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Saufnix  
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Dieses Thema hat 5 Antworten
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 Positives
Susanne Offline



Beiträge: 368

27.11.2018 11:50
Zwangsspüldienst - "Klappe die letzte" Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

hier nun das Finale bezüglich des Zwangsarbeitsdienstes „Spülen“ während meiner achtwöchigen Reha-Zeit Anfang 2018.

Geschildert habe ich den Sachverhalt ausgiebig schon hier: „Der Vorhang zu“, #266, S.18.

Meinem eigenen Zeitgerüst entsprechend hatte ich meinen ersten Brief mit dem Thema „Spüldienst“ über drei Monate nach Reha-Ende erst am 30.06.2018 an den Geschäftsführer Suchthilfe des Trägers, der sowohl für die Frauensuchtklinik als auch für die Männersuchtklinik zuständig ist, gesendet. Ich wollte sicher gehen, dass das Thema auch nach so relativ langer Zeit noch die Relevanz für mich haben würde. Hatte es.

Sechs Tage später hatte ich ein Antwortschreiben im Briefkasten, in dem der Geschäftsführer Suchthilfe schreibt:
„In der Tat werden derzeit sehr konkrete Überlegungen angestellt, um den Spüldienst zumindest in weiten Teilen und zeitnah abzuschaffen. Wir sind bereits mit der Personalakquise befasst und rechnen mit einer baldigen Umsetzung.“

Das fand ich super, denn das klang doch schon einmal ziemlich gut.

Übrigens habe ich den Inhalt dieser beiden ersten Briefe hier eingestellt, der Thread ist allerdings (nach über 600 Zugriffen) vom Forenbetreiber gelöscht worden, da ich sowohl den Namen der Klinik, als auch den des Geschäftsführers erwähnt hatte.
Das vermeide ich nun selbstverständlich.

Wieder entsprechend meinem selbst auferlegten Zeitgerüst habe ich am 30.09.2018, also drei Monate später, schriftlich nachgefragt und ein zweites Antwortschreiben erhalten.

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admin. editiert
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So, nun die Frage, ob das –sprichwörtliche!- Glas halb voll oder halb leer ist. Tatsache ist, dass der Spüldienst nach dem Mittagessen der härteste und stressigste ist. Dass der GF jedoch von einer organisatorischen „Angleichung“ der beiden Kliniken spricht, ist schon eine Unverschämtheit. Immerhin wissen wir beide, dass die Männer in ihrer Klinik 0% spülen müssen, also zu keiner der täglich drei Mahlzeiten und die Frauen nun weiterhin nach zwei Mahlzeiten, also zu 66,6%. Wie nennt man nochmal so jemanden, der wider besseres Wissen bewusst die Unwahrheit spricht?

Dennoch möchte ich mal nüchtern ein Fazit ziehen: Ich habe zwei Briefe geschrieben und schlappe vier Monate später ist (zumindest) der mittägliche Spüldienst abgeschafft bzw. an Externe abgegeben worden.

Der Aufwand von zwei Briefen und das Ergebnis in Relation zueinander betrachtet kann sich, so meine ich, durchaus sehen lassen.

Und es ist auch so, dass ich aus meinem Engagement keine *hüstel* Lindenstraße machen möchte mit Endlosschleifen an Briefwechseln, die m.E. nun auch nicht weiter zielführend wären. Manchmal ist es ganz klar, dass „mehr desselben“ in Bezug auf das angestrebte Ergebnis nichts mehr bringen wird.
Außerdem habe ich das große seelische Bedürfnis, das Thema „Spüldienst“ auf gar keinen Fall mit in das Neue Jahr 2019 hineinzuziehen. Ich hatte mir vorgenommen, bis spätestens 30.11.2018 mein Engagement zu beenden.

Folgende Schritte habe ich gestern in diesem Zusammenhang unternommen:

1.) Klinik-Bewertung auf jameda.de (Fair und positiv, oft die Note 2, jedoch mit kritischem Text zum Spüldienst)

2. Bewertung auf klinikbewertungen.de (inhaltlich wie bei jameda). Wird erst nach zwei Werktagen veröffentlicht.

3.) Post an die DRV Bund als Kostenträger der Reha: a) Ausfüllen des 17seitigen Beurteilungsbogens, den ich bereits im April erhalten hatte, b) Schreiben zur Spüldienst-Angelegenheit unter Betonung der ca. 50.000 € die bislang jährlich und jahrelang von den suchtkranken Frauen erwirtschaftet worden sind. (An der Stelle möchte ich nochmal betonen, dass mir der finanzielle Aspekt viel viel wichtiger war als das Gender-Gedöns. Und das Schweigen, die Ignorierung bzw. Tabuisierung dieses finanziellen Aspekts in den Schreiben seitens der Klinik ist äußerst beredt. Da widmen die sich lieber dem Gleichstellungs-Thema als dem kleineren Übel.) Als Anlage an die DRV Bund dazu meine zwei Schreiben und die zwei Antwortschreiben der GF Suchthilfe. Ich habe außerdem bei der Reha-Abteilung angerufen, ob die sich für so etwas überhaupt interessieren und die Mitarbeiterin meinte, ich solle unbedingt unter mein Schreiben ausdrücklich um Rückantwort / Stellungnahme bitten. Dann müsse sich jemand damit inhaltlich und ernsthaft befassen.

