danke für Eure Geschichten, ich sauge diese Art Texte (auch Bücher und Broschüren) seit Jahren (’93) in mich auf und komme immer wieder zu dem Ergebnis (das keinen trockenen Alkoholiker wundert), dass ich was tun muss - ich allein. Leider liegt das Tun im Nicht-Tun, nämlich im Nicht-Trinken. An diese Stelle muss was anderes gesetzt werden, ansonsten entsteht ein Loch, ein tiefes schwarzes Nichts. Dieses Nichts macht nervös, depressiv, aggressiv. Klar gibt es einen Grund, fürs Trinken, wobei ich den unterbewußten jetzt mal meine, den Selbstbetrug gestehe ich mir längst zu, wenn ich sage, dass ich jetzt trinke, weil..... Meine Mutter Alkoholikerin (seit 11 Jahren oder so trocken), deren Mutter auch, die starb mit 63. Meine Mutter war immer zynisch und ironisch zu uns (habe zwei fast gleichaltrige Schwestern, eine davon tägliche „Belohnungs-Trinkerin“). Junge Mädchen können mit so einem Verhalten der Mutter aber nichts anfangen, ich fühlte mich immer falsch. Ich war nach ihrer Ansicht zu schwer von Begriff und hatte meinen Kopf überhaupt nur für die Haare usw. Meine ältere Schwester setzte dem immer noch eins drauf (ist mir vor Tagen erst bewußt geworden). Dabei hatten sie dann immer so ein Von-Oben-Herab-Grinsen drauf. Dann ging es so weiter, wie bei vielen. Alk machte mich frei. Jede Disco ein rauschendes Fest. Ich war selbstbewußt und schön. Mein Leben verlief nach dem Titel von Rosenstolz „Die Schlampen sind müde“. Bei einem Mann blieb ich, bekam ’91 ein Kind und stillte nur zwei Monate, weil ich dringend wieder was trinken wollte. Ich bin sehr verantwortungsbewußt, aber was meinen Sohn betrifft, keine Glucke. Ich habe gekämpft, mit Trennung, Neuanfang, Jobverlust (durch Wende, mein Sohn war ein halbes Jahr alt, Schichtdienst, was meinen Beruf ausmachte, war nicht möglich). Aber ich habe nie aufgegeben, war immer ein Stehauffrauchen, tough, chick und so wahnsinnig selbstbewußt – nach außen. Dass ich mit dem Alk ein Problem habe, erkannte ich ’93. Zu der Zeit war ich in einer Selbsthilfegruppe, die ich selbst mitgegründet hatte, zu einem anderen Thema (prinzipiell ging es um Selbstbewußtsein). Klar, ich bin an den Ursprung meines Trinkens geraten. Habe später eine zeitlang in einer anderen Stadt (wegen Job) gelebt und aufgehört zu trinken. Aber wie gesagt, es entsteht ein Nichts. Dieses habe ich 36jährig (!) mit Bulimie ausgefüllt und mich nebenbei noch ein bisschen von Männern benutzen lassen. Toll, ich war aber trocken! Ging in eine SHG für Essgestörte, wo eine Frau das große Sagen hatte. Alle schauten zu ihr auf, der Abend fing ohne sie nicht an. Das hatte ich „echt gebraucht“ und dieser erste Schritt war so schwer und dann diese Enttäuschung. Noch während ich in dieser Gruppe saß, zog es mich nach Hause an den Kühlschrank. Ich nahm zu (trotzt Kotzen) und ging wieder zu Alk über, weil ich das besser „im Griff“ hatte. Fing aber eine Therapie an und die läuft immer noch. (Übrigens war ich zu ganz frühen Zeiten, also so um ’93 mal bei einer Suchtberatung: Ratschlag: Kriegen Sie mal Ihr Leben schön in den Griff, das mit dem Alkohol ist nicht so, wie Sie das sehen, das wird dann schon von ganz allein. Wieviel trinken Sie? Ach na da trinken doch andere viel mehr.) War in AA-Gruppen, nach denen es mir noch schlechter ging. Zwei Anläufe habe ich gemacht, die liegen allerdings beide schon eine Weile zurück. Ich bin da wochenlang hingegangen .... Eine sehr junge Frau hängte sich an mich, wollte Hilfe von mir. Aber ich habe kein Helfersyndrom, hätte meine Tel. wohl nicht hergeben dürfen. Es graute mir immer schon davor, dahin zu gehen, weil ich ihre Anrufe nicht beantwortet hatte. Auseinandersetzungen dieser Art, nämlich nein zu sagen, würden aber Selbstbewußtsein brauchen. Hätte ich das, müsste ich nicht trinken, also ließ ich das mit der Gruppe, zumal da auch eine Angehörige eines Trinkers war, die alles suuuuper managte. Deren Benehmen machte mich jedenfalls klein, ich empfand das so, denn sie hatte ja kein Alkproblem (aber ‘n Helfertick) und nahm alle an die Hand. Sie hatte klasse Wandervorschläge und Picknick und organisierte das auch gleich alles mal. Ich wollte nicht wandern, war aber dann von den Gesprächen ausgeschlossen, als die anderen davon erzählten und es war natürlich richtig schön (zu verstehen gab man mir: Hast was verpasst, selbst Schuld!) Wieder fühlte ich mich sch.... In einer anderen Gruppe (in Berlin gibt es da Auswahl) war eine junge, extrem zurecht gemachte Frau (Co) im Rollstuhl. Querschnittsgelähmt. Sie hatte dort ihr Podium, bekam alles Mitleid, das sie brauchte (... und ich war sauer, weil sich keiner um mich kümmerte?). Es drehte sich alles um sie und ihr schweres Schicksal. Und nun noch mit einem Säufer geschlagen..... Dabei hat sie den genau gebraucht. Der war auch