momentan schreibe ich an der Seite über Suchtvorbeugung. Dabei wird mir so einiges klar, vor allem, daß es im Prinzip ganz einfach ist. Und zwar so:
Vorbeugen ist besser als heilen. Deshalb sind alle Beteiligten gefragt: Eltern, Erzieher und Medien. Denn: Suchtvorbeugung ist nichts anderes, als Kindern und Jugendlichen vorzuleben, ohne Drogenmißbrauch das Leben bewältigen zu können.
Ist das so einfach oder nur eine Wunschvorstellung ?
ich fuerchte, das ist eine Wunschvorstellung - das Problem bei Sucht (mit legalen Drogen) ist ja, dass suechtiges Verhalten haeufig bereits vorliegt, solange sich alles noch im sozial akzeptierten Rahmen abspielt...
vor einigen Jahren war ich Studiogast in einer Fernsehsendung zu eben diesem Thema. Es folgt mein Skript hierzu. Ich hoffe, das dies bei einigen Fragen helfen kann !
MfG: Tom (12 Jahre trocken)
Hier der Text:
Konzept Sendung Jugendalkoholismus (RNF "Regionalfenster" über RTL) (Der Autor B.Tomm-Bub war Studiogast)
Ursachen/Was kann man tun?
Haben ältere Kinder und Jugendliche die Möglichkeit etwas eigentlich verbotenes zu tun, so tun es auch viele wirklich. Das hat viel mit dem eigentlich normalen Prozeß des Erwachsen-Werdens zu tun. Man will zeigen, daß man jemand eigenständiges ist, man will Bereiche schaffen in denen man selber bestimmt, was man tut und was nicht, usw. Im Falle des Alkohols sind damit aber teils erhebliche Gefahren verbunden: Entwicklungsstörungen des Gefühlslebens und der menschlichen Reifung zum Beispiel.
Weiter wird jedes zehnte, alkoholversuchende Kind später zum Alkoholiker, zum Süchtigen werden und -NIEMAND weiß, welches von den Zehn das ist! Ursachen gibt es viele: -das Suchtpotential der Droge Alkohol selbst (grob ca. 10%) -vernachlässigende oder überbeschützende (!) Eltern -Angst vor der Zukunft, Arbeitslosigkeit und Umweltzerstörung (durchaus empfinden auch schon Kinder diese Bedrohungen!) -gestörte oder zerstörte Familien (Scheidungsdramen, Tod, schwerkranke oder süchtige Eltern, etc.) -ein falsches Bild von Männlichkeit bei alkoholversuchenden Jungens -traumatische Erlebnisse aller Art in der Kindheit (sexueller Mißbrauch, Verluste,...) -falsche Vorbilder (Familie, Freundeskreis, Stars) Bei alledem sollte man aber nicht vergessen: Aus ganz normalen Familien kommen ganz normale Suchtkranke!. Das bedeutet: Alkoholismus zieht sich in fast gleich hohem Ausmaß durch ALLE Gesellschaftsschichten! Einen Punkt möchte ich noch besonders hervorheben:
-In unserer Gesellschaft herrscht meiner Meinung nach ein Trend zum Passiven, zum rein konsumierenden hin. Wir wollen Genuß sofort und glauben zunehmend, das Unangenehmes zum Leben gar nicht dazugehört. Und was liefert -zunächst- Wohlbefinden auf Knopfdruck und verscheucht -zunächst, scheinbar- die Sorgen? Natürlich Suchtmittel wie der Alkohol. Damit komme ich zu der Frage Was kann man tun?: -Nicht abschrecken, keine Horrorgemälde malen, das macht erwiesenermaßen die Kinder erst recht neugierig, erhöht den Reiz das Verbotene nun gerade zu tun!
-Wir müssen Kinder ernst nehmen, sie sachlich korrekt aufklären über Risiken und Gefahren von Suchtmitteln. -Wir müssen alles bei ihnen stärken, was in Richtung Aktivität geht, in Richtung selber Leben! Etwas positives, das ich selbst geschaffen habe, macht mich viel glücklicher und zufriedener als jeder Rausch. Und wenn ich etwas Schlechtes erfolgreich ertragen habe, dann kann ich mit Recht stolz auf mich sein! Das müssen wir den Kindern nahebringen.