4.) Letztes Schreiben an den GF Suchthilfe des Inhalts, dass seine Bemühungen und der erzielte Fortschritt Anerkennung verdienen, jedoch aus meiner Sicht bei aller Freude über die bereits realisierte teilweise Verbesserung weiterhin Handlungsbedarf bestünde. An dieser Stelle wolle ich mich für das Angebot zum Dialog bedanken, diesen nun jedoch, da nicht weiter zielführend, ruhen lassen.

5.) Weiterleitung der letzten beiden Schreiben an die drei Therapeuten, die mir in der letzten Woche meines Klinikaufenthalts deutlich signalisiert hatten, dass sie über eine Abschaffung des Spüldienstes heilfroh wären. Es wäre jedoch sehr hilfreich, so hieß es, wenn endlich mal jemand aus Rehabilitandinnen-Sicht sich gegen den Spüldienst deutlich aussprechen würde. Solange alle Frauen brav weiterspülen würden ohne Gegenwehr würde sich leider nichts ändern. Es ginge immerhin um viel Geld.

6.) So – jetzt noch hier und heute der Beitrag und ich atme mal tief ein und aus und sage mir trotz des nur teilweisen Erfolgs:
Gut gemacht! ;-)


Viele Grüße,
Susanne

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Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg
in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen.
(Terry Pratchett)


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ame Offline




Beiträge: 153

27.11.2018 14:37
#2 RE: Zwangsspüldienst - "Klappe die letzte" Zitat · Antworten

allerdings.
GUT gemacht

liebe Susanne!

ich bewundere deine Ausdauer
dein diplomatisches Geschick zu "suaviter in modo, fortiter in re"
und dein Talent zur wirksamen Wortwahl.

von deiner Beharrlichkeit und Kraft mal ganz abgesehen.

so elegant hätte ich das nicht geschafft.
womöglich hätte ich vor Ort rebelliert und die Reha für immer unversöhnlich abgebrochen.




ame (aka amethysmena)
„Die subversivste Droge ist ein klarer Kopf.“


Susanne Offline



Beiträge: 368

08.06.2019 13:07
#3 RE: Zwangsspüldienst - "Klappe die letzte" Zitat · Antworten

Update ;-)

Doch liebe Ame,

auch Du hättest das so elegant geschafft, wenn Du gewollt hättest.
Aber Du hättest Dich, wie Du schreibst, anders entschieden - was auch ebenso gut nachvollziehbar ist oder gewesen wäre, wie meine Gabelung.

Für "suaviter in modo, fortiter in re" bedanke ich mich noch, kannte ich nicht, ist aber eine prima Leitlinie, gerade auch für mich, die ich gerne mal nicht ganz so suaviter ´rüberkommen möchte, zumindet früher, und mir in der Sache damit öfters keinen guten Dienst erwiesen habe.


Nun aber zum Stand der Dinge - zum Spüldienst (jajaja, wen es ennuiert, bedient jetzt einfach die Maus...), so als mein Hobby, mein kleines Steckenpferd, mein Robin-Hood-Projekt, vereint mit der charakterlichen Übung in Sachen Ausdauer:

Die DRV Bund hat mir am 2.2.19 geschrieben, dass sie sich für meine Ausführungen zum Spüldienst vom 26.11.2018 bedanken und wegen des Basisvertrages nach § 38 SGB IX an den federführenden Rentenversicherungsträger, die DRV Baden-Württemberg, weiterleiten und über den Schriftwechsel informieren. Meiner eigenen Strecken- und Zeitplanung nach hätte ich also in Baden-Württemberg Anfang Mai 2019 mal nachfragen wollen. Habe ich echt nicht mehr auf dem Radar gehabt. Macht aber nichts- die freuen sich bestimmt sehr, dass ich ihnen einen zusätzlichen Monat einräume ;-)

Da werde ich doch *Kalender zück* innerhalb der nächsten 14 Tage telefonisch und selbstverständlich auch schriftlich mit Aufforderung zu einer zeitnahen Stellungnahme nachhaken.