vorsichtshalber noch nass. Vermutlich geht die Beziehung zu ende, wenn er aufhört. Ich habe Angst. Angst davor, weiter zu trinken (habe gerade den nächsten Schritt gemacht, schonmal morgens ein Restchen...ansonsten 1 – 2 Fl Wein am Abend) Angst davor, aufzuhören und Angst vor den Gruppen (vermutlich vor Menschen sowieso, denn die können mir weh tun). Ich sehe ja, was da läuft. Diese SHGs treiben mich zu mir selbst, halten mir den Spiegel vor und das ist Horror. Ich bin wütend, mir fehlt Demut und weiß der Geier was noch alles. Mut, Mut sowieso. Dabei lebe ich mit einem super Mann zusammen (darauf ist meine Therapeutin ganz stolz). Ihm, dessen Kinder und meinem Sohn geht es richtig gut. Ich werde von allen akzeptiert, habe seit April eine Festanstellung, für die ich aber auch viel Kraft investiert habe. Ich kenne meine Probleme (Nähe und so), gehe brav zur Therapie, arbeite im Schichtdienst, habe nun quasi 3 Kinder, zwei Katzen und noch einen Hund. Renne zum Englisch (nur nichts merken, immer ordentlich beschäftigt sein)..... und trinke. Jeden Morgen nehme ich mir vor.... aber jeden Abend diese Leere... ich mache die Wohnungstür auf und denke: Und jetzt? Das kennt Ihr vielleicht und wieso schreibe ich das alles? Ich suche Verständnis, mein Verhalten den Gruppen gegenüber ist vermutlich arrogant. Schutz-Arroganz. Und ich will aufhören zu trinken. Bitte keine Ratschläge, dass ich aber eine Gruppe brauche. Weiß ich, hab‘s ja allein erfolglos versucht, aber .... naja, wer enttäuscht wird, hat meistens zu viel erwartet.
Ich schaff‘ das, hoffe auch vor dem sog. Schlüsselerlebnis. Muss ja nicht sein, dass erst wer zu Schaden kommt.
Meine Mutter hat es bis zum Ende getrieben, einschl. Tabletten. Ihr Selbstmordversuch hat aber nicht geklappt, ich hab sie gefunden, richtig viel Blut. Das will ich niemandem zumuten und doch frage ich mich oft, was ich hier eigentlich mache. Mein Sohn ist ein ganz Lieber, sehr selbständig zwar, aber der braucht mich noch eine Weile, das lohnt allemal. Und vermutlich braucht er mich noch sehr lange, denn ich bin bestimmt nicht spurlos an ihm vorbei gegangen ;-). Vielleicht kann ich ihm ja mal eine Hilfe in Form von Vorbild sein, wenn ich es dann geschafft habe, denn meine Mutter kann ich inzw. respektieren. Mein Sohn ist jetzt 11. Ich habe mit 14 angefangen zu trinken, bin heute 39.
Ich sitze jetzt schon fast eine halbe Stunde vor Deinen beiden Beiträgen und überlege, was ich Dir schreiben könnte. Mir scheint es so, als wäre Dir alles, was ich sagen könnte, sowieso schon klar...
Ein Punkt geht mir jedoch nicht aus dem Kopf: Du schreibst von Deinem Freund, den 3 Kindern, 2 Katzen und einem Hund. Und mein Eindruck ist, dass Du auch sonst eine ganze Menge an Interessen hast.
Auf der anderen Seite schreibst Du
ZitatAn diese Stelle muss was anderes gesetzt werden, ansonsten entsteht ein Loch, ein tiefes schwarzes Nichts. Dieses Nichts macht nervös, depressiv, aggressiv.
und
ZitatJeden Morgen nehme ich mir vor.... aber jeden Abend diese Leere... ich mache die Wohnungstür auf und denke: Und jetzt?
Ich krieg das nicht ganz zusammen. Wo kommt denn diese Leere her? Macht Dich dieses "Nichts" nur in Deiner Vorstellung nervös oder hast Du da Erfahrungen? Hast Du selbst eine Idee, wie Du die Lücke ausfüllen könntest?
Mal wieder mehr Fragen als Antworten, vielleicht kannst Du ja trotzdem was damit anfangen.
Hallo Motru....??? Nun geht es mir auch wie den anderen
Mein Nickname ist auch nur mein e-adressenname und kommt auch von einem Tier: felidae (Katze) Hatte vergessen meinen Vornamen drunter zu schreiben, so bei der Aufregung... echt!
Ob ich 'ne Idee hätte woher diese Leere kommt? Ich denke seit fast 10 Jahren darüber nach. 'ne Art Depri. Mir wurde schon oft bescheinigt, dass ich schwer zu unterhalten sei.
Ja, ich versuche viel, oder habe, bleibe inzw. lieber bei meinen Büchern. Dann bin ich eben so, fertig. Vermutlich eher langweilig. Ich spiel mit meinem Kind und bin schnell nervös dabei, fahre mit dem Rad und denke, dass es zu Hause aber gemütlicher gewesen wäre. Gehe mit Freunden aus und merke ganz oft, dass es mich nicht interessiert, was die zu sagen haben und halte lieber auch meine Klappe, um sie mit meinem Zeug nicht zu langweilen.
Gehe ins Kino und denke, schade ums Geld. Oder aber bin danach so fertig, so voll mit Gefühlen, die ich nicht auf die Reihe kriege, heule, bin nicht zu halten. So geschehen bei "Das Leben ist schön" und gerade erst bei "Halbe Treppe". Und vor diesen "Anfällen" habe ich ja erst richtig Angst (weil nicht zu kontrollieren), also merke ich lieber nichts. Bin in "Nackt" gegangen, weil ich wußte, dass das eher leichte Kost ist, also Kontrastprogramm, um die Halbe Treppe zu verdrängen. Habe mit meinem Freund dabei 'ne Fl. Wein geleert, so war es auszuhalten.
