ich denke dass dein Weg von 20 jahren an bis jetzt vor 11 Tagen eine sehr langgestreckte Entwicklung war, und zwar weil du von Anfang an dich gekümmert hattest, gegen den Alk.
Hallo Max,
ich hoffe mal, dass es neben dem Suchtgedächtnis auch sowas wie ein "Suchtstillstandsgedächtnis" gibt.
Und das scheint so zu sein: Zur Zeit bemühe ich mich zu erinnern, was toll war während dieser Zeit, was ich geschafft habe, welches Selbstwertgefühl ich hatte ... und das war insgesamt eine ganze Menge!
Liebe Grüße Paula
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
Hallo Paula, in den nun fast 16 Jahren,die ich trocken bin, haben ich meine Alkoholkrankheit nie in Frage gestellt. Das habe ich zwar vor meiner Therapie getan, bin aber immer wieder gescheitert. Aber deine Geschichte zeigt mir wieder ganz deutlich das man das nie vergessen sollte. Als mein Mann starb war mir klar das ich mit Alkohol nichts änden würde, im Gegenteil es würde nur schlimmer werden, denn meine Töchter brauchten mich. Ich wünsche dir für deine Zukunft alles Gute und das du deinen Weg zurück in eine zufriedene Trockenheit findest Elke
für mich ist zufriedene Abstinents eine Lebensaufgabe und hängt direkt mit meinem Selbstwertgefühl zusammen. Aus zufriedener Abstinents kann wieder eine Trinkpause werden wenn ich vergesse mich um mein Selbstwertgefühl zu kümmern. Zwischen zufriedener Abstinents und dem Rückfall steht für mich immer die Trinkpause.
Gruß Ralf
Zufriedenheit hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.
Hallo Hermine, hallo Paula, das mit dem "Herab"gestiegen vom Podest ist keine Ironie. Für mich ist Demut ein elementarer Bestandteil der Nüchternheit. Und das Gegenteil von Demut ist Hochmut. Ist es nicht Hochmut, wenn auch kein bewusster, trotz der vorliegenden Tatsachen, zu spielen mit der Frage, bin ich abhängig oder bin ich nicht, hab ich den Alkohol unter Kontrolle oder er mich? Spiel der Allmacht .. Nur das ist damit gemeint. Denn ich musste erstmal herabsteigen vom Olymp und meine komplette Niederlage eingestehen, bedingungslos kapitulieren, um die wirklichen Höhen des Lebens zu erreichen. So konnte ich meinen Beruf wechseln, meine Nikotinsucht loswerden, den Schutzpanzer von 30 kg Übergewicht ablegen und vieles mehr.
Ich habe kein Problem damit zu sagen, dass ich als Alkoholiker "unten" bin. Auf der platten Erde, bei den Tatsachen ... Unten ist keine Abwertung.
Matthias
Lesen gefährdet die Dummheit
starman
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gelöscht
)
Beiträge:
07.04.2007 15:06
#20 RE: 15/16 Jahre > Trockenheit oder Trinkpause?
Ich begegne immer wieder Menschen, die nach langer Trockenheit noch mal ein (erfolgloses) "Experiment" gewagt haben um dann ratlos in die Runde zu fragen "Waren die xx Jahre denn nur ne Trinkpause?". Ich habe einen Riesenrespekt vor jedem, der nach so einer Niederlage den Mut hat wieder aufzustehen und dann sogar noch die alte SHG zu gehen um dort wieder von vorne anzufangen. Manche, denen es so erging, erzählten, es sei schlicht so lange her gewesen, dass auch die Erinnerung an die schlimmen Sachen ein wenig verblasst war. Viele haben dieses "Abenteuer" mit ihrem Leben bezahlt, weil der Körper nach der langen Abstinenz nicht mehr diesen Alkoholmengen umgehen konnte.
Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, diesen einen, unvergesslichen Tiefpunkt im Leben "erreicht" zu haben, damit es überhaupt möglich ist, zu kapitulieren. Wer nicht bereit ist, sich einzugestehen, dass "mit" nichts mehr geht, der ist eben noch nicht soweit und wird es früher oder später wieder ausprobieren wollen("die Sucht ruft") Wann immer ein Alki glaubt, noch nicht "so weit unten wie die anderen" gewesen zu sein, steht die Hintertür für den Fahrstuhl nach unten noch auf und wird auch genutzt.
Ich hatte das "Glück", diesen Tiefpunkt erleben zu dürfen und in einem glücklich klaren Moment zu verstehen, dass jetzt nur noch Klapse oder Kiste folgen können.
