Ich fand dein "verärgertes post" ehrlich gesagt auch nicht so toll. Du bist seit einem knappen Monat auf dem board und kennst wohl nur das, was Bernd heute schreibt. Aber glaub mir, seine posts hören sich nicht viel anders an, als die vor einem Jahr und das ist es wohl auch, was Reiner und Minitiger angreifen - dieses Drehen im eigenen Selbstmitleidsmief mit weiteren, ständigen Trinkexzessen. Zwischendurch gab es mal Suiziddrohungen, mal einige Wochen gar keine post, dann Berichte über einen weiteren Absturz mit der sinngemäßen Aussage - "das ist meine Art zu leben" -und diese ( das ärgert mich am meisten ) Beschuldigungen und sinnlosen Diskussionen um die Politik und den Sozialstaat das seine Lage genau so ist. Denn das stimmt nicht. In diese massive Misere hat er sich hineingetrunken und da gibt es nichts zu deuteln - Arbeitsmarkt(-politik) hin oder her.
Da sollte man doch ganz klar unterscheiden, zwischen dem Alkoholismus und der eigenen sozialen Lage, bzw. der eigenen Lage nicht die Schuld für das Trinken geben. Denn das ist mir zu einfach - das übliche süchtige Sündenbocksuchen. Ohne eine wirkliche Veränderung der Einstellung bekommt Bernd seine Trinkerei nicht in den Griff. Und somit ist er für egal welchen Arbeitsmarkt nicht zu gebrauchen.
durch eure ausführlichen Postings kann ich eure Einstellung zu Bernd besser versehen. Was ICH einfach nicht so toll fand, ist die Tatsache dass da jemand von seinem neuen Anfang schreibt und viele nicht daran glauben dass es es diesmal schafft. Vielleicht ja grade deshalb weil ich mir selber (noch) nicht ganz sicher bin ob ICH dieses Mal dauerhaft trocken bleibe. Heute morgen habe ich mich zuerst über mich selber geärgert dieses "Meckerpost" verfasst zu haben. Doch eure Antworten haben mir mal wieder meine eigenen Denkfehler vor Augen geführt und bin jetzt sogar froh es geschrieben zu haben. Im Laufe der letzten Woche bin ich selber mehr oder weniger in Selbstmitleit verfallen und habe bewusst oder unbewusst angenommen es reicht aus nicht mehr zu Saufen, der "Rest" regelt sich dann schon von ganz alleine. Pustekuchen, von allein regelt sich gar nichts. Ich bewundere alle die schon lange Trocken sind und sich ihr trockenes Leben hart erarbeitet haben. Daran werde ich mir ein Beispiel nehmen. Ich weis zwar noch nicht so recht wie ich anfangen soll/kann aber mit Jammerei und mit Gemecker soll jetzt Schluss sein!! Heute morgen habe ich einen dicken Brief von der Agentur für Arbeit mit den Antragsformularen für Alhi 2 bekommen, damit fange ich HEUTE an, sonst liegen die Dinger im Dezember noch unausgefüllt bei mir rum.
Ich danke euch erst mal für diesen virtuellen Ar...tritt, das habe ich mal gebraucht!!
wie geht es dir. wie ich lese sehr gut. denn es heisst schon wieder mahlzeit!!!! ich bin ja gespannt, was du heute kochst. wie war es gestern bei den aas? ich höre da immer so schreckliche dinge. ich würde mich freuen, wenn du mal erzählst, wie das da so abläuft. ich gehe heute nachmittag auch wieder in meine gruppe. deswegen bekomme ich immer jeden donnerstag frei. das ist von der firma natürlich sehr human. aber ein allzu offenes wort wäre dort sehr unklug. deshalb bin ich sehr gern auf dem saufboard. das halte ich für effektiver. gruss die noch hungrige barbaraa
etwas ist mir aufgefallen in deinen Posts. Du sagst, Du bewunderst diejenigen Leute, die sich ihr trockenes Leben erarbeitet haben. Das ist schön. Weißt Du aber was ich im Hintergrund dabei höre? Eine Grundeinstellung, dass es schwer ist, trocken zu sein und sich mit dem ganzen Unbill des Lebens auseinanderzusetzen. Und weißt Du was das für mich ist? Eine wunderschön offene Hintertür zurück zum Suff.