Mit Wein ist überhaupt alles viel besser auszuhalten, nur das die Risiken und Nebenwirkungen..... und ich muss ja funktionieren.
Ich will hier aber gar nicht jammern. Vermutlich trinke ich, um eben gar nicht rauszukriegen, woher diese Leere kommt.
War mit 4 im Kinderheim, weil meine Eltern mal eben eine Ausbildung machen mussten. Das heißt mein Vater sollte und meine Mutter wollte (vor allem mit uns nicht allein sein).
Ich weiß nicht, irgendwie fehlt da Vertrauen, ich kann mich emotional nicht fallen lassen, kontrolliere, schütze mich vor Glück und Liebe, weil deren Verlust so elendig schmerzhaft ist. Aber ohne dem ist das Leben eben Leer.
Ich hatte auch schon Wochen der Trockenheit und ich kann mich sehr wohl amüsieren, gerade eben bei Reiners ersten 21 Tagen habe ich an zwei Stellen laut gelacht. Und ich bin nüchtern, ja ich halte mich gerade hier fest und trau' mich nicht ins Bett. Dann bummert mein Herz wieder ganz doll, die Gedanken purzeln durcheinander, kann dann nicht einschlafen, so wie gestern, da habe ich auch nichts getrunken.
Deshalb bin ich hier gelandet, denn mit zielgerichteten Gedanken kann ich Leere gut füllen. Ich habe 1000de Seiten Tagebuch geschrieben, Geschichten, neige dazu, meine Freunde zuzutexten. War aber auch oft schon brenzlig, also nehme ich mich da zurück.
Es spielt wohl auch eine Rolle, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, nichts zu tun. Und Lesen ist Nichtstun. Wenn ich schon nichts angenehmes fühle, muss es wenigestens einen Sinn haben, was ich da tu'. Aber manchmal steh ich da und es gibt nichts zu tun. Oder anders, ich komme nach Hause, denke: geschafft und könnte heulen, weil ich es nicht toll finde, den Tag geschafft zu haben. Nichts, da ist nichts. Kein Stolz, keine Erleichterung, keine Freude darüber, nun nichts mehr machen zu müssen, nur: Oh Gott, morgen wieder. Also Wein her. 2 Gläser und ich kann durchatmen, mich an Geschafftem erfreuen, an die nächsten Aufgaben machen... Dabei muss ja nicht immer alles toll sein. Manchmal ist der Tag vorbei und Schluss. Mir fehlt aber noch was, da war ja noch nichts.
Mein Sohn merkt inzw. was. Er wird pampig, wenn er es an meinen Augen sieht. Er hält zum Gute-Nacht-Kuss die Wange und nicht den Mund hin.
Verfluchter Mist, so akut ist es schon seit naja... '97. Mein Kleiner Süßer... und das was ich gerade jetzt für ihn fühle, treibt mir die Tränen in die Augen... ich halte das nicht aus. Ich habe nie Angst um ihn zugelassen und er musste mit 6 Jahren allein zu Hause bleiben, weil ich zum Nachtdienst ging. Wir waren gerade in der neuen Stadt und er hat gebettelt und gefleht, Angst gehabt, ich sollte doch da bleiben....
So eine Sch...!!! Aber wovon sollten wir denn leben??? Ich hatte einen Job, ein gut bezahlten! Eine tolle Wohung. Ich bin eine selbständige Frau.
ZitatGepostet von felidaela Ob ich 'ne Idee hätte woher diese Leere kommt? Ich denke seit fast 10 Jahren darüber nach. 'ne Art Depri. Mir wurde schon oft bescheinigt, dass ich schwer zu unterhalten sei.
will mich keineswegs in die Diskussion einmischen, denn ein weibliches Wesen kann dir sicher besser helfen, aber zu diesem Satz muss ich was sagen - es ist naemlich wissenschaftlich erwiesen, dass regelmaessiger Alkoholkonsum Depressionen hervorruft (und das ist ein Teil dieses Teufelskreises...)
Wobei sich hier die Frage nach dem Huhn und dem Ei stellt.
Ich kannte dieses "Nichts" schon, da war ich 16 und wahrscheinlich "begegnete" es mir noch viel früher. Denn wenn ich mir vorstelle, dass ich mein Kind mal eben so für ein Jahr ins Heim abschiebe (wie mir als Kleinkind passiert).... Da muss man sich doch verraten vorkommen, auch wenn man es noch nicht so denken kann.
Aber wie gesagt. Einen Ursprung hat das und was solls? Ich bin "drin" und damit muss ich nun klar kommen. Den Grund kann ich ega nicht mehr ändern.
Meine Eltern haben halt ihr Bestes gegeben, mehr war eben nicht zu holen, hatten auch ihren "Grund" fürs Saufen, meine Mutter allemal. Kann sie heute gut verstehen, ich bin ihr wohl auch vom Temperament und vom Fühlen her sehr ählich.
Hm, das mit den Depressionen ist aber schlimmer geworden. Werden die chemisch im Körper "hergestellt" oder kommen sie wegen der Schuldgefühle, wegen des Katers oder was?
Na jedenfalls besteht Hoffnung, dass sie verschwinden. Wie schön!
Hallo feli ! (benutze mal frech Motrunolas Kürzel) erstmal auch ein Willkommen hier von mir.
