ZitatGepostet von katha82 Schon Tage vorher wartet man auf den Tag (oder bei mir waren es eigentlich immer Abende), an dem es so weit ist.
Und genau so würde es sein, wenn ich als trockener Alkoholiker es wieder mit kontrolliertem Trinken versuchen würde. Da bin ich völlig sicher.
Trinkpläne aufstellen, sie wieder umschmeißen, die ganze Zeit an nix anderes denken - Sucht pur eben. Und im Grunde noch viel quälender und armseliger als früher, als ich einfach getankt habe, wenn es nötig war.
Nicht mit mir.
katha82
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06.03.2011 19:30
#32 RE: Erkennt man nach längerer Pause wieder Grenzen?
Jo...da sieht man mal wieder, wie verschieden die Säufer so ticken
Ich als Spiegeltrinker, der den Alkohol nur als Mittel zum Zweck...also ausschließlich um "zu funktionieren" benutzte, kann Mich auch im Nachhinein nur sehr schwer in dieses Trinkverhalten reinversetzen!
In der Tat...gleiche Droge, sehr verschiedene Wege des Konsumierens. Aber einer sicher nicht besser als der andere
Ich würde fast behaupten, dass ich getrunken habe um genau das Gegenteil zu erreichen, mal nicht mehr so reibungslos zu "funktionieren" wie ich es in meinem Alltag zumeist tue. Tja, nur war es dann schlussendlich meist so viel Stoff, dass dann plötzlich so gar nichts mehr funktioniert hat...Brrr
Wenn ich mich dann innerlich schon mehrere Tage auf so einen Trinkabend eingestellt hatte und dann ist was dazwischen gekommen (Freunde abgesagt, o.ä.) ist für mich übrigens eine Welt zusammen gebrochen. Ich war ja innerlich auf das Gelage vorbereitet, hatte schon so ein Ziehen überall im Körper bei dem Gedanken gleich alles "weich" trinken zu können. Im Besten Fall habe ich es geschafft mich damit abzufinden an diesem Abend nicht zu trinken, im schlechtesten Fall habe ich mir schon zu Hause eine Flasche Wein reingezogen und bin dann allein ins Nachtleben getigert.
Oder aber ich habe mich mit Leuten verabredet, die ich eigentlich überhaupt nicht mag und nüchtern niemals hätte treffen wollen, nur um jemanden zu haben, der mir Gesellschaft beim Trinken leistet.
Und Dry, tatsächlich habe ich natürlich auch Probleme damit, die Beweggründe von Spiegeltrinkern richtig nachvollziehen zu können, da mein Trinkverhalten halt anders ablief - halt ganz oder gar nicht! Aber letzten Endes sitzen wir ja doch alle im selben Boot und es kommt das gleiche dabei heraus: Ein komplett nüchternes Leben
ich konnte nur noch bestimmen,wann ich mich abschiesse. dass ich mich besaufe war klar. nur wann ? gleich morgens oder hatte ich was zu erledigen dann eben abends. hauptsache die bewusstlosigkeit setzte lückenlos ein.. fliessender übergang... halbe besäufnisse waren schon lange nicht mehr drin...
katha82
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06.03.2011 19:36
#34 RE: Erkennt man nach längerer Pause wieder Grenzen?
Und genau so würde es sein, wenn ich als trockener Alkoholiker es wieder mit kontrolliertem Trinken versuchen würde. Da bin ich völlig sicher.
JA, definitiv!!! Zumal...wie soll denn bitte kontrolliert überhaupt aussehen? Und nach 2 oder 3 Bier (oder Wein, oder was auch immer) verliere ich nun einmal die Kontrolle. Außerdem hätte ich schon früher auf ein oder 2 Getränke noch nicht mal wirklich Lust gehabt, denn beim Trinken ging es mir ja ausschließlich um den Rausch. 1 Getränk zu trinnken kam mir schon immer "sinnlos" vor. Und "kontrolliertes Rauschtrinken"?! Ähm, ja...das ist ja ein Widerspruch für sich.
Aber ich denke, dass die meisten von uns sich hier völlig einig sind, dass wie über die Thematik mit dem kontrollierten Trinken nicht diskutieren müssen. Denn daran sind wir sicher fast alle schon kläglich gescheitert!
dry68
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06.03.2011 19:40
#35 RE: Erkennt man nach längerer Pause wieder Grenzen?
ZitatGepostet von katha82 Schon Tage vorher wartet man auf den Tag (oder bei mir waren es eigentlich immer Abende), an dem es so weit ist.
Und genau so würde es sein, wenn ich als trockener Alkoholiker es wieder mit kontrolliertem Trinken versuchen würde. Da bin ich völlig sicher.