-Vielleicht am wichtigsten: Wir müssen jedem Einzelnen sagen: DU BIST JEMAND! DU BIST ETWAS WERT! Und zwar genausoviel wie jeder andere Mensch. Oft werden Menschen, auch Kinder und Jugendliche nur noch an dem gemessen, was sie LEISTEN können. Die Leistungsschwachen und die, die zu oft versagen: sie werden als nichts wert angesehen und womit sie sich trösten -ist klar!
find beide Texte gut - ich wollte mit meinem vorigen Post nur ausdruecken, dass sich vermutlich erst die Gesellschaft aendern muss, bevor sich an der Suchtproblematik was aendert.
Und noch ein "kleiner" Punkt zum Alkohol: ich bin mir sicher, wenn es nicht der kulturell-historische Umgang mit Alkohol (und die auch daraus entstehenden wirtschaftlichen interessen) waeren - wenn also Alkohol als unbekannte neue Droge erst kuerzlich zu uns gekommen waere - er waere sicher fuer illegal erklaert worden.
ZitatGepostet von richie ...wenn also Alkohol als unbekannte neue Droge erst kuerzlich zu uns gekommen waere - er waere sicher fuer illegal erklaert worden...
Hi Richie,
die Frage brennt mir schon eine Weile auf der Zunge, hoffentlich formuliere ich sie auch so wie sie gemeint ist. Eigentlich sind es 2 Fragen auf deine Vermutung: 1. wie sicher bist du dir mit dieser Vermutung ? und 2. denkst du, die Alkoholproblematik wäre selbst bei der von dir vermuteten Bedingung so verbreitet ?
Wenn Richie sagt: "wenn also Alkohol als unbekannte neue Droge erst kuerzlich zu uns gekommen waere - er waere sicher fuer illegal erklaert worden..." bin ich ganz ähnlicher Meinung. Wie sonst könnte dann gerechtfertigt werden, dass weitaus "unschädlichere" Drogen wie z.B. Haschisch verboten sind? Es ist eine Heuchelei ohne Grenzen und in unserer Gesellschaft darf man sich auf garkeinen Fall darauf verlassen, dass "die anderen" also die Schulen, die "Regierung" oder der Pfarrer oder was weiss ich etwas dagegen macht, dass unsere Kinder später einmal keinen oder maßvoll Alkohol trinken. Ich muss - wie immer - diese Sache selbst in die Hand nehmen.
Da ich selbst Kinder im heranwachsenden Alter habe, bin ich bemüht, ein gutes zwischenmenschliches Verhältnis mit ihnen zu haben. Es darf z.B. keine Sprachlosigkeit herrschen in der Familie. Gesundes (aber lustiges.. höhö) Leben wird vorgelebt, genügend Quatsch wird gemacht, Schwächen werden gezeigt und Toleranz wird geübt. Damit bin ich sehr gut gefahren. Ich habe Kinder, auf die ich eigentlich sehr stolz sein kann und die mir nur "normalen" Kummer machen. Bis jetzt... Ich kann natürlich nicht sagen, welche anderen gravierenden Einflüsse von überallher noch kommen werden, und hoffe, dass sie dann stark sind. In ihrer Stärke werden sie von mir unterstützt, da ich gemerkt habe, dass diese jungen Leute nicht kontinuierlich stark sind, sondern auch wieder in schwache Löcher fallen können. Aber geht mir das nicht genauso? Nur habe ich eine grössere Lebenserfahrung, weil ich einfach schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel habe. Die kids heutzutage haben es nicht leicht. Und ich habe sozusagen ziemliche Individualisten in die Welt gesetzt, die keineswegs mit dem Strom schwimmen. Aber habe ich das getan?? Nein, eigentlich nicht... Und ich gehe auch heute noch den Weg ausserhalb der Kaffeekränzchen und Damengymnastik.
Eine 100% wirksame Suchtvorbeugung gibt es meines Erachtens nicht. Du kannst dich körperlich abhärten bis geht nicht mehr und trotzdem irgendwann eine Grippe einfangen. Aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer. Sucht hat was mit Suche zu tun und diese Suche kann man ernst nehmen, mitsuchen und andere, gesunde Bahnen dafür ebnen. Jeder Mensch sucht nach einem Sinn, dass ist das eigentlich wesentliche im Leben. Alles andere daum herum ist nur Staffage. Alles hat auch mit Wertigkeit zu tun. Über diese Themen kann man endlos reden und wenn ich das tue, halte ich keineswegs Monologe, sondern herrliche Zwiegespräche!!
Ich wünsche keinem die Erfahrungen, die ich machen musste in meiner dunklen Zeit. Aber sie haben mich auf jedenfall weiter gebracht auf meinem Weg.
ZitatGepostet von richie ...wenn also Alkohol als unbekannte neue Droge erst kuerzlich zu uns gekommen waere - er waere sicher fuer illegal erklaert worden...