Ich kann deine Gedankengänge, dieses sich immer wieder im Kreis drehen sehr gut verstehen, das habe ich auch jahrelang (1 1/2Jahrzehnte) durch. Bei mir kann ich mit Sicherheit sagen daß es von der Kindheit herrührt, ich fühlte mich nie anerkannt, benutzt für eigene Zwecke (Mutter klassische Co), nicht verstanden und insgesamt hatte ich wenig Vertrauen. Die Pubertät war für mich ein einziger Horror da ich durch dieses Lügengebilde in der Familie zum ersten Mal richtig durchschaute. Was folgte war Selbsthaß, "ich bin nichts wert" Gefühle, Verzweiflung. Ich entwickelte schon mit 15 eine Bulimie, damals wußte noch keiner was das ist, es war noch nicht so "in Mode" wie heute. Es waren die inneren Spannungen die ich nicht aushalten, ertragen konnte und so entlud, denke ich heute. Alkohol kam schon früh dazu, es ging mir beim Trinken einfach besser, fühlte mich dazugehörig und aufgehoben, verlor meine Zerissenheit. Das hat sich wohl nachhaltig in mein Gedächtnis gefressen ....Alkohol hilft mir. Die Bulimie "verlor" ich in meinen 20gern, der Alkohol blieb. Bis vor kurzem. Als ich dann zu Hause auszog und mir ein eigenes Leben aufbaute war es so daß ich wie du kein Glück, keine Nähe, keine Liebe (woher sollte ich die denn kennen, die gabs in meinen Augen ja nur in Verbindung mit Grenzverletzungen ---> Übergriffen -nicht sexuell-), darum lieber erst gar nicht darauf einlassen. Ich fühlte mich immer wie jemand der anders war, manchmal war ich darauf sogar stolz, nix von "spießbürgerlich" zu haben. Inwieweit ich begriff daß ich in einem großen psychischen Problem saß - in Verbindung mit üblen Zechgelagen, kann ich nicht sagen. So gingen die Jahre dahin, während um mich herum geheiratet wurde, Familien gegründet wurden konnte ich auf Dauer keine Beziehung halten, ließ mich -auch wie du- betrunken immer wieder von Männern benutzen. Der Vorteil für mich an "Zeit vergeht" lag daran daß mir langsam aber sicher immer mehr Lichter aufgingen. Diese ewigen Quälereien mit Selbstzweifel, Minderwertigkeitsgefühlen, Idenditätsproblematik ließen nach, ich sah daß ich sehr wohl jemand bin der lieben kann und geliebt werden kann - mit allem was dazu gehört Nähe und Akzeptanz. Heute weiß ich auch daß ich mich sehr wohl ohne Alkohol aushalten kann und mir der Tag, Aktivitäten die mir gut tun auch Freude machen können. Noch was zu deinen Gedankenwelten, du weißt sicher auch daß das wie wir unsere Umgebung und uns selbst sehen, sie werten unsere eigenen Wertungen sind, wir wir einschätzen daß wir eingeschätzt werden, dieses komplexe Dingens eben über das Sartre Bühnenstücke schrieb. Ich meine damit daß du sicher weißt daß was in unserem Kopf, v.a. betrunken so zusammengesponnen wird meist recht realitätsfremd ist. Nun hoffe ich daß war nicht alzu wirr und du konntest damit etwas anfangen ....
Ich wünsche dir viel Glück bei allem was DU möchtest ...
Grüßle BEA
P.S. : Kennst du das Buch von Cordula Keppler -Bulimie- Wenn Nahrung und Körper die Mutter ersetzen ?
genau das kann ich so unterschreiben. Ich habe das auch mal "Kreiseln" genannt. Und diese ganzen Männergeschichten immer dazu, von denen man Anerkennung und Liebe wollte. Vorher natürlich erstmal Alk, weil ja ansonsten der Mut fehlte, sich "anzubieten" (wobei die Gänsfüßchen wohl fast überflüssig sind), denn eine Zurückweisung wäre nicht auszuhalten gewesen. Man müsste nochmal 20 sein.... Oh Gott, niemals!!!
Das Buch kenne ich (hab' ich zu Hause und gelesen) und ungefähr noch an die hundert weiteren Selbsthilfe- , Esoterik- (Dahlke, Hay)und Affirmationsbücher (Norwood). Also entweder bin ich aus dem "Gewühle" in mir aufgetaucht, oder einfach am Ende angelangt. Ich mag sowas gerade gar nicht mehr lesen und irgendwann musste es ja so kommen, aus welchem Grund auch immer. Wie ich ganz zu Anfang schrieb: ICH muss es tun - und hier bin ich
Eine meiner Lieblingsfreundinnen (habe 3) heißt auch Bea. Deshalb komme ich jetzt drauf: Ihre Beziehung ist wegen Alk vor kurzem auseinander gegangen. Er hat sich wohl zu sehr vor ihr geschämt. Ich wollte ihr klar machen, dass ich ihn irgendwo verstehe, dass er kneift, sich ihr und dem Alk nicht stellen will, weil ich selbst.... und da habe ich tief Luft geholt und "gestanden", aber nicht so wirklich, sondern eher laut gedacht, dass ich eventuell auch.... obwohl wir gerade beim Wein saßen. Was sagt sie: Also wenn du schon darüber nachdenkst, dann ist es wohl an dem.
So, da hatte ich's! Fand ich umwerfend. Richtig gut, weil das ohne jeden Vorwurf kam. Auch kein Mitleid, kein Unverständnis, einfach so. Sie hat so Recht!
Liebe Bea, ich danke Dir, dass du mir geschrieben hast.
ich möchte mal ein paar Zitate von Dir posten, so geballt auf einem Haufen:
ZitatMir wurde schon oft bescheinigt, dass ich schwer zu unterhalten sei.
ZitatVermutlich eher langweilig.
Zitatund halte lieber auch meine Klappe, um sie mit meinem Zeug nicht zu langweilen.
ZitatUnd vor diesen "Anfällen" habe ich ja erst richtig Angst (weil nicht zu kontrollieren)
Zitatund ich muss ja funktionieren.
ZitatIch will hier aber gar nicht jammern.
Zitatneige dazu, meine Freunde zuzutexten. War aber auch oft schon brenzlig, also nehme ich mich da zurück.
