...nachdem ich mich die letzten Tage wiederholt in diesem Forum umgesehen habe, habe ich nun den Entschluß gefaßt, mich zu registrieren....denn ich denke, es wird Zeit.....
Ich bin 36 Jahre und verheiratet, habe zwei Kinder (7 + 5) und trinke seit vielen Jahren, mal mehr mal weniger.
Weshalb ich bis jetzt noch nicht um Hilfe gebeten habe liegt vielleicht daran, daß mich der Alkohol eigentlich nie wirklich gestört hat...
Irgendwann, mit 20 etwa, habe ich angefangen, abends Wein oder Sekt zu trinken, nie soviel, das ich etwa "geschwankt" wäre, "gelallt" hätte oder morgens den Wecker nicht gehört hätte oder aufrund des "Katers" nicht aus dem Bett gekommen wäre...nein, dies war nie der Fall... Auch kann ich keinen bestimmten Grund nennen, mit dem Trinken angefangen zu haben, es hat sich einfach so ergeben....
Mittlerweile sind etliche Jahre vergangen, aber ich habe das Gefühl, es wird schlimmer... Während ich früher etwa drei- bis viermal die Woche etwas getrunken habe, ist es seit einigen Wochen fast täglich der Fall.....
Wie schon erwähnt, habe ich zwei Kinder. Während der Schwangerschaft und der Stillzeit war ich absolut trocken (beim 1. Kind insgesamt 14 Monate, beim 2. Kind über zwei Jahre). Das hat mir nichts ausgemacht, habe kaum ans Trinken gedacht Kaum war die Stillzeit vorüber, ging das Trinken wieder los.
Vor einem Jahr habe ich ein ehrenamtliches Projekt betreut, welches sehr zeitaufwendig war, mich aber sehr ausgefüllt und innerlich befriedigt hat...in dieser Zeit habe ich kaum getrunken. Deshalb denke ich nun manchmal, daß ich diese Sucht von alleine in den Griff kriegen könnte, wenn ich mehr ausgelastet wäre, oftmals ist mir ziemlich langweilig, den ganzen Tag bin ich überwiegend mit Kinderbetreuung und Haushalt beschäftigt. Mein Mann arbeitet den ganzen Tag, er hat mich noch nie auf mein Problem aufmerksam gemacht...
Freunde, denen ich mich anvertrauen könnte, habe ich leider nicht, auch ist der Familienzusammenhalt nicht so toll....
Ein Coming-out kommt nicht in Frage, schon alleine wegen meiner Kinder nicht. Wir leben in einer spießigen Eigenheim-Neubausiedlung, wo jeder jederzeit den anderen zu übertrumpfen versucht....meine Kinder würden mein Problem die nächsten 20 Jahre aufs Butterbrot geschmiert bekommen.
gerne würde ich aufhören, nur bin ich zu einer (externen) Therapie noch nicht bereit und mich als Alkoholiker vor allen outen möchte ich auch nicht....wegen meiner Kinder...
ich habe einen ähnlichen Weg hinter mir wie du. Ehe, Haus, Kinder und lange Jahre getrunken ohne auffällig zu werden. Weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich habe immer wieder zwischendurch versucht aufzuhören. Hat dann auch mal ein oder zwei Wochen geklappt, einmal sogar zwei Monate...dann war diese Stimme wieder in mir, die meinte "ach komm, ist doch alles nicht so schlimm, schau andere trinken viel mehr Habe mir immer gewünscht, eines Tages wachst du auf und musst nicht mehr trinken... na ja, wie Träume so sind. Erst als ich mir eingestehen konnte, ich schaffe das nicht allein...und mir Hilfe geholt habe, hats geklappt. Wünsche dir alles Gute auf deinem Weg Gruß Ruby
Zitat nur bin ich zu einer (externen) Therapie noch nicht bereit und mich als Alkoholiker vor allen outen möchte ich auch nicht....wegen meiner Kinder...
Wer sagt denn, daß du dich vor allen outen mußt?
So würde sich das vielleicht besser anhören:
gerne würde ich aufhören,.... ......wegen meiner Kinder...
"Deshalb denke ich nun manchmal, daß ich diese Sucht von alleine in den Griff kriegen könnte..."
Ich habe auch so angefangen wie du, im zarten Alter von ca. 20 Jahren halt jeden (oder fast jeden) Abend ein Bierchen oder zwei oder drei, ohne mir groß Gedanken zu machen. Mein Leben habe ich prima auf die Reihe gekriegt.