Hi Richie,
die Frage brennt mir schon eine Weile auf der Zunge, hoffentlich formuliere ich sie auch so wie sie gemeint ist. Eigentlich sind es 2 Fragen auf deine Vermutung: 1. wie sicher bist du dir mit dieser Vermutung ? und 2. denkst du, die Alkoholproblematik wäre selbst bei der von dir vermuteten Bedingung so verbreitet ?
tommie
1) nicht 100%, aber doch. 2) wenn Alkohol illegal waere, wuerden weniger damit in Beruehrung kommen, daher keine so weite Verbreitung.
P.S.: bin aus Venedig zurueck, kommende Woche dann in D.
Hallo! Hier eine kurze Aufklärung: Sucht ist KEINE Krankheit!!! (sondern eine Überlebenstechnik) Sucht ist nicht Abhängigkeit!(Wird immer in einen Topf geworfen!) Suchtpotential steckt in jeden Menschen!!(Sonst wäre ER nicht Überlebensfähig!) Viele Liebe Grüße ein Survivalangel (hauptber.Survivaltrainer für City und Wildnis)
ZitatGepostet von survivalangel Sucht ist KEINE Krankheit!!! (sondern eine Überlebenstechnik) Sucht ist nicht Abhängigkeit!(Wird immer in einen Topf geworfen!) Suchtpotential steckt in jeden Menschen!!(Sonst wäre ER nicht Überlebensfähig!)
Hallo survivalangel,
tja, die Sache mit der Sucht. Was die 'Alkoholsucht' betrifft: da der Begriff Sucht sehr unspezifisch ist, wurde er in Bezug auf stoffgebundene Süchte durch den Begriff Abhängigkeit ersetzt. Definitionsmässig neige ich persönlich dazu: Unter Sucht versteht man ein bestimmtes Verhaltensmuster, das mit einem unwiderstehlichen, wachsenden Verlangen nach einem bestimmten Gefühls- und Erlebniszustand beschrieben wird. Grundsätzlich kann jeder Mensch süchtig werden. Da Sucht nicht auf den Umgang mit bestimmten Stoffen beschränkt ist, kann jede Form menschlichen Verhaltens zur Sucht werden (z.B. Magersucht, Arbeitssucht, Spielsucht, unkontrolliertes Verlangen nach sexueller Befriedigung). Jede Sucht entsteht über den Prozess: Erfahrung - Wiederholung - Gewöhnung (Missbrauch).Def. n. Blaues Kreuz Auch zutreffend: Sucht ist in erster Linie ein psychisches Problem, mit in der Regel bald auftretenden sekundären, körperlichen und sozialen Folgen. Sucht ist gekennzeichnet durch einen eigengesetzlichen Ablauf und durch den fortschreitenden Verlust freier Verhandlungsfähigkeit und Kontrolle über das eigene Verhalten. Sucht liegt dann vor, wenn eine prozeßhafte Abfolge in sich gebundener Handlungen kritisch geprüfte, sorgfältige und folgerichtig gesteuerte Handlungsabläufe ersetzt. Sucht ist stets Krankheit. Sucht ist ein unabweichbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen des Individuums. Zitat:Klaus Wanke und Karl Ludwig Täschner Die WHO definiert folgendermassen: Sucht ist "ein Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge und gekennzeichnet durch 4 Kriterien: Ein unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des Mittels, eine Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung), die psychische und meist auch physische Abhängigkeit von der Wirkung der Droge, die Schädlichkeit für den einzelnen und/oder die Gesellschaft." Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation gilt jede Substanz als Droge, die in einem lebenden Organismus Funktionen zu verändern vermag. Dieser erweiterte Drogenbegriff erfaßt nicht nur Cannabisprodukte, Halluzinogene, Stimulantien, Schnüffelstoffe, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Alkohol, Tabakerzeugnisse, Schmerzmittel Opiate und Kokain. Er bezieht sich auch auf Alltagsdrogen wie z.B. Kaffee und Tee und grenzt Drogen einerseits sowie Genuß- und "Lebens"mittel andererseits nicht mehr trennscharf voneinander ab. Sucht zeigt sich als latente Suchthaltung und als manifestes süchtiges Verhalten. Süchtiges Verhalten mit Krankheitswert liegt vor, wenn dieses nicht mehr angesichts einer Flucht- oder Unwohlsituation eintritt, sondern zu einem eigendynamischen, zwanghaften Verhalten wird, das sich selbst organisiert hat und sich rücksichtslos beständig zu verwirklichen sucht. Suchthaltungen als Folgen von mangelndem Selbstvertrauen und Minderwertigkeitsgefühlen, von Verantwortungsscheu und Problemangst werden meist in Kindheit und Jugend erlernt. (DHS)
Deiner Meinung nach ist Sucht eine Überlebenstechnik. Dann müsstest du das Leben an und für sich als Überlebenstechnik definieren. In einer gewissen Weise ist es das ja auch.