...und wenn wir den Faden jetzt noch weiter spinnen, würde ich mal sagen, dass es Mir (als Spiegeltrinker) vll. genau deshalb (als der Kreislauf einmal unterbrochen war) auch Anfangs nicht mal besonders schwer viel, trocken zu bleiben.
Hatte ja in nassen Zeiten nicht die Chance, mal eine längere Pause einzulegen
Gruß Dirk
katha82
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06.03.2011 19:51
#36 RE: Erkennt man nach längerer Pause wieder Grenzen?
Hab gerade mal in dem Link die Beschreibung zum Gamma-Trinker nachgelesen. Dort steht ungefähr, was ich auf anderen Seiten auch schon gelesen habe. U.a. steht folgender Textabschnitt dort:
Das würde ich soweit auch alles unterschreiben im Bezug auf mich. Woran ich mich jedoch störe ist die Formulierung "dass die Fähigkeit verloren gegangen ist, zu jeder Zeit, an jedem Ort und in jeder Zeit mit dem Trinken aufhören zu können." In den Beschreibungen wird immer davon ausgegangen, dass man diese Fähigkeit mal hatte. Aber ich hatte sie NIE. Was sich gesteigert hat sind die Megen des Alkohols. Hat als Jugendliche schon eine Flasche Fruchtsekt teilweise gereicht um mich wegzuschießen badraf es später eher einer Flasche Schnaps oder 3 Flaschen Wein. Aber Kontrolle über mein Trinkverhalten hatte ich von Anfang an nicht. Diesen "Verlauf" der Krankheit finde ich nie in den Typbeschreibungen...
[ Editiert von Administrator tommie am 06.03.11 19:55 ]
Ja, das scheint in der Tat der typische Verlauf zu sein wie er bei den meisten war.
Mein Suchtverlauf muss dann wohl untypisch sein. Aber es ist nun mal so, dass ich diese Kontrolle nie hatte und somit halt schon die zahlreichen Filmrisse mit 13, 14 und mit 15 dann das erste mal die Einsicht, dass mit mir was nicht stimmt und dann die erste bewusste mehrwöchige Trinkpause (ausgelöst dadurch, dass ich "König Alkohol" von Jack London gelesen hatte). Damals wurde mir zum ersten mal klar, dass diese ständigen (in dem Ausmaß nicht gewollten) Komasaufereien was mit Sucht zu tun haben könnten.
ZitatGepostet von katha82 Aber es ist nun mal so, dass ich diese Kontrolle nie hatte
Du meinst, daß du dir, als du zum allerersten mal in deinem Leben Alkohol getrunken hast, schon die Lichter ausgeschossen hast? Also der erste Kontakt schon in einem Vollrausch endete?
Ich glaubs dir natürlich, wenn es so ist - wollte nur nochmal ganz sicher gehen, ob ichs richtig verstanden habe.
katha82
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06.03.2011 20:16
#40 RE: Erkennt man nach längerer Pause wieder Grenzen?
Also als ich mit 12 Jahren an Silvester mal ein drittel Glas Sekt trinken durfte noch nicht. Dann habe ich, glaube ich, mit 13 zweimal auf Feiern getrunken, so dass ich "gut angeschossen" war. Beim dritten mal trinken (auch mit 13) wars dann der Vollrausch, und dann regelmäßig. Damals hat mich ja noch die Zeit (um 10 musste ich ja zu Haus sein) daran gehindert, weiter zu trinken, aber wir haben dann einfach dementsprechend früh angefangen.
Ja, Obi, du hast es also richtig verstanden...schon damals habe ich regelmäßig so getrunken, dass ich komplett voll war. Nicht jedes mal (aber jedes mal war es ja später auch nicht) aber ziemlich häufig. Und auch schon damals war es so, dass ab einem bestimmten Punkt meine Erinnerung ausgesetzt hat und ich im Nachhinein (am nächsten Tag) nicht nachvollziehen konnte, an welchem Ounkt es dazu kam.
Man spricht ja heute immer überall von der neuen Erscheinung des Flatrate-Trinkens unter Jugendlichen. In der Stadt aus der ich gebütig komme, gab es das Flatrate-Trinken aber schon Mitte der 90er. Jedes Wochenende waren Abiparties, die in riesigen Hallen stattfanden und keinesfalls nur für den Abijahrgang waren (sondern auch für alle anderen Schüler). Dort hat man ca. 8 DM Eintritt bezahlt und dann so viel Bier und Sekt umsonst trinken können wie man wollte. Tja, das war meine Wochenendbeschäftigung, eigentlich fast meine gesamte Jugend lang
ZitatGepostet von katha82 Tja, das war meine Wochenendbeschäftigung, eigentlich fast meine gesamte Jugend lang
Traurig. Ich glaube, du hast einiges an Leben nachzuholen.