Trotzdem hatte ich auch schon damals Gedanken wie in dem Zitat und wußte im Grunde, dass da was Ernsteres dahinter steckt. Aber im gleichen Mass, wie ich erfolgriech im Leben war, habe ich diese Erkenntnis auch verdrängt.
Und dann kam ein Teufelskreis, der Jahrzehnte gedauert hat: Je stärker ich versucht habe, mein Alk-problem selbst in den Griff zu bekommen, desto schlimmer wurde es. Bis zum bitteren Ende vor ca. 1,5 Jahren.
Aus meiner Sicht hast du die ziemlich einmalige Chance, schon jetzt aus dem Scheißkarussell auszusteigen. Dazu musst du aber verinnerlichen, dass du im Anfangs(?)stadium einer lebensgefährlichen Krankheit steckst und es definitiv keine Möglichkeit für dich mehr gibt, kontrolliert zu trinken.
Wenn du es schaffst, ersparst du dir unendlich viel Leid. Lese nur mal ein paar der Vorstellungsgeschichten der Forumsmitglieder..., z.B. von mir:<Grufti-1>oder die Fortsetzung<Grufti-2>
Ich hoffe, das ist die letzte Fortsetzung gewesen.
Du schreibst, du willst dich nicht als Alkoholikerin outen. Musst du doch gar nicht, du kannst doch die Alk-Feiheit auch als deinen neuen Lebensstil oder so ähnlich verkaufen. Außerdem bist du sowieso keinem Rechenschaft schuldig.
Und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit bist du ja tatsächlich keine Alkoholikerin, vielleicht könntest du ja tatsächlich deinen Alk-Konsum selbst wieder in den Griff bekommen. Ich glaub's allerdings nicht, wenn ich ehrlich bin. Dazu erinnere ich mich anhand deiner Schilderung zu gut an meine eigene Vergangenheit.
Dein Bericht hat mir damit schon geholfen, nie zu vergessen, wie beschissen es mir damals ging. So funktioniert eine Selbsthilfegruppe!
Ich wünsch dir alles Gute für deinen Weg!
Ach so, das wollte ich noch schreiben:
"Mein Mann arbeitet den ganzen Tag, er hat mich noch nie auf mein Problem aufmerksam gemacht..."
Mit ihm würde ich auf jeden Fall offen reden. Sollte er dir deine Bedenken ausreden wollen, lass ihn mal hier lesen... So, jetzt schick ich den Beitrag mal ab, in der Hoffnung dich nicht zu sehr zugetextet zu haben...
[ Editiert von grufti am 13.05.08 21:49 ]
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Zitatgerne würde ich aufhören, nur bin ich zu einer (externen) Therapie noch nicht bereit und mich als Alkoholiker vor allen outen möchte ich auch nicht....wegen meiner Kinder...
Vielleicht ist es wirklich ratsam JETZT anzufangen AUFZUHÖREN...denn wenn Du weiter machst, läufst Du Gefahr das du kein Outing mehr brauchst, weil es dann jeder sieht...sogar Deine Kinder !! Auch wenn man denkt es immer schön verstecken zu können...diese Gedanken sind falsch.
Viel Glück auf deinem Weg
LG UTA
Auch Wolkenkratzer haben mal als Keller angefangen.
ZitatGepostet von jarunee Weshalb ich bis jetzt noch nicht um Hilfe gebeten habe liegt vielleicht daran, daß mich der Alkohol eigentlich nie wirklich gestört hat...
...da Dich Dein Alkoholkonsum wohl, so vermute ich, jetzt stört, darf ich Dich erst einmal zu dem ersten, dem wichtigsten Schritt, beglückwünschen, nämlich, dass Du Dich Dir selbst gegenüber "geoutet" hast... Zudem postest Du hier, ein zweiter kleiner Schritt, der angesichts der Tatsache:
Zitatich habe das Gefühl, es wird schlimmer...
auch wirklich wichtig ist... Für mich war dieses Gefühl nämlich noch lange kein Anlass, mit dem Trinken aufzuhören...Ich hoffe, für Dich ist es das...
Da sind ein paar Punkte, auf die ich gerne eingehen würde:
ZitatVor einem Jahr habe ich ein ehrenamtliches Projekt betreut, welches sehr zeitaufwendig war, mich aber sehr ausgefüllt und innerlich befriedigt hat...in dieser Zeit habe ich kaum getrunken. Deshalb denke ich nun manchmal, daß ich diese Sucht von alleine in den Griff kriegen könnte, wenn ich mehr ausgelastet wäre, oftmals ist mir ziemlich langweilig, den ganzen Tag bin ich überwiegend mit Kinderbetreuung und Haushalt beschäftigt.