De facto ist erfreulicherweise zumindest der Mittagsspüldienst in der Klinik als Teilerfolg weiterhin ausgesourced; es bleiben 66,6 Prozent des tägliche Geschirrs weiterhin fest in zarter Frauenhand... mal schauen, ob da nicht doch noch `was geht.

Gelassene Grüße,
Susanne

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Susanne Offline



Beiträge: 368

18.12.2019 15:20
#4 RE: Zwangsspüldienst - "Klappe die letzte" Zitat · Antworten

Nun aber wirklich das letzte, wirklich Allerletzte update zum Zwangsspüldienst - versprochen ;-)

Kurz zur Erinnerung: "Die DRV Bund hat mir am 2.2.19 geschrieben, dass sie sich für meine Ausführungen zum Spüldienst vom 26.11.2018 bedanken und wegen des Basisvertrages nach § 38 SGB IX an den federführenden Rentenversicherungsträger, die DRV Baden-Württemberg, weiterleiten und über den Schriftwechsel informieren."

Am 21.10.2019 schrieb mir nun (nach zweimaligem Nachhaken) die DRV Baden-Württemberg:

…akzeptieren wir, dass in der Fachklinik Höchsten der Spüldienst als Vorbereitung auf das tägliche Leben und Training sozialer Kompetenzen in den Therapiealltag eingebettet ist.

Das hat gar nichts damit zu tun, dass es sich um eine Einrichtung für Frauen handelt. (…)

In der Fachklinik Ringgenhof wird aus organisatorischen Gründen der Spüldienst nicht von Rehabilitanden mitübernommen; dafür finden dort aber andere Tätigkeiten mit dem Zweck einer Alltagsintegration statt, wie z.B. das Sammeln und Transportieren von Papier- und Glasmüll. (…)

Generell sehen wir keinen Grund, in klinikinterne Abläufe einzugreifen, wir stehen aber wegen einer besseren Integration in den arbeitstherapeutischen Bereich mit der Geschäftsführung der Suchthilfe der Zieglerschen in Kontakt.



Sie schreiben wirklich "gar nichts" - ich lach mich schlapp.

Ich mag es eigentlich fast gar nicht kommentieren, aber o weh - das mit dem Müllsammeln zum Zwecke der Alltagsintegration - ist schon `ne Nummer oder? Das Argument ist der Anstaltsleitung nach über einem Jahr Kontroverse wohl als rettender Argumentationsanker gerade noch so eingefallen.
Ansonsten, fast schon makaber, klingt das wie die Regierung, die eine Anhebung des Flaschenpfandes zur Bekämpfung der Altersarmut in Erwägung zieht...

Immerhin - wenn der Spüldienst nun im Therapiekonzept zumindest verankert werden muss, ist der Automatismus tot, d.h. in den Besprechungen muss die Rehabilitandin dazu gefragt werden. Hoffe ich.

Mir wird ums Herz ein wenig wie des Försters Gattin... https://www.literaturforum.de/threads/5554-loriot-advent

Adventliche Grüße,
Susanne ;-)

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tarja Offline




Beiträge: 323

18.12.2019 15:59
#5 RE: Zwangsspüldienst - "Klappe die letzte" Zitat · Antworten

Zitat von Susanne im Beitrag #4


Immerhin - wenn der Spüldienst nun im Therapiekonzept zumindest verankert werden muss, ist der Automatismus tot, d.h. in den Besprechungen muss die Rehabilitandin dazu gefragt werden. Hoffe ich.

Mir wird ums Herz ein wenig wie des Försters Gattin... https://www.literaturforum.de/threads/5554-loriot-advent




...und darf die Therapie abwählen, weil sie die Inhalte im Alltag schon zur Genüge geübt hat und beherrscht?


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ame Offline




Beiträge: 153

22.12.2019 16:43
#6 RE: Zwangsspüldienst - "Klappe die letzte" Zitat · Antworten

Sálü Susanne!

Danke, dass du uns dieses Statement der DRV hier mitteilst.

Zitat
… akzeptieren wir, dass in der Fachklinik Höchsten
der Spüldienst als Vorbereitung auf das tägliche Leben
und Training sozialer Kompetenzen
in den Therapiealltag eingebettet ist.


... und das kurz vor dem Beginn der 2020er Jahre

Meine Vermutung dazu:
Die Zieglersche Anstalt spart sich damit nicht nur das Küchenpersonal (und das Müllsammelpersonal im Fall der Herren),
sondern stellt diese "therapeutische Maßnahme" auch noch der DRV
- also uns allen Beitrags- und Steuerzahler*innen - in Rechnung ?!

Egal ob oder ob nicht - ich finde sowohl die Maßnahme als auch die Reaktion der DRV rundum menschenverachtend.




ame (aka amethysmena)
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