ich kenne dieses Gefühl auch, daß ich aus der Haut fahren will. Zum Glück hat das heute bei mir nix mehr mit Saufdruck zu tun. Trotzdem kommt es natürlich auch für mich als Trockener vor, daß ich müde und überfordert bin und nicht weiss wie es weitergehen soll.
Tja gut, dann weiss ich in dem Moment eben nicht wie es weitergeht. Das ist natürlich ein Gefühl fundamentaler Verunsicherung, und bei nüchterner Betrachtung gibt es keinen Grund daß ich mich zusätzlich in einen Zorn auf mich selbst hineinsteigere wenn ich das Gefühl halt habe.
Es ist ganz normal, daß jemand irgendwann nicht weiss wie es grade weitergeht, wie er seinen Krempel auf die Reihe kriegen soll. Bin ja soooo müde - völlig normal. Nur mir war das neu - und Dir vielleicht auch - denn früher hab ich da halt gesoffen und mir damit die Illusion verschafft, daß ich doch alles im Griff habe. Ich hab getrunken und das blöde Gefühl war weg. Trotzdem hatte ich auch damals keine Lösung für solche Probleme und weniger geworden sind sie durchs trinken auch nicht. Ich hab sie vor mir hergeschoben und jetzt steh ich halt da und muss.
Oder wie ich auch schon mal dachte: ich hab so lange mit Trinken meine Aufgaben beiseite geschoben, ignoriert was ich hätte tun müssen um wirklich zufriedener zu werden, wozu auch gehört daß ich mich auch akzepiere wenn ich grade mal nicht so gut drauf bin, bis mein Alkoholproblem selbst zu der Aufgabe wurde, der ich dann nicht mehr aus dem Weg gehen konnte.
Manchmal muss ich halt was aushalten wenn ich keine rechte Lösung habe und kann in dem Moment nur kleine Schritte gehen. Tja, Geduld ist auch nicht meine Stärke.
Vielleicht hift Dir der Satz eines meiner früheren Therapeuten weiter: Wo der Schmerz ist,ist der Weg!
Was ist damit gemeint?
Zum ersten:Während unserer Saufzeit haben wir ja eine Taktik entwickelt,unangenehmen Dingen aus dem Weg zu gehen.
Gefühle,Situationen,bestimmte Abläufe meinten wir nur mit Alk,meistern zu können. Diese Dinge gilt es sich bewußt zu machen,auch wenn es uns unangenehm ist,und zu ändern.
Zum zweiten: Bei der Aufarbeitung unserer Vergangenheit müßen wir den gleichen Weg gehen.
Dinge die wir früher nur meinten mit Alk ertragen zu können, bewußt machen,und immer wieder trocken üben,auch wenn esweh tut.
Mal ein Beispiel: Ein Bekannter von mir hatte große Probleme. Er hatte sic hmit seinem Vater total zerstritten(verschiedene Gründe). Der Vater starb,ohne das er sich mit ihm aussprechen konnte. Nun saß mein Bekannter da,und grübelt,wie schade das doch sei,und soff,und grübelte,und soff,und.....
Sicher war es nicht der einzige Grund seines Saufens,aber einer. Er hat das dann,während der Therapie erkannt,und folgendes getan: Er hat einen mehrseitigen Abschiedsbrief,an seinen Vater geschrieben.Viele sehr persönliche,intime Dinge,ihm darin erzählt,und diesen Brief,dann in der Gruppe vorgetragen. Anschließend haben wir das in der Gruppe mit dem Therapeuten durchgesprochen.
Meinem Bekannten hat das sehr viel gebracht. So ist er dann auch seine anderen Probleme angegangen:
Ihr habt mir schon ein bissel geholfen. Allein zu wissen, das ich mit diesem komischen Stressanfall nicht allein bin. Natürlich, eben ist mir aufgefallen, dass ich das doch schon in meiner Saufkarriere so hatte, aber eben wie tiger beschreibt, ich habe diesen Jähzorn, diesen innerlichen Stress weggesoffen und dann nicht mehr realisiert. Meine Umwelt natürlich schon. Dann war ich für die wieder Mr. Hyde. Momentan bin ich eher so drauf wie Michael Douglas in Falling down, aber nicht so extrem.
Gruß Andy
PS: Ich habe zu Bens Post gestern geantwortet, aber im Saufdruck Thread.
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