ZitatUnd Lesen ist Nichtstun.
Ich habe selten jemand gefunden, der/die so "krampfhaft" (sorry!) an der Kontrolle festhält und den Gefühlen (=Kontrollverlust?) aus dem Weg geht. Und sich dabei so darüber im Klaren ist (auch wieder eine Art, das vermeintlich Unkontrollierbare zu kontrollieren...?). Und erklären kannst Du es auch noch:
ZitatWar mit 4 im Kinderheim, weil meine Eltern mal eben eine Ausbildung machen mussten. Das heißt mein Vater sollte und meine Mutter wollte (vor allem mit uns nicht allein sein).
Ich weiß nicht, irgendwie fehlt da Vertrauen, ich kann mich emotional nicht fallen lassen, kontrolliere, schütze mich vor Glück und Liebe, weil deren Verlust so elendig schmerzhaft ist.
Ich kann das weitgehend nachempfinden, weil ich (später als Du und bei Weitem nicht so drastisch) ähnliche Erfahrungen gemacht habe. Aber, Feli, damals warst Du ein Kind. Damals hast Du Dich nicht wehren können. Heute bist Du doch eine erwachsene Frau, trau Dich doch mal, Dich einfach fallen zu lassen. Was ist so schlimm daran, über einen Film zu weinen? Mir passiert das ständig, ich gehe deshalb schon gar nicht mehr ins Kino. Das kann der bescheuertste Film sein, wenn z.B. eine sentimentale Familienszene kommt ist es vorbei, dann brechen bei mir alle Dämme. Ehrlich! Aber: es hat auch eine heilende Wirkung. Vielleicht ist das bei Dir ja ganz anders, aber mir geht's danach immer besser.
Ich habe ein schlechtes Gewissen, das Gefühl, mich zu weit aus dem Fenster gelehnt zu haben, Dir zu nahe getreten zu sein. Bitte nimm alles Geschriebene als meine Gedanken, bestenfalls als Denkanstöße, auf.
Wenn Du übrigens recht hättest und Lesen Nichtstun wäre, hätte ich 20 Semester Nichtstun studiert. What a waste...
@Richie:
Warum soll ein Mann sich nicht auch zum Thema Leere und Depressionen äußern können / sollen / dürfen?
ZitatGepostet von matronula @Richie: Warum soll ein Mann sich nicht auch zum Thema Leere und Depressionen äußern können / sollen / dürfen?
Sicher kann/darf ich - aber gerade im gefuehlsmaessigen Bereich ist es halt so, dass Frauen und Maenner sehr oft unterschiedlich sind/empfinden, daher denke ich, dass bei solchen Themen jemand gleichgeschlechtlicher eine groessere Hilfe sein kann....
Du hast dich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt. Denn ich geh‘ mir oft schon selbst auf die Ketten, ehrlich.
Habe mal versucht zu meditieren, bin fast verrückt dabei geworden. Wen wundert’s?
Das Dumme ist nur, wo ist der Schalter? Dein Tip kommt mir ein bisschen so vor wie: Na dann trinke doch einfach nichts mehr, wenn du Probleme damit hast. Klar, lass‘ dich doch einfach mal fallen. Kann ich - mit Alk (oder kontrolliert :zwinker1. Es sind doch Gefühle, in dem Fall der Minderwertigkeit, Angst, am Ende sogar schon sowas wie Verfolgungswahn.
Dieses Darüber-Nachdenken macht alles noch schlimmer, diese ganze Therapie-Kacke. Mein‘ ich jetzt nicht grundsätzlich, aber ich renne da seit .... weiß gar nicht, Jahren hin.
Weißt Du, was jetzt AUCH sehr hilfreich für mich ist? Dass ich endlich weiß, wie sich „meine Mädels“ (oder wer auch immer) fühlen, wenn ich dann mal losgelegt hatte, denn denen komme ich oft genauso, wie du mir jetzt (pos. gemeint). Manchmal hatte ich auch ein schlechtes Gewissen dabei, sie so ein bissel mit der Nase ‘drauf zu stuken, aber es war nie jemand wirklich sauer. Es sind ja auch keine Vorwürfe, aber wenn man (ich) so im eigenen Saft schmort und einem (mir) die Nachteile dessen klar gemacht werden, kann das nur hilfreich sein.
Also gut, wie war das mit der „Theorie der kognitiven Dissonanz“? An den Gedanken habe ich genug gezottelt, die Gefühle und das Handeln immer im Schlepp. Hat nicht funktioniert. Und jetzt? Gefühle ändern? Geht nur von außen, find‘ ich, Erfahrungen und so (denen ich mich stellen müsste?). Eben so, wie Scientology auf die Menschen einwirkt, um sie für sich zu gewinnen (manipulieren). Oder durch Äußerungen, wie Deiner. (Immer drauf! ) Bleibt Handeln. Naja, ist ja schon(wieder mal) der 4. Tag heute.
@alle
Da fällt mir ein, es gab DOCH etwas, womit ich abschalten konnte: Brainlight (hatte mir mal jemand geborgt). Habt Ihr davon schonmal gehört? Gibt’s im Internet auch ‘ne Seite ‘drüber (kriege keine Provision! ...oder ist das unerlaubte Werbung?). Ist aber nicht ganz billig. Passt zur Disskussion, in der Tommie vorgab, wir sollten uns mal vorstellen, dass 30 Euro pro SHG-Stunde zu löhnen wären und ob wir zahlen würden. Meine Rechnung: Jeden Tag 4 Euro (anstelle von Wein)gespart, macht im Jahr.... 'ne Menge jedenfalls. Dieses Brainlight wirkt auf Gehör und Augen (klar ich brauche volle Breitseite, um mich aus dem Verkehr zu ziehen). War völlig genial! Danach bin ich ruhig, fast high, wohlig grinsend durch den Tag geschwebt. Worauf warte ich eigentlich? Werde doch mal meinen Kontostand konsultieren...