Du schreibst: ---Hier eine kurze Aufklärung: 1. Sucht ist KEINE Krankheit!!! (sondern eine Überlebenstechnik) 2. Sucht ist nicht Abhängigkeit!(Wird immer in einen Topf geworfen!) 3. Suchtpotential steckt in jeden Menschen!!(Sonst wäre ER nicht Überlebensfähig!)---
Hm- Aufgeklärt werde ich normalerweise von Menschen, die etwas besser wissen als ich ... Du vertrittst unter 1. eine unrichtige These. Die Ergänzung in der Klammer ist originell, erkläre doch mal, wie Du das meinst. 2. Offiziell-Medizinisch gibt es den Begriff "Sucht" nicht mehr, er wurde durch "Abhängigkeit" ersetzt (durch die WHO). ... Es handelt sich also wieder um eine Meinung von Dir. Erklär` doch mal näher. 3. Der Satz ist korrekt. Das in der Klammer könntest Du dann mal wieder etwas erklären, wenns geht.
Hallo Tom! Eure Seite ist auf meiner HP verlinkt worden,deshalb auch mein Besuch bei Euch.Ich hoffe,das ist OK für Euch. Jetzt zu Deinen Fragen:Ich bin Überlebenssüchtig! Kein Tier der Welt brauch ein Giftpflanzenbuch um zu überleben,nur der soooo inteligente Mensch will Anderen Menschen weißmachen,das man bestimmte Gifte/Drogen genießen kann.Es giebt für mich keine Genußmittel-sondern nur Rauschmittel.Wenn Du mehr Interesse zur meiner Person bzw.mein Beruf hast,besuche mich doch einfach mal auf meiner HP.Unsere Urtriebe: 1. Überlebenstrieb (Jedes Lebewesen will überleben) 2. Sextrieb (Um Deine Art zu erhalten und Erbinfos weiter zu geben) 3.Jäger und Sammlertrieb (wird meistens in Form von Spiel und Sammlersucht ausgelebt) 4.Wandertrieb (Unsere Urahnen waren Alle Nomaden-Beute hinterherziehen) Wenn Du jeden Tag und vieleicht Jahre die gleiche Arbeit machst,bist Du auch süchtig, nach der Droge Geld. Ich behaupte in meinen Buch (Psychologie des Survivals-Überleben),Wir sind eine satte Suchtgesellschaft und von Seitens Unserer Gesellschaft wird eine große Volksverdummung und Massenverblödung verbreitet! Kein Mensch der Welt kann Drogen unter Kontrolle halten-sondern die Drogen die Menschen. Es giebt keine Gelegenheitsraucher oder Trinker oder Pillenschmeißer.Es giebt nur Raucher und Trinker .... Ich bin nur Praktiker und kein Theoretiker,und habe diesbezügliche schon viele Vorträge in Therpie-Zentren gehalten.Hast Du Dich schon mal gefragt,warum so viele Menschen rückfällig werden?Weil Ihnen eine Krankheit eingeredet wird,die es garnicht giebt!!!! Aber genug für heute ,ich hoffe ich habe etwas Interesse geweckt in Dir.Bis später mal Survivalangel
Bei mir hier persönlich ist alles wesentlich weniger theoretisch und viel mehr praktisch. Es gibt sehr wohl Menschen, die genussvoll ab und zu ein Glas trinken können und es gibt welche, die das Zeug hastig, heimlich, absolut ohne Genuss und Flaschenweise in sich reinkippen. Da ist für mich ein himmelweiter Unterschied. Mit anderen Drogen habe ich keine Erfahrung, da kann ich nichts dazu sagen. Ich trinke morgens meine Tasse Kaffee, genussvoll... und nachmittags nochmals, manchmal auch Tee. Ich glaube nicht, dass ich Kaffee- oder Teesüchtig bin. Ich bin noch nie auf die Idee gekommen eine Kanne oder mehr Kaffee zu trinken. Ich habe keine Lust, alle angenehmen Dinge im Leben in die Sucht-Schublade zu stecken. Das geht weiter mit Einkaufen, Bücherlesen oder Faulenzen. Ich tue es einfach. Gestern habe ich in einer TV-Sendung einen Bericht über eine Amerikanerin gesehen, die 80 Kreditkarten hatte und tagtäglich einkaufte, daß die Schwarten krachten. Die sollte sich vielleicht mal Gedanken machen. Aber im Gegensatz zu Alkoholismus steht hinter so einem Verhalten meines Erachtens eine andere psychische Störung. Hinter