Ich denke, wenn jemand direkt aus der Kindheit in die Sucht gleitet, hat derjenige es um ein Vielfaches schwerer da wieder rauszukommen. Ganz einfach, weil gar keine Vorstellung von einem trockenen Leben vorhanden ist, aus der geschöpft werden kann.
Ich war ja schon erwachsen, als ich süchtig zu trinken begann und hatte einige Jahre echtes Leben hinter mir. Ich wußte also zumindest aus der Erinnerung, wie es gehen kann.
Ich sehe dich aber auch auf einem guten Weg.
katha82
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06.03.2011 20:38
#42 RE: Erkennt man nach längerer Pause wieder Grenzen?
ZitatGepostet von katha82 Tja, das war meine Wochenendbeschäftigung, eigentlich fast meine gesamte Jugend lang
Traurig. Ich glaube, du hast einiges an Leben nachzuholen.
Ich denke, wenn jemand direkt aus der Kindheit in die Sucht gleitet, hat derjenige es um ein Vielfaches schwerer da wieder rauszukommen. Ganz einfach, weil gar keine Vorstellung von einem trockenen Leben vorhanden ist, aus der geschöpft werden kann.
Ich war ja schon erwachsen, als ich süchtig zu trinken begann und hatte einige Jahre echtes Leben hinter mir. Ich wußte also zumindest aus der Erinnerung, wie es gehen kann.
Ich sehe dich aber auch auf einem guten Weg.
Danke, dass du trotzdem Hoffnung für mich siehst
Aber ja, da hast du zum Großteil schon recht. Da ich aber ja nicht in allen Lebenslagen getrunken habe und sowieso nicht an allen Tagen, habe ich in vielen Bereichen schon eine gute Vorstellung vom trockenen Leben bekommen. Das ist auf jeden Fall im beruflichen Bereich, früher schulischen/studentischen so, denn ich habe ja nicht in der Schule, Uni, auf der Arbeit getrunken. Und trotz meiner ganzen Exzesse habe ich ein gutes Abitur, ein Diplom und einen Master geschafft...Dieser Bereich des Lebens war für mich auch nie sehr belastet und hat mir wenig Sorgen bereitet.
In anderen Bereichen bin ich tatsächlich auf dem Stand einer 13-jährigen stehengeblieben und muss vieles neu erlernen. Das sind vor allem zwischenmenschliche Dinge (wozu ich hier ja auch in anderes Threads schon einiges geschrieben habe). Ich habe mich als Kind immer sehr ängstlich und schüchtern gefühlt. Vor Fremden hatte ich oft Angst. Und mit 12, 13 kam dann noch die Angst dazu, dass man ja jetzt Jungs kennenlernen muss um dazu zu gehören. Na ja, meinen ersten Kuss hatte ich dann auch volltrunken...
Wie man dauerhaft mit negativen Gefühlem umgeht, ohne sie ab und zu wegtrinken zu können ist somit auch neu für mich. Immer war klar, wenn irgendwas negatives passiert ist, geht man den Frust bald danach wegtrinken.
Hab gerade mal in dem Link die Beschreibung zum Gamma-Trinker nachgelesen. Dort steht ungefähr, was ich auf anderen Seiten auch schon gelesen habe. U.a. steht folgender Textabschnitt dort:
Das würde ich soweit auch alles unterschreiben im Bezug auf mich. Woran ich mich jedoch störe ist die Formulierung "dass die Fähigkeit verloren gegangen ist, zu jeder Zeit, an jedem Ort und in jeder Zeit mit dem Trinken aufhören zu können." In den Beschreibungen wird immer davon ausgegangen, dass man diese Fähigkeit mal hatte. Aber ich hatte sie NIE. Was sich gesteigert hat sind die Megen des Alkohols. Hat als Jugendliche schon eine Flasche Fruchtsekt teilweise gereicht um mich wegzuschießen badraf es später eher einer Flasche Schnaps oder 3 Flaschen Wein. Aber Kontrolle über mein Trinkverhalten hatte ich von Anfang an nicht. Diesen "Verlauf" der Krankheit finde ich nie in den Typbeschreibungen...
[ Editiert von Administrator tommie am 06.03.11 19:55 ]
Die Seite und überhaupt die Trinktypen würde ich nicht auf die Goldwaage legen. Nach der Seite bin ich ein Alpha – Typ.
Das stimmt ja nun überhaupt nicht – jedenfalls bei mir. Ich habe eine sehr starke körperliche Abhängigkeit, und wenn ich auch nur ein Glas Sekt trinke, bekomme ich schon die übelsten Entzugserscheinungen.
Gruß
Sandy
[ Editiert von Administrator tommie am 06.03.11 23:04 ]