriegt hat.


LaNinfea Offline



Beiträge: 21

05.12.2003 15:31
#7 RE: darf ich mich ausheulen ? Zitat · Antworten

hi rapture!

was ist nur mit deinem arzt los, der scheint wirklich nicht sehr verantwortungsbewusst zu sein!
naja zumindest sind die remergil eine gute wahl, hohe wirksamkeit, wenig nebenwirkungen. meine sind auch so ähnlich. ich hoff sie helfen dir.

zum thema depression möchte ich noch allen ans herz legen, wenn ihr glaubt, dass ihr betroffen seid, wenn ihr merkt dass die bedrückente stimmung, der interessensverlust, der energiemangel, die schlafstörungen etc. über mehr als 3 monate anhalten, sprecht mit einem arzt!
johanniskraut ist sehr gut, solarium auch (aber bitte nicht beides gleichzeitig machen, weil jk die lichtempfindlichkeit stark steigern kann!)
mir hat das eine zeitlang ganz gut geholfen, nur momentan brauch ich halt was stärkeres.

depression kann genauso wie alkoholismus tödlich verlaufen, 15% der betroffenen sterben an selbstmord.
bei mir war es so, dass meine depressionen mit ein grund waren, warum ich zum trinken begonnen habe, bei vielen verhält es sich auch umgekehrt.

was ich wirklich sehr positiv finde ist dass sich die einstellung der "gesellschaft" zu dieser krankheit sehr geändert hat.
vor ein paar jahren noch war das ein tabuthema, diese menschen wurden als willensschwach oder faul angesehen, man hat sich nicht getraut darüber zu sprechen und hat auch kaum etwas darüber gewusst.
heute ist es keine schande mehr, betroffen zu sein und genau das wünsche ich mir auch bald für den umgang mit alkoholismus.

euch allen noch einen schönen tag!
lg NiN


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