In einer Analogie fällt mir eine Szene aus "das Boot" ein, die auch zeitlich ganz gut zu meiner damaligen Situation passte. Das U-Boot(meines Lebens) sinkt in der Meerenge von Gibraltar in Tiefen, die noch nie zuvor getestet wurden. Die Bolzen fliegen aus den Wänden, alle haben Todesangst und das ganze U-Boot droht in der Tiefe zusammengedrückt zu werden wie eine Pappschachtel. Im allerletzen Moment endet der Sinkflug auf einer Sandbank und der Käptn (Jürgen Prochnow) sagt(sinngemäß) in die Stille: "der Herrgott hat uns eine Schippe Sand unter den Bug geschmissen!"
Es gibt keine zwei Wege in die Trockenheit, die sich wirklich gleichen und jeder muss selber rausfinden, wie tief der Tauchgang gehen kann. Aber Vorsicht: Wieder auftauchen tun nur die wenigsten.
Allen noch schöne, trockene Osterfeiertage wünscht
finde ich gut. Hoffentlich gilt das nicht für alle, dass man den absoluten Tiefpunkt erreicht haben muss, um erfolgreich trocken zu werden. In meiner letzten Phase war ich noch nicht allzu tief gesunken, aber für mich war es längst nicht mehr akzeptabel, wie ich lebte, jedenfalls wenn ich mir anschaute, welche Perspektiven ich habe, wenn ich so weitermache.
Dass ich nicht mehr trinke oder nicht wieder anfange, ist eine reine Vernunftsache, glaube ich. Ich kann nicht behaupten, über den Dingen zu stehen - "dumme Gedanken" habe ich immer wieder mal. Kommen mal "Zweifel" auf, dann stelle ich die üblichen Überlegungen an und komme eindeutig zu dem Entschluss, dass es das beste und einfachste ist, weiterhin nicht zu trinken. Weiter bin ich noch nicht. Aber es geht ganz gut so.
starman
(
gelöscht
)
Beiträge:
08.04.2007 14:19
#22 RE: 15/16 Jahre > Trockenheit oder Trinkpause?
was genau dieser "Tiefpunkt" ist, das muss jeder für sich selber rausfinden.
Es gab damals viele Dinge, die sich in meinem Leben noch hätten verschlechtern können. Ich hatte noch einen Job, ein Dach über dem Kopf und meine Leber war nicht irreparabel kapott. Trotzdem empfand ich diese Stunde null als einen absoluten Tiefpunkt in einer langen Serie von Tiefpunkten, die ich offenbar jedesmal noch unterbieten konnte. An diesem Tag war es eben ein "schlimmer gehts nimmer" und ich wollte nur noch dass das aufhört. Der Leidensdruck war überirdisch.
Ich glaube, es ist ein großer Fehler mit einer "Tiefpunkt-Checkliste" ranzugehen und zu sagen, wenn ein Jelinek o.Ä. mir nicht sagt "Du bist Alki", dann kann ich weitersaufen. Wer so denkt, wirds ohnehin tun... Aber es reicht eben nicht zu sagen "Gottseidank bin ich noch nie in einem fremden Bett wachgeworden" oder "Auf den Klo hab ich es immer noch geschafft" usw. Ich mußte an dem durch Alkohol entstandenen Zustand meines Lebens so sehr leiden, dass ich bereit war, etwas daran zu ändern. Das Leben ohne Alkohol konnte in meiner Vorstellung nicht (mehr) so schlimm sein wie das Leben mit. Um dahinzukommen mußte ich ne ganze Weile "auf Abriss saufen" (wunderbare Formulierung, Max)
Nun besitze ich aber nicht das Allwissen um alle Formen von Alkoholismus und Trockenheit. Ich kenne Menschen, die lange vor mir aufgehört haben, weil ihnen klar geworden ist, dass ihr Leben gegen die Wand fährt mit der Sauferei. Keine Thera, keine Gruppe, kein Forum, garnix. Einfach aufgehört und zufrieden weitergelebt.
Andere haben jahrelang Horrorgeschichten erlebt, die ich mir nicht in den schlimmsten Träumen ausgemalt hätte und haben trotzdem erstmal unzählige Entgiftungen mitgemacht, bis irgendwas ging. Wiederum andere saufen jahrzehntelang Spiegel und saufen sich runter, entziehen selbst. All das gibts. Das Alki-Kaleidoskop ist riesig.
So muss wohl jeder sich selbst aufrappeln und auf die Suche machen, damit er/sie irgendwann eine eigene Strophe von "My Way" singen kann.
ich denke dass dein Weg von 20 jahren an bis jetzt vor 11 Tagen eine sehr langgestreckte Entwicklung war, und zwar weil du von Anfang an dich gekümmert hattest, gegen den Alk.