dem Alkoholismus steht "nur" der Alkohol. Auch wenn der noch leidende Trinker 1000 Gründe vorbringt, warum er denn nun trinkt, und warum er so ein armes Würstchen ist. Ich spreche aus meiner eigenen Erfahrung und was der Professor Doktor Doktor da dazu sagt, ist mir eigentlich egal. Es sei denn, der Prof.Dr.Dr. hat auch mal getrunken, ist ein Praktiker. Dann ist das was anderes. Aber dann höre ich ihm zu, weil er ein Mensch ist, der Probleme mit dem Alkohol hatte. Als Alkoholiker - noch leidender oder trockener - kann ich auf diesem speziellen Gebiet nur von anderen Alkoholikern lernen. Alles andere ist graue Theorie. Oder hat ein einziger von euch Trockenen im Boot, irgendwann mal in der Vorzeit auf irgendeinen Angehörigen oder Freund, der es "gut" mit euch gemeint hat und euch mit Ratschlägen zugeballert hat, gehört oder die Ratschläge befolgt? Haben wir sie nicht alle angelogen unsere Lieben, Versprechungen gemacht, die wir nicht einhalten wollten und auch nicht konnten?? Hat irgendein kluger Vortrag oder eine Abhandlung uns erreicht oder etwas in uns erreicht? Was meine Person betrifft, kann ich alle diese Fragen mit nein beantworten. Erst die Leute in der Gruppe, zu der ich kam, haben mich mit ihren Geschichten, mit ihrer Meinung, mit ihrem Wissen, überzeugt. Nicht immer und nicht in allen Fällen. Es sind immernoch Menschen, die in einer Gruppe um den Tisch sitzen. Aber es war die Summe all dessen was ich gehört und gefühlt, was ich einfach mitbekommen habe. Ich musste nach einem einzigen Gruppen-meeting bis heute NIE mehr auch nur einen Tropfen trinken und das ist jetzt über 10 Jahre her!!Und die Gruppe ist immernoch ein ganz wichtiger Bestandteil meines Leben und wird es wohl auch bleiben. Es sei denn ich verliere den Verstand und gleite wieder in dunkle Bereiche zurück. Deshalb kann ich ja auch immer nur von der Gegenwart, vom berühmten "heute" reden.
den "Thesen" von survivalangel stimme ich in ihrer radikalen Gesamtheit auch nicht zu. Definitiv nicht. Denn - konsequent durch-, weiter- und fertiggedacht wäre dann das ganze Leben eine einzige Sucht. Wer dann die Sucht bekämpft, würde sich gegen das Leben aussprechen. Meiner Meinung nach ein sehr zweifelhafter "Suchtansatz". Aber: ich habe mich in seine Linkliste eingetragen, da er sich u.a. mit der Thematik Alkoholismus beschäftigt, und ich finde, je mehr Ansichten diskutiert werden können, desto besser. Unter anderem deshalb gibt es dieses Board/Forum.
ZitatGepostet von Miezekatz Oder hat ein einziger von euch Trockenen im Boot, irgendwann mal in der Vorzeit auf irgendeinen Angehörigen oder Freund, der es "gut" mit euch gemeint hat und euch mit Ratschlägen zugeballert hat, gehört oder die Ratschläge befolgt ?
Da stehe ich sofort auf und hebe beide Hände *melde mich* . In den letzten, ca. 2 Jahren meiner nassen Zeit hatte ich - zugegebenermassen sehr wenige - Arbeitskollegen die mich oft auf meinen Alkoholkonsum/Alkoholfahne ansprachen und mir auch mit entsprechenden Konsequenzen (Amtsarzt/Klinik) "drohten". Auf einen habe ich letztendlich gehört, denn den letzten (ersten) Schritt in die Entgiftung, den habe ich selbst gemacht. Wenn auch anfänglich sehr widerstrebend, missmutig und überhaupt nicht geläutert, dennoch war ich schon damals "froh", trocken werden zu dürfen. Und: wären diese Kollegen nicht gewesen, ich läge heute ca. 2 Meter tief unter der Erde. Auch definitiv, medizinisch hinterlegt, vom Arzt bestätigt. Das konsequente "Nachhaken" dieser Kollegen/Freunde fruchtete also doch. Und das wissen sie auch, aber mehr als "Danke" konnte ich ihnen nicht sagen.