In Reminiszens an das geschlossene Thema "Existenzängste": Können Sekten / Religionen zur Ersatzdroge werden ? Positiv ausgedrückt: Kann Glaube helfen ?
Zu vielen Sekten / Religionen kann ich, wie schon erwähnt, Infos anbieten. Möchte dies aber hier nur eingeschränkt tun, denn bei meinem Material ist das mit dem copy- right nicht immer alles so klar ...
Stehe aber per Mail immer gern zur Verfügung.
Um mich selbst zu verorten / zu positionieren: ich war früher evangelisch, bin nun religionslos. Ich hänge keiner Gruppe intensiv an, meine Neigungen gehen in Richtung Pantheismus / Panentheismus. Als Kapazität sehe ich persönlich Alan Watts an.
Pantheismus - " Alles ist Gott " und Alan Watts - " Der Mensch, der sich selber als praktisch orientiert bezeichnet und die Philosophie nur für einen Haufen dummes Geschwätz hält, ist selbst ein Pragmatiker oder ein Positivist, und obendrein noch ein schlechter, weil er über seinen geistigen Standort noch nicht nachgedacht hat. "
Ein - wie ich finde - hervorragendes Diskussionsthema !
Ha, ha- ja genau: "so isser" der Alan Watts: Verständlich, pointiert, verblüffend.
Ich habe es tatsächlich schwer im Universum irgendeine Art von Dualismus zu identifizieren, das kommt mir unlogisch vor.
Nun, gut, aber es wird theoretisch.
Um wieder näher ans Thema zu kommen:
Einerseits habe ich sehr großes Verständnis für Formulierungen z.B. der AA, die von einer Macht "größer als ich" sprechen, das ist in Bezug auf Sucht exakt mein Eindruck.
Andererseits halte ich den -oft allerdings viel zu schnell und zu leichtfertig erhobenen- Vorwurf, man suche sich ja quasi eine Art Ersatzdroge in Gott und gebe die Verantwortung -wieder mal- ab, zumindest für prüfens- und nachdenkenswert ...
diese "Macht größer als ich" stört mich gewaltig, ganz gewaltig sogar. Nicht weil ich kein gottesgläubiger Mensch bin - alles "göttliche" macht mich zum Zweifler - sondern weil es meinem Ego überhaupt nicht behagt.
"Ersatzdroge" und "Verantwortung abgeben" sind sicherlich zu überdenkende Gesichtspunkte in Bezug auf AA. Der "Erfolg" spricht allerdings für AA.
Dabei kann ich (ich ganz persönlich) mich von Ersatzdrogen auch nicht frei sprechen. Die da wären: Liebe, Schmerz, Zigaretten, Arbeit, Glück, Schlaf, Internet, Sex, Sport, Streit, Kaffee, Comic, Handy,.... - ich denke, die Liste muss ich nicht fortführen. Du verstehst bestimmt wie ich das meine. Für mich ich das jetztige Leben 1 einzige Ersatzdroge. Und die nehme ich gerne in Kauf.
tommie P.S. : "Unsere Vorstellung vom Menschen ändert sich, je klarer es wird, daß ein menschliches Wesen mehr ist als lediglich sein physischer Organismus." ( Tom Watts )
Jaja, die "hoehere Macht" bei den AA - an die glaub ich auch nicht so recht. Aber fuer mich ist das schoene daran, dass alles in AA nur Empfehlungen sind, somit kann ich frei entscheiden, was ich davon annehme oder nicht.
der Text ( dein Linktip ) läßt keine Zweifel. Zusammengesagt möchte uns der Autor wohl sagen: " Das ganze Leben ist eine Aneinanderreihung von Süchten. " Das kann' s ja wohl nicht sein.
denk ich auch... Uebrigens, ich komm in letzter Zeit drauf, dass ich den Kaffee im Magen nicht so gut vertrage - das frustriert mich ziemlich - jetzt soll ich damit auch aufhoeren (?)
"diese "Macht größer als ich" stört mich gewaltig, ganz gewaltig sogar. Nicht weil ich kein gottesgläubiger Mensch bin - alles "göttliche" macht mich zum Zweifler - sondern weil es meinem Ego überhaupt nicht behagt."
... das verstehe ich noch nicht so ganz.
Wie hast Du deiner Meinung nach Deine Sucht zum Stillstand gebracht ?
Für mich war entscheidend, daß ich für mich erkenne, daß ich mit meiner Sucht weder spielen noch kämpfen kann: immer werde ich verlieren !
"Nicht kämpfen kann"- dies implizierte GANZ KLAR, daß die Sucht EINDEUTIG stärker ist als ich.
Wie gesagt, bin ich kein AA`ler, aber die Sache mit der notwendigen Kapitulation hat mir äußerst eingeleuchtet !
Das sowas auch mein EGO kränkt ist klar, aber DAS wiederum finde ich sehr gesund für mich (klingt paradox, isses aber nicht.)
die Sucht habe ICH zum Stillstand gebracht indem ICH vor dem Alkohol kapituliert habe. Nicht eine "Macht größer als ich" (in diesem Fall eine göttliche Macht - die es meiner Meinung nach nicht gibt) hat dies getan oder mich dazu veranlaßt; ICH habe kapituliert. Auf dem Weg dorthin haben mir einige geholfen, das Handtuch habe aber ICH geworfen. K.O. , ohne Rückkampf.
Ich kämpfe oder/und spiele auch nicht mit der Sucht. Ich kann es nicht, ganz klar. Aber - wäre sie "größer als ich" ( in diesem Fall die Sucht ) MÜSSTE ich mit ihr kämpfen. Sie ist immer in mir, ich lebe mit ihr. Aber sie ist nicht größer als ich und sie wird auch nicht die Chance bekommen größer als ich zu werden. Denn ich habe sie "stillgelegt", diese Macht der Sucht. K.O., auch ohne Rückkampf.
Ein AA-ler bin ich auch nicht. Weshalb nicht möchte ich nicht erklären. Aber ich achte die Suchtarbeit und den " Erfolg " von AA. Hut ab. Eine Kapitulation halte ich persönlich nicht für zwingend notwendig; bei mir war es der Fall, andere kommen ohne aus.
Betreffs Ego stimmen wir wohl überein. Für mich hat das auch sehr viel mit Ehrlichkeit zu tun.
tommie
P.S.: die Unsicherheit ist das Resultat des Versuchs sicher sein zu wollen . ( Alan Watts )
P.S 2 : Erlösung und geistige Gesundung bestehen letztlich nur in der grundlegenden Einsicht: es gibt keinen Weg, uns selber zu retten. ( Alan Watts )