Hallo Max,
ich hoffe mal, dass es neben dem Suchtgedächtnis auch sowas wie ein "Suchtstillstandsgedächtnis" gibt.
Und das scheint so zu sein: Zur Zeit bemühe ich mich zu erinnern, was toll war während dieser Zeit, was ich geschafft habe, welches Selbstwertgefühl ich hatte ... und das war insgesamt eine ganze Menge!
Liebe Grüße Paula
Super! Es war bei mir auch so, nachdem ich erstmals trocken war und nach einiger Zeit Zweifel aufkamen, ob ich vielleicht doch nicht so ein Problem hatte - ich fing da wieder an zu trinken, erst nur alle paar Tage mal was und dann allmählich wieder das ursprüngliche Quantum. Da hatte ich dann - wegen der Erinnerung an die "trockene" Zeit - den Beweis, wie das mit mir ist mit dem Trinken und dass es ohne Alk besser ist. Ich hatte den Beweis, dass das Trinken überhaupt nichts bringt; den Beweis, dass ich das Trinken auch gar nicht brauche. Dieser Vergleich, die Erinnerung daran, dass die Trockenzeit viel besser war und die nachfolgende nasse Phase gar nicht angenehm, hilft mir bis heute. Ich hatte seither nie wirklichen Saufdruck - da ich es einfach jetzt besser weiß, was gut ist.
So wie du schreibst, gibt es ihn also tatsächlich, den 'point of no return', d.h. den Punkt, ab dem ein 'normaler' Umgang mit Alkohol nicht mehr erreicht werden kann. Mit anderen Worten, einmal alkoholkrank, immer alkoholkrank. Hatte ich mir schon gedacht, aber gut, dass du doch über deinen Rückfall nach so langer Zeit schreibst . Danke!
Ich wünsch' dir, dass du den Weg in die Freiheit möglichst schnell wieder findest.
Lieber Gruß Werner
---------------------------------------------------------------- It's nice to be a Preiss, it's higher to be a Bayer
So wie du schreibst, gibt es ihn also tatsächlich, den 'point of no return', d.h. den Punkt, ab dem ein 'normaler' Umgang mit Alkohol nicht mehr erreicht werden kann. Mit anderen Worten, einmal alkoholkrank, immer alkoholkrank.
Moin Werner,
das zu erkennen, hat ja nochmal ca 10 Jahre gedauert - und mich bis zum Eingeständnis ärgerliche 4 Jahre "Rumgeeiere" meiner Lebenszeit gekostet.
Vielen Dank für Deine guten Wünsche und lieben Gruß
Paula, seit 26.03.07 wieder alkoholfrei
[ Editiert von paula_W am 10.04.07 16:51 ]
"Lass' Dir aus dem Wasser helfen oder Du wirst ertrinken", sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum.
Hi. Eure Beiträge haben mir sehr auf die Sprünge geholfen, schön dass Ihr von Euch erzählt, wie es beim AbstinentWerden so gegangen ist.
Diese Gedanken: bin ja vielleicht doch kein Alkoholiker? Kann ja vielleicht doch mal ab und an ein Bier trinken? Habe das im Griff!? Ein weiterer ganz schlauer Trinkpausenprofi ( mt) namens genaro?!??? Schreck! Da hilft es mir, Euch zu lesen. Tut mir gut, dass Ihr teils alten Hasen das auch kennt und davon so ausführlich schreibt. Danke. LG Günter
Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus
Hi Bea, ich habe gestern ganz viel im board gelesen....
An anderer Stelle habe ich ausführliche Beiträge zum Thema Trinkpause/Trockenheit u.a. vom MT, Spieler, pulsatille usw. gelesen, hier ist´s paula w. Insofern ist mein Beitrag an dieser Stelle etwas off topic, habe das heute morgen ganz geschwind eben reingehauen...
Danke für Deinen Hinweis, im Moment habe ich noch immer die Trockenheit seit Januar bewahrt. Nur die blöden Gedanken, die ich auch habe, wollt ich mal hier auch rauslassen.
LG Günter
Du wirst Dich wundern was man alles kann, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Juan Matus
dann ist meine Frage ja aus deinem persönlich eröffnetem Thread dochmals beantwortet...
Lieben Streichler an dein langbeiniges Fohlen sodann... ich hoffe, draus wird nen "oller, grauer Gaul" , da du deinen derzeitigen Gedanken keine bierseeligen Taten folgen lässt
Gruss Sabine/Schneefrau
-------------------------------------------------- First they ignore you, then laugh at you and hate you Then they fight you, then you win When the truth dies, very bad things happen They're being heartless again
I know it's coming There's gonna be violence I've taken as much As I'm willing to take
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. Danke!
mt) namens genaro?!???