Ausfüllen kannst Du Dich und Deinen Tag selbst, ich meine NUR selbst... Ehrenamtliche werden wie die berühmten Stecknadeln im Heuhaufen gesucht, Du könntest es mit Sport, einem neuen Hobby versuchen - in Ergänzung mit Kindern und Haushalt würde mich dies jedenfalls vollends ausfüllen... Zudem hast Du ja jetzt etwas, an dem Du arbeiten kannst/willst/musst, nämlich Dein Alkoholproblem (ich wähle mal diesen Begriff, in der Hoffnung, es entbrennt jetzt keine Diskussion über seine Definition), und diese Arbeit fordert auch seine Zeit...
ZitatFreunde, denen ich mich anvertrauen könnte, habe ich leider nicht, auch ist der Familienzusammenhalt nicht so toll....
Dein Arzt wäre die erste Anlaufstation; und da er der Schweigepflicht unterliegt, bekämen das noch nicht mal Deine spießigen Nachbarn heraus... Mit ihm könntest Du alles weitere, die nächsten Schritte des Weges "Entzug" jedenfalls, durchsprechen und planen... Der weitere Weg wird sich dann ergeben; manche gehen den alleine (kann ich nicht empfehlen; funktioniert(e) bei mir nicht), für manche ist das der Besuch einer Selbsthilfegruppe, eine ambulante Therapie und/oder eine Langzeittherapie... Eins kann ich Dir aus voller Überzeugung sagen: er lohnt sich!
ZitatEin Coming-out kommt nicht in Frage, schon alleine wegen meiner Kinder nicht. Wir leben in einer spießigen Eigenheim-Neubausiedlung, wo jeder jederzeit den anderen zu übertrumpfen versucht...
Deinen Nachbarn gegenüber brauchst Du das auch nicht, wobei es Dir hoffentlich in einigen Monaten egal sein wird und Du dieses Pseudo-Rennen belächeln wirst, allerdings wäre es für Dich und Deine Familie gut, wenn sie von Deinem Problem wüsste... Sie kann Dir eine wichtige Stütze sein; für mich ist sie unverzichtbar... Der Besuch einer SHG oder einer Therapie bemerkt Deine Familie sowieso; Dich hier in Lügen zu verstricken, wäre nur eine weitere Belastung, die Du Dir nicht leisten solltest und kannst... Deine Nachbarn bemerken davon wahrscheinlich nichts - Du bist nicht SO wichtig...
Zitatmeine Kinder würden mein Problem die nächsten 20 Jahre aufs Butterbrot geschmiert bekommen.
...und hier schließe ich mich an: Tust Du jetzt nichts, riechen die anderen demnächst die Alkohol-Lunte, wenn sie das nicht sowieso schon getan haben...
Ich wünsche Dir alles Gute, Mut und Kraft für die ersten Schritte - wenn Du erst mal ins Traben gekommen bist, geht es hoffentlich weiter... Nur ein Tipp noch: Geh jetzt los, direkt - das erspart Dir ne Menge...und geh in erster Linie für Dich los, die anderen profitieren (meistens) sehr davon, so ganz nebenbei...
Beste Grüße
Tom
"How much can you really know about yourself if you've never been in a fight?" Tyler Durden
Nein, habe noch nicht mit meinem Mann gesprochen... (bin mir aber sicher, er weiß eh´ Bescheid...)
Habe seit vier Tagen nichts mehr getrunken und es hat mir nicht besonders viel ausgemacht. Obwohl ich ständig daran denke, habe ich keinen "Saufdruck", auch geht es mir körperlich gut (keine "Nebenerscheinungen" wie zittrige Hände, Schweißausbrüche, etc...)
Versuche, durchzuhalten....ein Schritt vor den anderen, wie ich hier schon oft gelesen habe....
mir ist klar, das ich in Euren Augen nicht so reagiere, wie es eigentlich richtig wäre....wahrscheinlich belächeln mich die meisten von Euch.....
Mir ist klar, dass ich ein echtes Problem habe, nur fällt es mir sehr schwer, mich anderen anzuvertrauen, habe wie gesagt keine Freunde, keine "lieben Verwandten" und eigendlich niemanden, mit denen ich über so etwas reden kann und möchte...am wenigsten mit meinem Hausarzt, den finde ich noch am wenigsten sympatisch....
Keine Ahnung, wie es weitergeht....habe heute wieder was getrunken...
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Saufnix-Chat
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jarunee,
na ja, wie Träume so sind.
es sind die kleinen Dinge im Leben...
- ich hoffe, Du hast ein gutes Gefühl dabei...