Ich will dir das erklären: wenn Du denkst, dass es so wahnsinnig schwer ist trocken zu leben, hältst du das saufen, die flucht in den Alkohol für eine mögliche alternative, dem ganzen Elend "zu entgehen". Auch wenn Du das im ersten impuls abstreiten wirst, mach dir mal gedanken darüber.
An anderer Stelle sagst Du nämlich, du schätzt deine chance dauerhaft trocken zu bleiben, auf ca. 5 %. Solange du aber solche Dinge sagst und denkst, bist Du noch gar nicht trocken, sondern machst nur eine Trinkpause. Trocken bist Du, wenn du dich entschieden hast, keinen Alkohol mehr zu trinken. Dafür reicht es voll aus zu sagen: heute trinke ich nichts. Über morgen mußt Du Dir heute den Kopf nicht zerbrechen. (um es ganz deutlich zu sagen: im Moment sagst du nicht: ich trinke nichts mehr, sondern du sagst: im Moment trinke ich nichts mehr).
Die Erkenntnis, dass es nicht ausreicht, nichts zu trinken ist sehr hilfreich. Das leben geht weiter. Im guten wie im schlechten. Nur die eine schlechte sache, das ewige besoffensein, das damit verbundene lamentieren, das ewige rumeiern um den Alkohol (letzteres palgt dich ja im Moment), ist weg wenn Du trocken bist. Und das ist dann sehr gut.
Frikadellen? Das sagt man auch hier in Hessen. Beschreib doch mal Deine Komposition, bin sehr gespannt darauf, vor allem, weil Frikadellen für Dich eine Beleidigung sind. Übrigens bewundere ich, daß Du Dir für Dich alleine so leckere Sachen machst. Ich glaube, wenn ich meinen Sohn nicht hätte, würde ich sehr wenig kochen, ob zwar das zu meinen Leidenschaften gehört.
Daß es Dir bei den AAs gefällt, ist doch sehr gut. Hast Du da auch private Kontakte? Ich habe von einigen in meiner Gruppe die Telefonnummern und manchmal treffen wir uns auch außerhalb der Gruppe. Ich finde das sehr gut und auch nützlich, weil man wenn man z.B. Saufdruck hat jemanden anrufen kann statt zur Flasche zu greifen.
ich sage mir jeden Morgen beim Aufstehen: Heute trinke ich nicht! Das gibt mir ein gutes Gefühl den Tag zu beginnen. Ich behaupte ja nicht dass das Leben ohne Alk grundsätzlich schwer ist, ich habe auch schon sehr viele positive Seiten entdeckt. Trotzdem fällt es mir noch sehr schwer mich den Anforderungen und Problemen des "trockenen" Lebens zu stellen, dazu gehört sicher auch Eigenverantwortung zu übernehmen. Da sind plötzlich so viele Dinge die ich früher einfach weggesoffen und verdrängt habe. Mein Selbstwertgefühl ist reichlich tief in den Keller gerutscht und es fällt mir schwer es langsam wieder aufzubauen. Die 5% Chance trocken zu bleiben hat Tommie mir gegeben als ich angefangen habe auf diesem Bord zu schreiben und ich denke jetzt mit jeder Woche die ich trocken bleibe steigen meine Chancen. Und du hast recht, im ersten Impuls hätte ich deine Behauptung zurückgewiesen, ich würde mir eine Hintertür offenlassen. Wenn mir doch alles zu schwierig wird, kann ich ja auch weitersaufen, könnte mir sagen was für ein Looser ich ja bin und dass ich für die böse Welt da draußen viel zu schwach bin. Ich mache jetzt weiter mit meinen Trippelschritten und trinke heute nicht!