Seid alle lieb gegrüßt und Dir Matronula: Thanks for giving.
also MIR gehst Du überhaupt nicht "auf die Ketten", sollte ich den Eindruck erweckt haben, tut es mir aufrichtig leid. Was Du schreibst gibt mir sehr viel, weil Du (Dir) Fragen stellst, die mich so oder ähnlich auch beschäftigen.
Irgendwelche Schalter suche ich bei mir auch dauernd, leider (oder Gott sei Dank???) auch vergeblich...
Mein Gruppentherapeut in der Klinik hat mal zu mir gesagt, ich soll aufhören, von der eigenen Villa auf Mallorca zu träumen (ich war damals quasi mittellos) und mir Ziele stecken, die ich realistisch erreichen kann. Weil ich nämlich schlichtweg alles wollte, und zwar sofort. Und dann frustriert war, wenn ich's nicht gekriegt habe. Könnte es sein, dass es bei Dir ähnlich ist? (Du siehst, ich formuliere schon wesentlich vorsichtiger...)
Der Vergleich von Gefühlen und Trinkverhalten hinkt für mich ein wenig. Beim Saufen gibt's (für unsereins) nur Alles oder Nichts. Da birgt jedes Ausprobieren ein enormes Risiko. Im Gegensatz dazu kann man (glaube ich jedenfalls) Gefühle wagen. Deshalb auch der Vorschlag mit den Filmen. Das ist sowas wie neutrales Terrain. Aber vielleicht gehe ich zu sehr von mir aus.
Was Du über die 4 Tage schreibst, klingt für mich wie vier Tage Heuschnupfen. Gibt's denn da gar keine Freude in Dir, kein bisschen Stolz? (Ich weiß, mit letzterem haben ein paar Leute hier Probleme, ich habe das immer gebraucht und kriege auch jetzt noch bei jedem Kompliment für meine Abstinenz feuchte Augen). Ja ja, ich gehe schon wieder von mir aus, aber von wem denn auch sonst?
Ich überlege gerade, ob man seine Gefühle ändern kann. Ich glaube nicht, da geb' ich Dir recht. Aber sie kennen zu lernen ist vielleicht ein guter Weg, um die Angst vor ihnen zu verlieren...
Auf die Gefahr hin, dass ich's mir jetzt vollends verscherze: So wie Du es beschreibst und wie es auf der Internetsite beschrieben ist, bietet sich das "brainlight" als Ersatzdroge hervorragend an: Ich kaufe etwas und bekomme dafür Wohlbefinden. Hat bei mir mit Alk jahrelang wunderbar funktioniert. Und Du schreibst ja selbst, dass Du "fast high" warst. Vielleicht will ich es ja nur nicht wahr haben, dass es so einfach sein kann (das Gut-Drauf-Kommen), aber solche Angebote, bei denen ich selber nichts tun muss, machen mich immer skeptisch.
So, ob's Dir passt oder nicht, ich gratulier' Dir jetzt zu Deinen ersten vier Tagen. Mach weiter so!
ich habe zwar so ein bisschen Schwierigkeiten mit der Zitiererei (Briefe zerpflücken), sehe aber ein, dass es hier ganz angebracht ist. Du schreibst:
ZitatMein Gruppentherapeut in der Klinik hat mal zu mir gesagt, ich soll aufhören, von der eigenen Villa auf Mallorca zu träumen (ich war damals quasi mittellos) und mir Ziele stecken, die ich realistisch erreichen kann. Weil ich nämlich schlichtweg alles wollte, und zwar sofort. Und dann frustriert war, wenn ich's nicht gekriegt habe. Könnte es sein, dass es bei Dir ähnlich ist? (Du siehst, ich formuliere schon wesentlich vorsichtiger...)
Habe mich tatsächlich bisher in keinster Weise angegriffen gefühlt. Die Auflistung der Zitate war schon heftig. Dieser „Schock“ löste aber nichts gegen Dich aus, sondern etwas in mir. Hab‘ kurz den Kopf eingezogen, naja * schäm * , aber das bewirkt ein verändern der Gefühle, bei mir jedenfalls.
Ja, das mit dem Alles wollen kenn‘ ich auch, aaaaaber: Nicht materiell, eher beziehungstechnisch. Konnte nie abwarten, habe immer agiert und mir kaum die Chance gelassen, auch mal zu reagieren. Apropos gelassen: Gelassenheit fehlt(e). Oh, da ist aber wieder so eine Stelle, ich meine das Materielle. Ich habe nicht nach Großem gestrebt, sondern nach Unabhängigkeit (auch und vor allem der vom Staat, denn selbst der hatte mich ja besch...). Mein Sohn war ‘n halbes Jahr alt, zur Wende, und ich dadurch raus aus’m Job. Mutterschutz, ha! Statt dessen der „goldene Westen“. Aber wie sagt meine Mutter immer: „Du bist wie ein Frosch, der in der Milch zu ertrinken droht, aber so lange strampelt, bis sie zu Butter wird.“ Stimmt und Gefühle konnte ich mir dabei nicht leisten. Allein mit ‘nem Mini-Kind, ohne Job? Aber weißt du was? Ich throne inzwischen auf der Butter!!!! Aber weil ich „geschummelt“ habe, muss ich mich dennoch vorm „Ersaufen“ retten Anyway, immer Eins nach dem Anderen. (Tag 5 und das mit elendem Druck gestern, auf den Tag bin ich nun doch stolz)
ZitatGefühle wagen
Dazu fällt mir echt gar nichts ein. Geht mir völlig ab, kann ich nichts mit anfangen. Ich kann mich in Situationen begeben, die eventuell Gefühle auszulösen „drohen“, meinst du das? Aber da kommt wieder das mit dem Abwarten und reagieren. Huuuuu, schon bei dem Gedanken verkrampfe ich.