Ich finde, Du bist auf dem richtigen Weg. Ich war 10 Jahre trocken, dann hatte ich einen Abend getrunken und jetzt bin ich wieder 2 3/4 Jahre trocken. Ich sage mir auch immer noch, heute trinke ich nicht, morgen trinke ich nicht usw. Was in 10 Jahren ist weiß ich nicht. Ich hoffe, ich schaffe es.
Einer Bekannten von mir sagte der Therapeut in der LZT geschafft haben sie es erst, wenn sie in der Kiste liegen. So sehe ich es auch.
Hallo Bernd, ich freue mich, daß es Dir gut geht! Was ist denn falsch an " Frikadellen"? Ich mach die auch in Eigenkomposition, aber frikadellen nenne ich sie trotzdem.
Daß Du für Dich kochst, finde ich auch super, ich habe da oft keine rechte Lust zu, obwohl ich gut kochen kann. Manchmal machts auch Spaß und ich koche gerne, aber so jeden Tag und sich was ausdenken, das nervt mich manchmal.
bei mir kamen die privaten Kontakte auch so nach und nach, nicht sofort, außer einem. Das war eine große Überraschung. Ich war mit meiner Gruppe nicht so zufrieden und auf der Suche nach einer neuen. Bin nach der Zeitung gegangen, komme da hin und treffe einen, mit dem ich zum Entzug war. Inzwischen waren da 7 Jahre vergangen. Die Überraschung kann man sich ja vorstellen. Da haben wir natürlich sofort Telefonnummern ausgetauscht. Inzwischen ist er mir ein sehr lieber Freund geworden, der bei den AAs sehr aktiv ist. Er fährt regelmäßig in die Entzugsklinik, hat dort vollen Zutritt, kümmert sich um "Neulinge", bringt denen aus eigener Tasche Zigaretten, Obst und Süssigkeiten mit, schleppt Klamotten hin usw. Auch sowas gibt es noch und das keineswegs coabhängig. Er hilft wenn von den anderen der Wille da ist. Wenn ihn einer besoffen anruft, sagt er auch knallhart "ruf mich wieder an, wenn du nüchtern bist".
Ich kann jedem, der wenig Freunde hat nur raten, in Gruppen zu gehen. Mit der Zeit entwickeln sich gute Freundschaften. Wir feueren zusammen Geburtstage, gehen in der Gruppe zu Faschingsfesten usw.
ZitatGepostet von Bernd48 Allerdings habe ich es bisher nie fertig gebracht, vor der ersten Flasche anzurufen.
Hi Bernd, versuch doch mal, Dir ins Gedächtnis zu rufen oder aufzuschreiben, was da in Dir vorgeht, vor der ersten Flasche.
Mir haben sie diese Frage in der Suchtberatung gestellt. Da ist mir schnell klar geworden, daß mir das nicht passiert, sondern daß ich der Handelnde bin.
Was mir zu der Sache mit Trockenheit und Lebensbewältigung einfällt: Man hat gar keine Wahl, als sich mit dem ganzen Krempel, der sich angesammelt hat zu beschäftigen - er ist nicht zu übersehen.In der ersten Zeit war ich heilfroh, daß die Schluckerei vorbei ist und habe eine Menge Innenschau betrieben. Aber mit der Zeit wurde die aktuelle Außenwelt immer wichtiger und meine Beziehung dazu - in Alkzeiten war ich in meiner eigenen Traumwelt od. zumindest in einer sehr verzerrten Perspektive. Und nun - trocken - kann ich meine Augen vor gewissen Dingen nicht mehr verschließen, weil die wichtig sind.Fühle mich jeden Tag gefordert, mir scheint, daß immer mehr kommt - man muß sein bestes geben, weniger reicht nicht. Aber es ist großartig, weil es e c h t ist!!
Es geht nicht nur darum, trocken zu werden - das ist für sich alleine nichts - es geht darum, diese riesig scheinende Herausforderung des eigenen Lebens anzupacken, auch wenn's der Everest ist.
Hub's - ich glaube ich hör besser auf, bevor ich von meinen Worten davongetragen werde.
Night all
Randolf ------------------------------------------------------------ ' Ich mache weiter, weil ich muß. ' J.W.Goethe
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