ZitatIch überlege gerade, ob man seine Gefühle ändern kann. Ich glaube nicht, da geb' ich Dir recht. Aber sie kennen zu lernen ist vielleicht ein guter Weg, um die Angst vor ihnen zu verlieren....
Cool, genau das hat mir Deine letze Post „eingebracht“ (u.a.) Ich habe meine Gefühle kennengelernt, damals einst, aber sie standen mir im Weg. Hätt‘ ich im Kinderheim ‘n Jahr heulen sollen? Ich wollte bei meinen Eltern sein, nehme ich mal an, mir haben meine Schwestern gefehlt. So kleine Kinder gehen doch davon aus, dass sie Schuld sind, wenn sie verlassen werden (das ist wiss. erwiesen). Und mein dadurch unsicheres Verhalten anschl., brachte die nächsten unangenehmen Erfahrungen mit sich. Also habe ich mich „eingemauert“. Ja, ich war ein Kind, konnte mich nicht wehren, aber heute... Es gibt nichts, wogegen ich mich wehren müsste. Was nützen Vorwürfe? Heute? Ich habe offenbar panische Angst davor, verlassen zu werden (nichtmal das will ich mir so richtig eingestehen). Da scheint richtig was kaputt gegangen zu sein. Ich war nie zu Hause, emotional. Wenn mir jemand weh getan hat, dann war ich allein damit. Und nicht nur das, zu Hause ging das „Programm“ weiter. Da kannste nur „zu machen“.
Sorry, aber das musste ich mal loswerden. Soll ja nicht so bleiben, es ist auch längst nicht mehr so, lebe ja schließlich nicht allein, wenn auch mit nötigem Abstand, so auf meine Art.
ZitatSo wie Du es beschreibst und wie es auf der Internetsite beschrieben ist, bietet sich das "brainlight" als Ersatzdroge hervorragend an: Ich kaufe etwas und bekomme dafür Wohlbefinden. Hat bei mir mit Alk jahrelang wunderbar funktioniert. Und Du schreibst ja selbst, dass Du "fast high" warst. Vielleicht will ich es ja nur nicht wahr haben, dass es so einfach sein kann (das Gut-Drauf-Kommen), aber solche Angebote, bei denen ich selber nichts tun muss, machen mich immer skeptisch.
Na da muss ich jetzt mal gaaaanz tief Luft holen, ausatmen und gaaaanz ruhig weiter....
Eine Sucht kann man aus allem machen, was Ablenkung oder Kick bringt. Mal rhetorisch gefragt: Wie fühlst Du Dich nach einem lecker Essen, in angenehmer Atmosphäre, netter Gesellschaft? Wie nach (für Dich) richtig gutem Sex? Hat du schonmal einen Sieg errungen, bei dem Dir fast „Einer abgegangen“ ist? Warst Du schonmal Fallschirmspringen? "Nette" Geschwindigkeit auf der Autobahn hat auch was..... Kannst Du alles bis zum Tod betreiben, indem du es nämlich übertreibst.
Und richtig, ich habe geschrieben, dass ich FAST high war. Die totale Entspannung, habe ich auch nach... gut, lassen wir das. Aber wenn du auf einem Level der Entspannung bist, was willst du da noch entspannen? Wenn du satt bist, hörst du auf zu essen.... Entspannen hat bei mir mit Loslassen zu tun und das ist irre schwer für mich. Ich könnte ja was verpassen. Du kannst Dir auch Meditationsmusike aufs Ohr tun, wenn Dir das reicht. Mir reicht es nicht, weil ich dann durch die Augen schmule, nicht mit der Musik mitgehen kann. Aber dieses „brainlight“ läßt mir keine Chance, ich kann mich zu meinem Glück zwingen und das musste ich damals echt. Ich war schwanger, wollte nichts trinken, war aber bald soweit, dass ich alle um mich herum hätte erschlagen können, wo es mir doch ohnehin kaum einer recht machen kann (ja, kleine Offenbarung am Rande). Also wurde mir zunächst das Ding übergestülpt. Ich habe trotzdem erstmal versucht, „im Raum“ zu bleiben: Kommt einer rein...? isser schon da....?. miezt da nicht die Katze...? hat es geklingelt....? das Telefon....? ....... Und dann rissen mich die Lichtmuster aber mit, ich war wohl etwas müde, konnte mich dem hingeben, die Musik dazu, ich bin „nach hinten gekippt“ und danach habe ich geheult, wußte nicht warum. Hatte zur Folge, dass ich erstmal einen Bogen um das Ding gemacht habe, aber dann.... doch mal wieder. Nach und nach konnte ich mich schneller fallen lassen, auch wenn ich immer mal wieder das Gefühl hatte, dass mir gleich jemand eins in die entspannte Magengrube drischt. (Dieses Bild, Schlag in die Magengrube, beschreibt meine Furcht vor Beziehung ganz gut.)
Aber, Matronula, wenn dieses „brainlight“ eine derartige Wirkung gehabt hätte, wie Du sie befürchtest, dann wäre ich doch „stehenden Fußes“ losgerannt, und hätte mir das Teil gekauft, nachdem ich es zurück geben musste. Hab‘ ich aber nicht getan, weil Alk trinken viel, viel leichter ist (für mich), denn wie gesagt, ich muss mich dazu überwinden, mich selbst „abzuschalten“ (habe nie bis zum „Ausstieg“ getrunken), die Kontrolle abzugeben und Du hast verstanden, welche Rolle diese bei mir spielt.
Ich sage ja nicht, dass es das non+ultra ist, vielleicht ist es für den Einen oder Anderen auch gefährlich (weil er darunter Termine verpennt), weiß ich? Wobei sich da bestimmt schon wer draufgestürzt hätte, wenn es bereits Tote gegeben hätte. Und nach 10 Jahren (so lange gibt es das mind. schon) kann man da schonmal die ersten Prognosen wagen. Es gibt aber vermutlich Keinen, der dabei zu Schaden gekommen ist.
Vielleicht sind ja die einfachen Dinge tatsächlich am schwersten?
Und mir fällt noch Milan Kundera ein: „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ Wie wahr!
Ich wünsche Dir und allen anderen einen richtig schönen nächsten Tag.
Hallo feli, habe mich gerade durch deinen ersten Brief „gekämpft“ und fühl mich nun so richtig platt, weil ich Etliches von dem was du schreibst nachempfinden kann. Und das mit dieser Leere, die man mit allem Möglichen zu füllen versucht …..aber letztendlich doch bleibt….. Diese Leere hat aber nichts mit Beschäftigungen zu tun, sondern mit Deinem Innersten ! Glaube auch nicht an die „einfache Erklärung“ einer Depression ! Denn eine solche Leere habe auch ich lange Zeit empfunden und als dann noch meine Beziehung zu zerbrechen drohte ….. war sie doch das Einzige, was mich hielt …. fiel ich in ein tiefes, tiefes Loch …. versank in Depressionen, dachte ich müsse nun diesem meinem elenden Leben ein Ende bereiten und dabei hätte ich auch meine Kinder nicht zurücklassen wollen…. (Puhh, sollte und darf ich so was überhaupt hier schreiben?? ! – nein, gemacht hätte ich es wahrscheinlich niemals, denn ich selber liebe das Leben und meine Kinder über alles !!!) Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, wie verzweifelt ich zu dem Zeitpunkt war.
Du schreibst in Deinem Brief: Meine Mutter war immer zynisch und ironisch zu uns (habe zwei fast gleichaltrige Schwestern, eine davon tägliche „Belohnungs-Trinkerin“). Junge Mädchen können mit so einem Verhalten der Mutter aber nichts anfangen, ich fühlte mich immer falsch. Ich war nach ihrer Ansicht zu schwer von Begriff und hatte meinen Kopf überhaupt nur für die Haare usw. Meine ältere Schwester setzte dem immer noch eins drauf (ist mir vor Tagen erst bewußt geworden). Dabei hatten sie dann immer so ein Von-Oben-Herab-Grinsen drauf.
Wenn ich so was lese, steigt in mir die Wut auf. Du bist in so einer solch vergifteten Atmoshäre aufgewachsen und wunderst Dich, dass Du Probleme hast?? Ich selber habe ein Buch gelesen, dass für mich ein Wendepunkt in meinem Leben war (Aussöhnung mit dem inneren Kind, von Erika Chopich und Margaret Paul) dort steht ein Zitat von Alice Müller aus dem Buch „Am Anfang war Erziehung“ :
So, wie wir als Kinder behandelt werden, behandeln wir uns während unseres ganzen restlichen Lebens.
Über diesen Satz habe ich lange nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, das es stimmt (auch wenn es einem selber nicht bewusst ist). In meinem Fall hieß das, dass ich an meine Kindheit ran musste, an Dinge, die verdammt weh tun und bitter sein können, weil man das Gefühl hat, das man das Ganze noch mal durchlebt …. Aber nur so können alte Wunden heilen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass auch Du da ranmußt???!!!
(daher noch ne Buchempfehlung (auch wenns nervt): Vergiftete Kindheit von Susan Forward)
Ich selber bin nun 41 Jahre alt (habe 2 Kinder – 9 und 6), habe langen Zeit im Dornröschenschlaf verbracht und in den letzten 6 Jahren wahnsinnig viel aufgearbeitet, darunter eben auch meine Kindheit. Ich stamme aus einer Alkoholikerfamilie und wurde missbraucht – aber dachte immer, ich habe kein Problem. Aber in Wirklichkeit hatte ich ne ganze Menge und normal war ich absolut nicht. Den Dingen ins Auge sehen ist wichtig, die Wut rauszulassen und sich endlich selbst gut behandeln, dass ist wichtig und das habe ich gelernt. Mein Alkoholproblem sehe ich nun auch realistisch: Ich kann damit nicht umgehen und darum laß ich’s !
Das alles soll nur ein Denkanstoß sein, aber ich wünsche Dir viel Kraft und Mut und dass Du Dich hier wohl fühlst. Hier darf man alles schreiben, was man fühlt. Ist doch so, oder nicht?! Ich lese und stöbere oft hier und hab noch kein besseres Board gefunden!!!
mit deinen Ausführngen zu dem "inneren Kind" hast du es meines Erachtens voll auf den Punkt gebracht. Wenn wir es schaffen, dieses innere Kind zu finden, zu liebkosen, zu "heilen" letztendlich - dann haben wir das geschafft, was wir eigentlich doch alle wollen. Dann sind wir geborgen in uns selbst. Dann brauchen wir Geborgenheit nicht im Außen zu suchen, um daran immer wieder zu scheitern. Wir sind doch ständig auf der Suche nach irgendwas, das wir garnicht richtig benennen können. Wir meinen, es warte irgendwo da draussen auf uns. Und das tut es nicht. Es wartet in uns. Aber das ist theoretisches Wissen, das fast nicht in die Praxis umgesetzt werden kann. Wenn wir es wirklich könnten, hätten wir es geschafft. Aber wenn wir uns wenigstens auf den Weg dorthin machen, das ist doch schon was. Und wenn wir erkannt haben, dass der Weg mit klarem Kopf, also ohne Alk, besser zu gehen ist, haben wir ja schon ein gutes Los gezogen.
Und nur her mit den Buchempfehlungen. Davon kann ich nicht genug bekommen. Das sind immer wieder ganz tolle Impulse!